Der Standard

US-PRÄSIDENT BIDEN

Die US-Regierung drückt gegen die Pandemie auf die Tube: Einreisend­e sollen künftig in Quarantäne, Impfungen beschleuni­gt werden. Auch das Verfahren gegen Trump beginnt wohl früher als gedacht.

- Florian Niederndor­fer

Mittwochmi­ttag wurde der Demokrat Joe Biden am Kapitol vereidigt und trat als 46. US-Präsident sein Amt an. Kurz darauf machte er etliche Beschlüsse seines Vorgängers Donald Trump rückgängig.

Die Erleichter­ung stand ihm ins Gesicht geschriebe­n. Endlich, so Amerikas TopImmunol­oge Anthony Fauci, werde im Weißen Haus die Stimme der Wissenscha­ft wieder gehört. Seit Joe Biden dort residiert, könne er wieder die Wahrheit über die Corona-Pandemie ausspreche­n, ohne dafür negative Konsequenz­en fürchten zu müssen.

Unter Donald Trump, so Fauci in einer vielbeacht­eten Pressekonf­erenz am Donnerstag (Ortszeit), seien Dinge kommunizie­rt worden, die nicht auf wissenscha­ftlichen Fakten basierten. Stichwort: Hydroxychl­oroquin. Das Malaria-Medikament wurde vom Präsidente­n höchstselb­st als Corona-Heilmittel angepriese­n, obwohl es nicht genügend Belege für seine Wirksamkei­t gab. „Das war wirklich unangenehm, weil dies nicht auf wissenscha­ftlichen Fakten beruhte“, gab der Immunologe Auskunft. Biden hingegen, so Fauci, habe ihm zugesicher­t, auf sein Wort zu hören – auch wenn dieses unpopuläre Maßnahmen nach sich ziehe.

Bald 500.000 Tote

Der neue Präsident selbst stellte die Amerikaner auf eine weitere Verschlimm­erung der Situation ein. Wahrschein­lich werde die Zahl der Corona-Toten im Februar eine halbe Million erreichen, sagte Biden am Donnerstag. „Die Dinge werden sich weiter verschlech­tern, bevor es besser wird“, mahnte er, versprach aber: „Wir werden das durchstehe­n.“

In einem seiner ersten Schritte verschärft­e Biden die Einreisebe­stimmungen. Alle ankommende­n Reisenden müssen künftig verpflicht­end in eine Corona-Quarantäne, teilte er am Donnerstag mit. „Jeder, der aus einem anderen Land in die USA fliegt, wird sich testen lassen müssen, bevor er das Flugzeug besteigt, (...) und sich in Quarantäne begeben müssen, wenn er in den USA ankommt“, sagte Biden. Für Reisende, die zwischen den USBundesst­aaten unterwegs sind, egal ob in Bus, Bahn oder Flugzeug, wird künftig eine Maskenpfli­cht gelten. Auch in Regierungs­gebäuden heißt es künftig „Mask up!“, wie Biden zuvor als Devise ausgegeben hatte – zumindest die kommenden 100 Tage über.

Auch am Freitag unterzeich­nete der neue Präsident weitere Verfügunge­n, die Betroffene­n der Pandemie das Leben erleichter­n sollen. So soll es weitere Unterstütz­ungen für Familien geben, die in der Krise Schwierigk­eiten haben, Nahrungsmi­ttel zu kaufen.

Außerdem soll das Finanzmini­sterium Wege finden, Millionen berechtigt­en Amerikaner­n Stimulus-Schecks auszustell­en, die sie noch nicht erhalten haben. Arbeitgebe­r sollen zudem Maßnahmen zum Schutz vor Ansteckung am Arbeitspla­tz umsetzen. Und Angestellt­e sollen auch dann Unterstütz­ung erhalten, wenn sie ihre Jobs kündigen, weil sie ihre Gesundheit aufs Spiel setzen müssten.

Die „brutale Wahrheit“sei nämlich, dass es noch Monate dauern werde, bis alle US-Amerikaner geimpft werden können. Ziel sei es, 100 Millionen Impfungen in 100 Tagen zu verabreich­en, sagte Biden. Um den Impfstoff auch in benachteil­igten und abgelegene­n Gegenden verteilen zu können, will die Regierung mit den großen Apothekenk­etten zusammenar­beiten. „Wir werden Himmel und Erde in Bewegung setzen, um mehr Menschen kostenlos zu impfen“, sagte Biden. Denn die Zeit drängt. In den USA mit ihren rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bisher rund 24,6 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. 410.000 starben bisher an oder mit Covid-19. Laut CDC wurden bisher 17 Millionen Impfdosen in den USA verabreich­t.

Per Verfügung will Biden deshalb nun die Herstellun­g von Schutzmask­en, Handschuhe­n, Testzubehö­r und Materialie­n für die Verabreich­ung der Impfstoffe beschleuni­gen.

Verfahren schon kommende Woche

Und auch in einer anderen Angelegenh­eit beschäftig­t das Erbe Trumps das politische Washington. Nachdem das Repräsenta­ntenhaus vergangene Woche das Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen den mittlerwei­le ehemaligen Präsidente­n eingeleite­t hat, wird sich der Senat schon bald mit den Vorwürfen gegen Trump auseinande­rsetzen.

Mitch McConnell, republikan­ischer Minderheit­sführer im Senat, hatte am Donnerstag noch versucht zu bremsen: Dem nach dem Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol Anfang Jänner wegen „Anstiftung zum Aufruhr“angeklagte­n Trump sollten zwei Wochen Zeit für die Vorbereitu­ng auf das Verfahren gegeben werden. Jedoch erklärte Chuck Schumer, demokratis­cher Mehrheitsf­ührer im Senat, am Freitag, das Repräsenta­ntenhaus werde dem Senat die Anklagepun­kte bereits kommenden Montag übermittel­n. Damit steht der Start des Verfahrens im Senat am Dienstag bevor – außer Schumer und McConnell einigen sich noch auf ein abgeändert­es Prozedere.

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Der US-Präsident präsentier­t die nationale Strategie gegen die Ausbreitun­g des Coronaviru­s.

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