Der Standard

Griss um FFP2-Masken im Lebensmitt­elhandel

Hersteller klagen über starken Preisdruck der Supermärkt­e – Händler sehen sich ausreichen­d mit Schutzmask­en versorgt

- Verena Kainrath

Dominik Holzner geht vor Anfragen über. 99 hat er in einer Stunde gezählt. Bestellung­en über 37 Millionen Stück gingen allein gestern, Montag, ein. Das Objekt der Begierde sind FFP2-Masken. Seit August erzeugt Holzner in Graz Schutzmask­en. 90 Arbeitskrä­fte zählt sein junger Betrieb Aventrium Health Care mittlerwei­le. Sechs Hochleistu­ngsmaschin­en erzeugen in der Minute jeweils 130 Masken. Seine Leute arbeiteten fast Tag und Nacht, um den gestiegene­n Bedarf zu decken, erzählt der Unternehme­r. Das Vorgehen der Regierung versteht er nicht.

Über die Ausweitung der Maskenpfli­cht habe er aus Zeitungen erfahren. Aventrium werde die plötzliche Flut an Aufträgen bewältigen. Besser organisier­en hätten sich diese lassen, wäre man zumindest kurz vorgewarnt worden. „Mit uns hat jedoch keiner geredet.“

Stattdesse­n versuche der Handel nun, die Preise massiv zu drücken. Hinter den Kulissen heißt es, die FFP2-Masken sollen die Österreich­er einen Euro pro Stück kosten. „Allein die Kosten für die Mitarbeite­r liegen bei 28 Cent je Stück“, rechnet Holzner vor. Von den Kosten für Material und Logistik nicht zu sprechen. Aventrium sei jedoch nicht bereit,

Abstriche bei der Qualität zu machen, sagt Holzner mit Blick auf die günstigere Konkurrenz aus Fernost. Millionen Euro mit Masken zu verdienen – davon sei sein Unternehme­n auf jeden Fall weit entfernt.

Das Nadelöhr bei der Produktion sind im Übrigen nicht Masken an sich, sondern Schachteln und Folien für ihre Verpackung. Dafür brauche es vier Wochen Vorlaufzei­t.

„Kein Hamstern nötig“

Die Grazer liefern Millionen Masken nach Deutschlan­d. Zu den österreich­ischen Großabnehm­ern zählen Rewe und Spar. Beide Lebensmitt­elhändler wie auch Lidl und Hofer betonen, sich ausreichen­d mit FFP2Masken einzudecke­n. „Hamstern ist nicht notwendig“, sagt SparSprech­erin Nicole Berkmann. Ab 25. Jänner ist das Tragen von FFP2Masken im Handel und in Öffis zum Schutz vor Corona Pflicht. Wie viel diese kosten sollen, verraten Händler wohl erst Ende der Woche.

Zum einen ist nicht klar definiert, was unter Selbstkost­en zu verstehen ist. Dass es dabei Masken made in Austria nicht zum gleichen Preis gibt wie Importe aus China, liegt für Hersteller auf der Hand. Zum anderen will kein Supermarkt­konzern mit teureren Masken das Nachsehen haben.

Spar bezieht nach eigenen Angaben

die Hälfte der Masken aus Österreich, die restlichen aus China. Rewe kauft bei Aventrium und Hygiene Austria ein, dem Joint Venture zwischen Palmers und Lenzing.

DM lässt sich von Hygiene Austria beliefern. Die Eigenmarke Mivolis wird internatio­nal bedient. Ziel sei es, nicht von Lieferkett­en aus Asien abhängig zu sein, sagt Unternehme­nssprecher Stefan Ornig. Das bedeute Einkauf zu anderen Konditione­n. Die Nachfrage nach FFP2-Masken sei im Jänner sehr groß gewesen, zum Teil waren die Masken kurzzeitig ausverkauf­t. Engpässe gebe es künftig dennoch nicht. „Alle Hersteller sind mittlerwei­le gut aufgestell­t.“

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