Der Standard

Sprengmeis­ter von links

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Mit „charismati­sch“bezeichnet dem Eigenschaf­tswort man Politiker, einer besonderen die mit Ausstrahlu­ngskraft Menschen gewinnen können. Politik wenn die eine und enttäuscht Charisma einst es vergänglic­he verblasst geweckten werden. ist aber schnell, Kraftquell­e, Erwartunge­n in der

Es gibt viele Beispiele dafür, wie rasch sich jedes Charisma mit dem Sturz des Politikers verflüchti­gen kann. Im politische­n Wechselspi­el entsteht dann eine potenziell gefährlich­e Situation, wenn sich ein irrational agierender Politiker nach dem

Amtsverlus­t von rational einleuchte­nden Argumenten nicht beeinfluss­en lässt. Wenn die Politik in einer Demokratie in Bewegung gerät, kommt an einem Wendepunkt auch ein solcher persönlich­er Faktor zum Tragen wie die Rachsucht eines Politikers, der seine charismati­sche Wirkung nach einem kurzen Zeitraum verloren hat.

Für diesen Vorgang bietet dieser Tage der Zusammenbr­uch der 66. Regierung Italiens seit dem Zweiten Weltkrieg ein auch internatio­nal aufsehener­regendes Beispiel. Mitten in der zweiten Welle der Pandemie mit bisher 81.000 Toten und mitten in der Debatte über die sinnvollst­e Verwendung von 209 Milliarden Euro an Zuschüssen und Darlehen aus dem

Wiederaufb­aufonds der Europäisch­en Union soll der populäre parteilose Rechtsprof­essor Giuseppe Conte als Ministerpr­äsident gestürzt werden. Warum? Der seit Juni 2018 regierende Ministerpr­äsident der Mitte-links-Koalition ist weiterhin sehr populär; 55 Prozent der Italiener möchten ihn laut Umfragen als Regierungs­chef behalten.

Als Sprengmeis­ter bei der Regierungs­krise wirkt der frühere sozialdemo­kratische Ministerpr­äsident (2014–2016) Matteo Renzi, der Conte öffentlich Unfähigkei­t vorgeworfe­n und die Minister seiner linksliber­alen Kleinparte­i Italia Viva aus der Koalitions­regierung abgezogen hat. Mit dem ehemaligen Bürgermeis­ter von Florenz sind Höhe-, aber auch Tiefpunkte

der italienisc­hen Linken verbunden.

Im Alter von 39 Jahren wurde er Regierungs­chef und führte die Sozialdemo­kraten bei den Europawahl­en vom Mai 2014 zu einem Rekorderge­bnis von 41 Prozent. Danach folgten katastroph­ale Niederlage­n: Bei dem von ihm forcierten Verfassung­sreferendu­m (Dezember 2016) stimmten 60 Prozent der Italiener mit „Nein“. Renzi trat als Ministerpr­äsident zurück. Bei den Parlaments­wahlen vom März 2018 stürzte seine Partei auf 18 Prozent ab, und er gab die Parteiführ­ung ab.

Im Herbst 2019 brach Renzi schließlic­h mit den Sozialdemo­kraten und gründete mit seinen Anhängern die kleine Splitterpa­rtei Italia Viva. Mit der Sprengung

der Conte-Regierung hatte er sich wieder ins Spiel bringen wollen. Nach dem sinnlosen Machtpoker würde seine Partei bei Neuwahlen bloß drei Prozent bekommen.

Ddie zerstritte­nen er Conte bleiben. Sergio überforder­t will Mattarella Sowohl Regierungs­chef Koalitions­parteien wirkende Staatspräs­ident wie auch möchten die die von Neuwahlen Matteo Salvinis vermeiden, Lega angeführte rechtsnati­onalistisc­he Opposition gegenwärti­g klar gewinnen würde.

Mit oder ohne Conte gibt es keinen schnellen Ausweg aus der Krise, für die die Schuld nicht nur bei Renzi liegt, wenn auch der unberechen­bare Egomane sich wieder einmal als Sprengmeis­ter erwiesen hat.

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