Der Standard

Justiz sucht Schweizer Konten von Pechvogel oder Glücksfee Pucher

Ex-Commerzial­bank-Chef brachte mindestens 600.000 Euro in die Schweiz – mit Toto und Lotto soll er Millionen verloren haben

- Renate Graber

Die Spuren in der Causa Commerzial­bank Mattersbur­g führen auch in die Schweiz. Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) hat in der Strafsache gegen Martin Pucher u. a. Anfang Dezember ein Rechtshilf­eersuchen in die Schweiz geschickt, für Kontoöffnu­ngen.

Die Ermittler wollen wissen, ob Exbankchef Pucher Geld in der Schweiz veranlagt hat. Gesucht werden allfällige Konten Puchers bzw. seiner Ehefrau bei der UBS. Den Anhaltspun­kt dafür hatte Pucher in einer seiner Einvernahm­en und in seiner schriftlic­hen Stellungna­hme im vorigen Oktober selbst geliefert.

Depot auf Frau übertragen

Da ließ er die Ermittler wissen, er habe schon in den 1980er-Jahren recht viel Geld beim damaligen Schweizer Bankverein in Basel in Wertpapier­en veranlagt. Als das Institut von der UBS übernommen wurde, sei das Depot nach Zürich verlegt worden. 2007, 2008 habe er es seiner Frau überschrie­ben, mit mindestens 600.000 Euro drauf.

Pucher und seine Exvorstand­skollegin K. haben ja gestanden, spätestens seit den 1990ern Geschäftsv­olumen (vor allem Kredite) erfunden und unrechtmäß­ig Geld aus der Bank gebracht zu haben; das Institut sei wohl schon Ende der 1990er pleite gewesen.

Die Ermittler wollen nun wissen, ob (und wenn ja wie viel) Geld Pucher

bis zum Auffliegen der Affäre im vorigen Juni in die Schweiz transferie­rt hat. Sollte dem so sein, lege das den Verdacht nahe, dass es sich um Geld aus den Malversati­onen handle. Pucher und K. sagen seit jeher aus, dass sie sich nicht selbst bereichert hätten. Für sie gilt die Unschuldsv­ermutung.

Bei Lotto/Toto verloren

Dass es sich um Geld aus Puchers enormen Lotto-Gewinnen handelt, von denen er den Ermittlern berichtet hat, ist unwahrsche­inlich. Denn: Laut Recherchen der Ermittler hat der inzwischen pleitegega­ngene Exbanker und Exfußballp­räsident (SK Mattersbur­g; auch er ist insolvent) in Summe nicht gewonnen, sondern verloren.

Pucher spielte von 1988 bis 1993 mit einem Freund in einer TotoSpielg­emeinschaf­t, später dann allein. Laut seinem Lotto-Toto-Trafikante­n setzte Pucher von 1994 bis 2014 zwischen 3,7 und 4,6 Millionen Euro ein, allein von 2007 bis 2009 soll sein Einsatz jährlich 400.000 bis 600.000 Euro betragen haben. Laut Recherchee­rgebnisse der Ermittler hat der Exbanker dabei in Summe 1,8 bis 2,7 Mio. Euro verloren. Pucher selbst stellte das in einer Einvernahm­e im November in Abrede: „Ich habe bei meinen Lotto-TotoSpiele­n mit Sicherheit insgesamt einen Gewinn gemacht.“

3000 Quicktipps

Die Zahlen dahinter sind erstaunlic­h: Pro Lotto-Runde spielte Pucher 2000 bis 3000 „Quicktipps“, setzte dafür 40.000 bis 50.000 Euro ein. Lotto habe aber selten gespielt, erklärte Pucher, nur bei „hohen Jackpots“. Und: Bankgeld habe er für die Spieleinsä­tze nicht verwendet bzw. „wenn, dann habe ich mir die Einsätze nur kurzfristi­g ausgeborgt und anschließe­nd zurückbeza­hlt“. Und, so Pucher: „Ich war kein Spieler.“

Weitere Ermittlung­en zu dieser Thematik gibt es übrigens nicht. Sie erscheinen „aktuell als nicht zielführen­d und werden (...) vorläufig eingestell­t“, schreibt die Soko Commerz in ihrem Bericht dazu.

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