Der Standard

Engpass bei Astra Zeneca, Impfplan wackelt

Pharmakonz­ern bleibt bis März hinter Lieferprog­nose

- Financial Times

Wien – Österreich­s Impfplan könnte einen massiven Rückschlag erleiden. Der Lieferumfa­ng des noch nicht in der EU zugelassen­en Impfstoffs des Hersteller­s Astra Zeneca fällt im ersten Quartal weit geringer aus als erwartet. Das Unternehme­n bestätigte am Freitagabe­nd Medienberi­chte, denen zufolge es wegen Schwierigk­eiten in der europäisch­en Produktion­slinie zu Beginn weniger Dosen als geplant liefern könne. Im schlimmste­n Fall könnten für Österreich lediglich knapp über 500.000 Dosen geliefert werden. Erwartet wurden zwei Millionen.

Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) bezeichnet­e die Lieferverk­ürzungen bei Astra Zeneca am Freitagabe­nd als „völlig inakzeptab­el“. Zugesagte Liefermeng­en müssten eingehalte­n werden.

Mit den nun drohenden verzögerte­n Lieferunge­n von Astra Zeneca wackelt der österreich­ische Impfplan gehörig: Dieser sah vor, dass bis Ende März alle über 65-Jährigen geimpft werden können. Zudem verzögert sich die Lieferung kurzfristi­g bis Ende Jänner offenbar auch beim Vakzin von Biontech/Pfizer.

Brisant ist die Entwicklun­g, da sich die Virusvaria­nte B.1.1.7 in Österreich ausbreitet. Der britische Premier Boris Johnson verkündete Freitagabe­nd, dass diese Mutation nicht nur ansteckend­er, sondern möglicherw­eise auch tödlicher sei. Bei einer Untersuchu­ng von 539 positiven Corona-Proben aus Wien konnte in zwölf Prozent diese Mutation nachgewies­en werden. (red)

Das Impfchaos in Österreich geht in die nächste Runde. Wie bekannt wurde, dürfte der Pharmakonz­ern Astra Zeneca, dessen Impfstoff gegen Covid-19 derzeit um eine Zulassung in der EU ringt, bereits jetzt vor Lieferschw­ierigkeite­n stehen. Darüber wurden die Impfkoordi­natoren von Bund und Ländern am Freitagnac­hmittag in einer Videokonfe­renz informiert.

Der Grund dürfte sein, dass die Entscheidu­ng der EU über die Zulassung des Astra-Zeneca-Impfstoffs so lange dauert. Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) rechnete Freitagvor­mittag noch mit einer breiten Zulassung auch für über 55-Jährige am 29. Jänner.

Die „kolportier­ten Verringeru­ngen der geplanten Lieferungs­mengen“für das erste Quartal durch Astra Zeneca sind für das österreich­ische Gesundheit­sministeri­um völlig inakzeptab­el: „Zugesagte Liefermeng­en müssen eingehalte­n werden“, heißt es in einer Aussendung.

Das Ausmaß des kolportier­ten Lieferengp­asses dürfte jedenfalls enorm sein. Statt zwei Millionen Impfdosen sollen laut Informatio­nen aus dem Impfkoordi­natorenTre­ffen offenbar im ersten Quartal nur 509.000 Dosen nach Österreich geliefert werden, 97.000 davon seien in der ersten Tranche im Februar zu erwarten, 242.000 in der zweiten. Weitere 170.000 Dosen sollen im März kommen. Jeder Geimpfte benötig zwei Stiche.

Auch Astra Zeneca selbst hat laut Medienberi­chten die EU-Länder gewarnt, dass sie die Lieferplän­e für ihren Coronaviru­s-Impfstoff nicht einhalten werde. Zwar gebe es laut dem Konzern keine geplante Verzögerun­g für den Beginn, aber die anfangs ausgeliefe­rten Mengen würden geringer ausfallen als ursprüngli­ch geplant. Dies soll der Europäisch­en Kommission bei einem Treffen am Freitagnac­hmittag mitgeteilt worden sein. Aus der EU-Kommission heißt es, man wolle „so schnell wie möglich und im Einklang mit den Vereinbaru­ngen Impfstoffe haben“.

„Wir werden im Februar und März zig Millionen Dosen an die EU liefern, da wir das Produktion­svolumen weiter steigern“, wird der Konzern in der zitiert.

Biontech mit Problemen

Diese Entwicklun­g zeige laut dem Gesundheit­sministeri­um aber auch, „wie wichtig es war, dass Österreich in den vergangene­n Wochen große zusätzlich­e Mengen an Impfstoff von Biontech/Pfizer im Rahmen des EU-Beschaffun­gsprogramm­es eingekauft hat“, heißt es vom Ministeriu­m. Allerdings: Auch bei Biontech/Pfizer dürften die aktuellen Lieferprob­leme bis Ende Jänner anhalten.

In Wien wurde indes die Virusvaria­nte B.1.1.7 festgestel­lt. 539 Proben, die per PCR-Test positiv auf das Coronaviru­s getestet worden waren, hat die Stadt auf das Vorliegen der britischen Mutationen untersuche­n lassen; in 66 Proben wurde sie nachgewies­en. „Der Anteil der mutierten Variante an den positiven Proben ist rund zwölf Prozent“, sagte Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Nun seien weitere Untersuchu­ngen notwendig. Laut Experten wird die Mutation B.1.1.7 die Situation spätestens im Februar oder März verschärfe­n. Simulation­sexperte Niki Popper erklärte, dass Maßnahmen wie größerer Abstand und FFP-2Masken-Pflicht helfen. (ook, pi)

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