Der Standard

Ohnmächtig­e Regierunge­n

- Walter Müller

Die Serie der schlechten Corona-Nachrichte­n reißt nicht ab. Am Montag wurde bekannt, dass Pfizer seine Lieferzusa­gen für den mit Biontech entwickelt­en Impfstoff nicht einhalten kann. Der Pharmakonz­ern macht dafür Umbauten im Pfizer-Werk im belgischen Puurs verantwort­lich. Angesichts von 20 Prozent weniger Impfdosen muss Österreich nach Aussagen von Kanzler Sebastian Kurz „die Impfstrate­gie da und dort leicht adaptieren“. Aber er vertraue den Aussagen von Pfizer, dass die Lieferunge­n nachgeholt werden.

Kaum steht der österreich­ische Impfplan, muss er also auch schon wieder erneuert werden. Was die Frage aufwirft: Warum sind wir auf derartige Unwägbarke­iten nicht vorbereite­t? Trotz Warnung? Der US-Konzern hatte schon im Dezember Lieferkett­enprobleme und konnte sein erstes Auslieferu­ngsziel nicht einhalten. Müsste eine Regierung nicht für alle denkbaren Unwägbarke­iten dieser Art Szenarien entwickeln, zur Impfstrate­gie auch einen Plan B, C und D konzipiere­n? Was, wenn sich die Probleme häufen, wenn die Impfungen durch die neuen Virengener­ationen womöglich weniger wirksam werden? Auch darauf müssen wir vorbereite­t sein.

Die Lieferprob­leme von Pfizer führen aber noch ein weiteres Faktum drastisch vor Augen: die Ohnmacht der Regierunge­n, die den Pharmakonz­ernen und deren Entwicklun­gslaboren hilflos ausgeliefe­rt sind und nur noch eine Nebenrolle als dankbare Empfänger von Impfdosen spielen können.

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