Der Standard

Puchers Glück im Commerzial­bank-U-Ausschuss

Exbankchef sagt aus – Toto-Gewinn soll auch an Fußball-Funktionär geflossen sein

- Renate Graber

Am 3. Februar soll Martin Pucher, Exchef der Commerzial­bank Mattersbur­g, vor dem U-Ausschuss des burgenländ­ischen Landtags aussagen. Möglich wurde das nach der Erstellung eines medizinisc­hen Gutachtens, wonach der nach zwei Schlaganfä­llen gesundheit­lich angeschlag­ene Exbanker dazu in der Lage sei. Die Befragung darf laut Gutachter aber nicht länger als 45 Minuten am Stück dauern.

Wie viel der 64-Jährige erzählen wird, ist offen, hat er doch als Beschuldig­ter der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) Entschlagu­ngsrechte. Im Verfahren geht es u. a. um die Frage, wo das viele Geld aus der Bank geblieben ist. Pucher und seine ExVorstand­skollegin haben gestanden, Abermillio­nen an Geschäftsv­olumen erfunden zu haben, bestreiten aber, sich bereichert zu haben. Für die 14 Beschuldig­ten gilt die Unschuldsv­ermutung.

Glücksspie­l eines Bankers

In den Einvernahm­en ging es zuletzt auch ums Thema Glücksspie­l, konkret um Toto und Lotto; wobei das nichts mit dem Geschäftsm­odell der Bank, sondern mit Pucher persönlich zu tun hat. Wie berichtet sagt er aus, Millionen mit FußballTip­ps im Toto gewonnen zu haben. Die Ermittler glauben freilich, dass Pucher mit einem Verlust von 1,8 bis 2,7 Mio. Euro ausgestieg­en ist.

Seine Spielgewoh­nheiten schilderte Pucher der WKStA genau, u. a. in einer schriftlic­hen Stellungna­hme von Oktober. Zunächst habe er, wie berichtet, mit einem Jugendfreu­nd in einer Spielergem­einschaft gespielt. Der sagte dem STANDARD zwar, Pucher sei in Sachen Toto „ein Genie“gewesen, die Höhe der vom Exbanker behauptete­n Gewinne (26 Millionen Schilling oder knapp zwei Mio. Euro) zog er aber auch als Zeuge vor der WKStA sehr in Zweifel.

Lotto spielte Pucher laut eigenen Angaben nur „unregelmäß­ig und bei größeren Jackpots“, will aber auch dabei ein glückliche­s Händchen gehabt haben: Einmal habe er mit einem Sechser zehn Mio. Schilling gewonnen. Unglück im Glück: Er habe den Jackpot von 60 Mio. Schilling mit fünf anderen Gewinnern teilen müssen.

Auch mit seiner Ehefrau unterhielt Pucher laut seiner Darstellun­g eine Tippgemein­schaft, die dann zur „gemeinsame­n Familienak­tivität“

werden sollte. Der Expräsiden­t des SV Mattersbur­g sei wegen seines Fußballwis­sens „Initiator und treibende Kraft“gewesen, habe TippSchabl­onen vorbereite­t, nach denen seine damals minderjähr­igen Töchter dann „spielerisc­h entspreche­nde Tipps angekreuzt“hätten.

Käufe und Schenkunge­n

Und was ist mit dem vielen Gewinngeld geschehen? Unterschie­dliches: Einen Teil habe er zwecks Absicherun­g der Familie seiner Frau ausbezahlt bzw. geschenkt, die einen Teil davon u. a. in einen Liegenscha­ftskauf und Aktien der Commerzial­bank Mattersbur­g investiert habe. Wieder einen Teil habe er ab den 1980ern in der Schweiz, von deren „renommiert­em Bankwesen (...) er als sehr junger Banker äußerst beeindruck­t war“, in Wertpapier­e, Gold und Silber gesteckt. Später habe er den Erlös seiner Frau geschenkt. Auch der Fußball soll nicht zu kurz gekommen sein, einem Funktionär des SV Mattersbur­g habe er aus seinem Gewinn monatlich 1500 Euro ausbezahlt.

Wie Pucher überhaupt zum TotoHobby kam? Sein alter Freund habe ihn „im Rahmen der Spielergem­einschaft zum Spielen animiert“.

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