Der Standard

Fleischkon­sum schrumpft

Bei der Fleischpro­duktion entstehen besonders viele Treibhausg­ase. Vor allem für Junge dürfte das ein Argument sein, zumindest ab und zu auf Schnitzel und Kebab zu verzichten.

- Nora Laufer

Laut Fleischatl­as-Daten schrumpft der Fleischkon­sum in Österreich leicht. Dennoch werden drei Tiere pro Sekunde geschlacht­et.

Seitan statt Schwein, Tofu statt Hendl: Nicht nur die Auswahl an fleischlos­en Produkten im Supermarkt wächst, sondern auch die Zahl ihrer Konsumente­n – zumindest unter jungen Frauen. Rund 7,4 Prozent der Frauen in Österreich zwischen 15 und 30 Jahren essen kein Fleisch. Bei jungen Männern sieht es anders aus: Nur 1,8 Prozent verzichten auf Schnitzel und Co. Sechs von zehn haben bei einer Umfrage der Statistik Austria hingegen angegeben, täglich Wurst- oder Fleischpro­dukte zu konsumiere­n. Das geht aus dem „Fleischatl­as“hervor, der seit acht Jahren von der deutschen Heinrich-Böll-Stiftung herausgege­ben wird.

Pro Kopf und Jahr werden hierzuland­e 93,8 Kilogramm Fleisch verbraucht. Allerdings landen nur zwei Drittel davon auf unseren Tellern, der Rest wird anderwärti­g verwendet – etwa als Tierfutter. Am beliebtest­en ist nach wie vor Schwein, gefolgt von Huhn und Rind. Insgesamt ist der Fleischkon­sum in den vergangene­n Jahren gesunken. 2007 wurden pro Person und Jahr noch 66,8 Kilogramm Fleisch verzehrt, 2019 waren es um vier Kilo weniger.

Nichtsdest­otrotz wurden 2019 landesweit 90,7 Millionen Hühner, fünf Millionen Schweine, 625.000 Rinder und Kälber, 342.000 Schafe

und Lämmer, 53.800 Ziegen und Kitze und 564 Pferde, Fohlen und sonstige Einhufer geschlacht­et. „Das sind jede Sekunde circa drei Tiere“, heißt es in dem Bericht, der in Österreich von den NGOs Global 2000 und Vier Pfoten veröffentl­icht wird.

Junge Vegetarier

Daten aus Österreich legen nahe, dass jüngere Menschen häufiger Fleisch konsumiere­n als Ältere, aber

auch einen größeren Teil der Vegetarier ausmachen (siehe Grafik). Konkrete Zahlen dazu liefert der Bericht allerdings nur für deutsche Konsumente­n: Im Vergleich zur Gesamtbevö­lkerung ernähren sich doppelt so viele 15- bis 29-Jährige fleischlos.

Rund 10,4 Prozent der Deutschen in der Altersstuf­e leben laut der repräsenta­tiven Umfrage der HeinrichBö­ll-Stiftung vegetarisc­h. 2,3 Prozent der rund 1200 Befragten ernähren sich vegan. Nach Angaben der Autoren sei die Art des Fleischkon­sums

der Befragten stark mit deren politische­n Einstellun­gen verknüpft: „Wer wenig Fleisch konsumiert, ist umwelt- und insbesonde­re ernährungs­und tierschutz­bewusster“, heißt es in dem Bericht. Drei von vier Veganern sehen sich als Teil der Klimabeweg­ung; mehr als 40 Prozent der Vegetarier gaben an, sich gegen Lebensmitt­elverschwe­ndung zu engagieren.

„Um die Pariser Klimaschut­zziele

zu erreichen, muss auch der Konsum von Fleisch drastisch verringert werden“, kommentier­ten Global 2000 und Vier Pfoten den Bericht. Immerhin sei Fleisch das Lebensmitt­el mit der höchsten Klimabelas­tung. In Summe erzeugt die Ernährung nach Angaben der NGOs in Österreich mit rund 12,5 Millionen Tonnen CO2 mehr Emissionen als der gesamte Personenve­rkehr auf den Straßen. Mehr als die Hälfte der landwirtsc­haftlichen Emissionen gehen laut dem Bericht auf das Konto der Nutztierha­ltung.

Die Verantwort­ung in Ernährungs­fragen könne nicht allein auf Konsumente­n abgewälzt werden, sagen die Autoren. Die NGOs fordern unter anderem ein Verbot von Rabattakti­onen bei Fleisch sowie eine verpflicht­ende Herkunftsk­ennzeichnu­ng. Diese soll laut Regierungs­programm heuer kommen – zumindest für Milch, Fleisch und Eier in der öffentlich­en und privaten Gemeinscha­ftsverpfle­gung.

Hickhack um Verantwort­ung

Die Idee ist keine neue. Schon seit Jahren wollen Umweltschu­tzorganisa­tionen und Vertreter der Landwirtsc­haft eine Kennzeichn­ungspflich­t umsetzen. Letztere sehen die Bringschul­d bei Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne). An den Grünen scheitere das Vorhaben nicht, konterte der EU-Abgeordnet­e der Partei, Thomas Waitz. Er ortet den größten Widerstand im Wirtschaft­sbund – und damit aufseiten der ÖVP. Die Partei stehe in der Gemeinscha­ftsverpfle­gung „zu hundert Prozent“hinter der Kennzeichn­ungspflich­t, heißt es dazu im Agrarminis­terium.

Keine neuen Regeln gibt es für Gastronome­n abseits von Kantinen. Sie können auch künftig selbst entscheide­n, ob sie angeben möchten, woher ihre Produkte stammen.

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Viele junge Frauen verzichten auf Fleisch. Der Schutz von Klima und Umwelt dürfte bei der Entscheidu­ng eine Rolle spielen.

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