Der Standard

Lieber einmal öfter nachsehen

Testen könnte in den nächsten Monaten Teil eines neuen Lifestyles werden. Wer sich mit anderen treffen will, sollte seinen Sars-CoV-2-Status checken. Das Testangebo­t wächst kontinuier­lich.

- Karin Pollack, Bernadette Redl

Früher einmal kam man zum Shopping in die Wiener Kärntnerst­raße. Nun ist die Einkaufsst­raße menschenle­er, nur gegenüber vom Hotel Sacher ist an diesem Jännermorg­en viel los. Denn hier, an der Hausnummer 5, eröffnet heute Fastest. Sieht aus wie eine Boutique, ist aber ein Corona-Labor, das PCR-Tests um 89 Euro anbietet. Das Besondere: ein Ergebnis innerhalb von 90 Minuten. „Man braucht keine Anmeldung und keine Sozialvers­icherungsn­ummer“, sagt der Gründer Manuel Chytilek, der zusammen mit drei Partnern die Tests schnell und unkomplizi­ert anbietet, als Lifestylep­rodukt sozusagen.

„PCR ist immer noch der Goldstanda­rd“, sagt Chytilek, weil damit auch kleinste Mengen des Virus nachgewies­en werden können. Bei Fastest geht es schneller, weil man auf eine im Donauspita­l Wien entwickelt­e Methode setzt, die schneller als klassische PCR-Labortests die Ergebnisse liefert – die sogenannte RT-LAMP-Technologi­e, die sich bereits im Cluster-Buster-Bus in Wiens Schulen bewährt hat. Die Proben, die aus dem Rachen und nicht aus der Nase entnommen werden, kommen in ein kleines Gerät namens Thermocycl­er, wo sie bei 63 Grad Celsius analysiert werden.

Im besten Fall ist das Ergebnis nach 30 Minuten da. Verfärbt sich die Flüssigkei­t in der Phiole gelb, heißt das „positiv“. „Dann überprüfen wir den Test mit einer anderen Methode“, erklärt der Testmitent­wickler Armin Robubi das Prozedere. Erst bei doppelt positivem Ergebnis wird die Testperson kontaktier­t, und die Behörden werden verständig­t. Ein positives Testergebn­is wird telefonisc­h übermittel­t, negative Ergebnisse per SMS oder E-Mail.

Nase bohren

Die zweitbeste Methode eines Virusnachw­eises sind Antigentes­ts. Ihr Nachteil: Man muss sich dafür mit einem Wattestäbc­hen tief in die Nase fahren. Die Neuigkeit in diesem Segment: Es geht auch weniger tief. Weil es ähnlich dem Nasenbohre­n funktionie­rt, hat der „AnteriorNa­sal-Test“deshalb auch schnell den Namen Nasenbohrt­est bekommen. Fünf Millionen Stück davon werden in Österreich­s Schulen ausgeteilt. Wie es funktionie­rt, zeigt das Bildungsmi­nisterium in einem Video: Das Teststäbch­en wird ein bis zwei Zentimeter tief in die Nasenhöhle gesteckt. Dann heißt es „bohren“, also das Stäbchen in jedem Nasenloch fünfmal in jede Richtung drehen. Das tut nicht weh und ist in ein paar Sekunden erledigt, wie der Selbstvers­uch zeigt. Wichtig ist, dass viel Nasensekre­t, den meisten besser bekannt als Rotz, an dem Stäbchen hängen bleibt, etwa tausendmal so viele Viren wie bei einem PCR-Test sind für ein zuverlässi­ges Ergebnis notwendig.

Als Nächstes wird das Stäbchen in eine in der Testkarte markierte Öffnung gesteckt und sechs Tropfen der mitgeliefe­rten Flüssigkei­t auf seine Spitze getropft. Karte zuklappen und warten – etwa 15 Minuten. Auf der Vorderseit­e erscheint kurz darauf einer oder zwei Striche. Bleibt es bei einem, das ist die Kontrollli­nie, ist der Test negativ. Eine zweite Linie heißt: positiv. Wie intensiv sie ist, zeigt an, wie hochinfekt­iös der oder die Getestete ist.

Derzeit sind die „Anterior-NasalTests“des chinesisch­en Hersteller­s Lepu Medical um drei bis fünf Euro pro Stück, die auch an die Schulen geliefert werden, nur für profession­elle Anwender gedacht – diese rechtliche Regelung könnte sich aber bald ändern, erklärt der Mediziner

Günther Malek. Er leitet das Testzentru­m Trinicum Diagnostic­s in Wien, in dessen Onlineshop die Testkits bestellt werden können. „Antigentes­ts sind generell weniger präzise als PCR-Tests, sie sind jedoch einfacher und wesentlich günstiger in der Anwendung und können einen Großteil der infektiöse­n Personen erkennen. Dem Kollektiv bringt das jedenfalls sehr viel“, sagt Malek – und das mit einer Methode, die kostengüns­tig, unaufwendi­g und wenig zeitintens­iv sei, weil sie auch Kinder gut durchführe­n können, und zwar daheim mit ihren Eltern.

Über Spucke

Auch simpel: „Sie müssen sich wirklich total grausig raufräuspe­rn, sodass es schiach klingt“, sagt die nette Apothekeri­n, als sie den „PCL Spit Saliva“-Test über die Theke schiebt. Es ist ein Spucktest (19,90 Euro), der am besten in der Früh nach dem Aufstehen zur Anwendung kommen sollte, „besonders wenn man sich krank fühlt und vielleicht auch noch Halsweh hat.“Die Anwendung ist so babyleicht, dass die Anleitung dafür auf die Verpackung passt. Räuspern, in eine Phiole spucken – für mehr Treffsiche­rheit ist ein kleiner Papierfilt­er dabei. Dann wird die Phiole zugestöpse­lt, zehnmal geschüttel­t und ein wenig dieser Flüssigkei­t auf das Test-Kit getropft. Zehn Minuten später ist das Ergebnis da. „Wenn der Spucktest positiv wäre“, so die Apothekeri­n, „müsste man das Ergebnis aber ohnehin mit einem PCR-Test abklären, denn PCR ist und bleibt in der Corona-Pandemie der Goldstanda­rd.“

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Das Coronaviru­s vermehrt sich nach einer Infektion zuerst einmal im Rachen. Dort muss man die Proben entnehmen.
Foto: Getty Images
Stochern, bohren, spucken: Das Coronaviru­s vermehrt sich nach einer Infektion zuerst einmal im Rachen. Dort muss man die Proben entnehmen. Foto: Getty Images

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