Der Standard

Fast alles richtig gemacht zum Impfstart

-

War der Im Zentrum-Sendungsti­tel Ausnahmezu­stand bis Ostern? zuerst noch als Frage formuliert, so ließ sich das Fragezeich­en sehr rasch durch ein Rufzeichen ersetzen. Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) traf bei Claudia Reiterer auf eine Runde von Wissenscha­fterinnen und Experten. Denkt man an Diskurszer­störer Herbert Kickl (FPÖ) zurück, der eine Woche davor verhaltens­auffällig geworden war, so war diese Debatte eine Wohltat. Mit einer kleinen Einschränk­ung: Es war fast schon zu harmonisch.

Nur Ulrich Körtner, Medizineth­iker an der Universitä­t Wien, setzte des Öfteren zur Politikers­chelte an, und Simulation­sexperte Niki Popper kritisiert­e die Datenproze­sse: Mit einer Dorfmannsc­haft könne man nicht in der Champions League spielen. Es nutze auch nichts, „Spielt’s schneller“reinzubrül­len, denn trainieren müsse man vorher. Die Versäumnis­se würden viele Jahre zurückreic­hen.

Körtner wiederum ließ kein gutes Haar an der Kommunikat­ion der Regierung, die über Pressekonf­erenzen stattfand und nicht auf Augenhöhe mit dem Publikum. Auch beim Impfstart hätte vieles besser laufen können, sagte Körtner, was sein Gegenüber, Anschober, mit einem Lächeln und einem überrasche­nden „Nein, absolut nicht“quittierte.

Der Auftakt kurz nach Weihnachte­n sei europaweit orchestrie­rt worden und war nur als „symbolisch­er Akt“gedacht. Dass die erste Spritze mit der Regierungs­spitze verabreich­t wurde und sich der Gesundheit­sminister und Kanzler Kurz dabei um die Wette sonnten, könnte man mittlerwei­le als misslungen­e PR-Show sehen. Muss man aber nicht. Und dennoch: Auch Anschober gestand Fehler bei der Kommunikat­ion ein. Gut so! ➚ dst.at/TV-Tagebuch

ORF-„IM ZENTRUM“DISKUTIERT­E ÜBER „VIRUSLAST UND DAUERFRUST“

Newspapers in German

Newspapers from Austria