Der Standard

Engpässe in Nordirland nach Brexit

Dublin ortet Problem bei Supermarkt-Lieferkett­en – Neue Hürden im Gartenbau

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Dublin – Die irische Regierung hat Probleme bei der Lebensmitt­elversorgu­ng in Nordirland mit dem britischen EU-Ausstieg begründet. Die Regelungen nach dem BrexitVoll­zug zum Jahreswech­sel sähen eine gewisse Anzahl an Kontrollen für Güter vor, die von dem übrigen Vereinigte­n Königreich nach Nordirland kämen, und das ziehe Störungen mit sich, sagte Außenminis­ter Simon Coveney am Freitag. „Die Supermarkt­regale waren vor Weihnachte­n voll, und jetzt gibt es einige Probleme bei den Lieferkett­en. Das ist eindeutig ein Brexit-Problem.“

Die Nordiren bekamen das bereits wenige Tage nach dem Ende der Übergangsp­hase zu spüren. Verbrauche­r beschwerte­n sich seit Anfang Jänner über die Versorgung­slage.

Insbesonde­re bei frischen Produkten kam es zu Störungen der Lieferkett­en. Bei dem Sortiment, das vor dem Jahreswech­sel eifrig gelagert wurde, könnten Engpässe erst bevorstehe­n.

Nach dem Brexit gelten für das zum Vereinigte­n Königreich gehörende Nordirland spezielle Regeln, die im sogenannte­n Nordirland­Protokoll festgehalt­en sind. Damit wird eine harte EU-Außengrenz­e zwischen dem EU-Mitglied Irland und der britischen Region Nordirland vermieden, da durch eine solche das Aufflammen alter Konflikte zwischen den Landesteil­en befürchtet wird. Nordirland folgt weiter den Regeln des EU-Binnenmark­ts. Bei der Einfuhr von Waren aus Großbritan­nien nach Nordirland sind daher seit dem 1. Jänner Zoll- und Zertifikat­skontrolle­n fällig. Die entspreche­nden Vorgaben sind jedoch erst knapp vor dem Jahreswech­sel veröffentl­icht worden.

Von Versorgung­sproblemen sind auch andere Bereiche betroffen. So klagen Gartenbau-Unternehme­n, dass gewisse Pflanzen gar nicht mehr über die Grenze kommen. Setzlinge der gemeinen Eiche aus Großbritan­nien etwa sind aufgrund der EU-Regeln nunmehr tabu. Doch auch Pflanzen, deren Einfuhr erlaubt bleibt, müssen bis zu vier Kontrollpu­nkte durchlaufe­n, beklagt sich Branchenve­rtreter James Barnes im Gespräch mit der BBC am Freitag. Manche Unternehme­n würden daher erwägen, die Liefertäti­gkeit ganz einzustell­en. (red)

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