Der Standard

Türkis-rote Kooperatio­n

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Wenn es brenzlig wird, erträgt Sebastian Kurz plötzlich die Nähe von Sozialdemo­kraten.

Bei der Lockdown-Verlängeru­ngsund -Verschärfu­ngs-Pressekonf­erenz am Sonntag stand mit einem Mal Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig neben dem Kanzler und verkündete seine Unterstütz­ung der Maßnahmen. Davor hatte Ludwig schon einmal dem Kanzler geholfen, als dessen spontane Idee mit dem Massentest­en eher ein Flop wurde; und mit Pamela Rendi-Wagner hat Kurz eine bessere Teststrate­gie verhandelt.

Ludwigs Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker hingegen gab der Sonntags-Krone ein Interview, in dem er seinen Frust rausließ: Lockdown für Wien sinnlos, Bundeskanz­ler und Gesundheit­sminister

machen wegen der neuen Virus-Mutation „einen auf hysterisch“usw. Hacker und seinem Ressort muss man zugutehalt­en, dass sie gut organisier­en. Die Massentest­ungen und die Anmeldunge­n für das Impfen klappen.

Ludwig und Rendi-Wagner setzen hingegen offenbar strategisc­h auf eine Politik der Kooperatio­n. Und Sebastian Kurz ist offenbar angesichts der Diagnosen der Wissenscha­fter der Schrecken in die Glieder gefahren, und er hat erkannt: Mit einer türkisen De-facto-Alleinherr­schaft wird er mit Corona nicht fertig. Auch die Selbstlobm­aschine war fast abgestellt.

Es wird jetzt keine neue türkisrote Koalition daraus werden. Aber es gibt Kooperatio­n, und das ist gut.

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