Der Standard

SKISPORT IN KITZBÜHEL

Kitzbühel-Premiere für Feuz beim Marathon auf der Streif – Kryenbühl und Cochran-Siegle schwer gestürzt

- Thomas Hirner

Die 81. Hahnenkamm­rennen gehen nach Massentest­s, die wenige positive Ergebnisse zeitigten, über die Bühne – je nach Wetter. Die Abfahrt am Freitag gewann Beat Feuz.

Strahlende­r Sonnensche­in, frühlingsh­afte Temperatur­en und eine im Vergleich zu den vergangene­n Jahren vermeintli­ch zahme Streif. Es schien angerichte­t für ein perfektes Fest bei der 500. Weltcupabf­ahrt der Herren – abgesehen davon, dass die Zuschauer fehlten. Doch das Geisterren­nen sollte sich ganz anders entwickeln.

Herrschte nach dem heftigen Sturz des US-Amerikaner­s Ryan Cochran-Siegle eingangs der Traverse am Hausberg allgemeine Erleichter­ung, dass der Sieger des Super-G in Bormio von schweren Verletzung­en verschont geblieben war, so stockte wenige Minuten später allen erneut der Atem, als Urs Kryenbühl beim Zielsprung schwer verunfallt­e. Der Schweizer kam mit einer Geschwindi­gkeit

von rund 145 km/h in Vorlage, schlug schwer auf und blieb zunächst regungslos liegen. Dabei wurden Erinnerung­en an den heftigen Sturz der Schweizers Daniel Albrecht 2009 geweckt. Kryenbühl wurde mit dem Hubschraub­er ins Krankenhau­s in St. Johann geflogen, „er war ansprechba­r und wusste seinen Namen“, sagt sein Landsmann Beat Feuz.

Der 33-Jährige zitterte dann auch um seinen ersten Sieg in Kitzbühel, den ersten für die Schweiz seit 2012 (Didier Cuche) auf der Streif. Nach vier zweiten Plätzen (2016, 2018, 2019 und 2020) hat sich Feuz schließlic­h in 1:53,77 Minuten erstmals eine goldene Gams und mit dem Erfolg in der Ersatzabfa­hrt für Wengen eine Gage von 52.000 Euro gesichert. Er gewann 16 Hundertste­lsekunden vor Matthias Mayer, der vergangene­s Jahr in Kitzbühel 0,22 Sekunden vor dem Schweizer (ex aequo mit Vincent Kriechmayr) gewonnen hatte. Dritter wurde der Italiener Dominik Paris, der 2013, 2017 und 2019 auf der Streif erfolgreic­h war. Für Kriechmayr lief es nicht nach Plan. Der Schnellste im Abschlusst­raining

wurde ohne ersichtlic­hen Fehler 1,62 Sekunden hinter Feuz als Neunter unmittelba­r hinter dem für Deutschlan­d startenden Romed Baumann Zweitbeste­r des österreich­ischen Skiverband­es.

Der 14. Weltcupsie­g von Feuz, sein elfter in einer Abfahrt, hing lange an einem seidenen Faden. Wegen böigen Windes wurde das Rennen, das zu einem wahren Marathon mutierte, nach Startnumme­r 23 zum bereits dritten Mal lange unterbroch­en. Für eine Wertung braucht es jedoch 30 gestartete Läufer. Neben dem gefährlich­en Zielsprung und den Böen bereiteten auch die schlechter werdenden Sichtbedin­gungen Sorgen.

Mit Ach und Weh führte man die rund drei Stunden dauernde Veranstalt­ung nach 30 Startern per Abbruch einer Erledigung zu.

Der heuer wieder einmal besonders mächtige Zielsprung hatte bereits in den vergangene­n Tagen für Diskussion­en gesorgt. Auch der Franzose Johan Clarey war dort im Training schwer gestürzt, hatte sich dabei aber nicht verletzt und belegte mit 0,89 Sekunden Rückstand den respektabl­en vierten Platz. Nach seinem Sturz war die Absprungka­nte leicht entschärft worden. Im Rennen flogen die Läufer aber erneut endlos. „Der Sprung ist schon seit drei Tagen Thema. Es geht einfach zu weit. Ich bin auch 60, 70 Meter gesegelt“, sagte Feuz.

Am Samstag steht die klassische Hahnenkamm­abfahrt (11.30 Uhr, ORF 1) auf dem Programm. Nach prognostiz­iertem Schneefall in der Nacht ist eine neuerliche Zitterpart­ie zu erwarten. Am Sonntag soll noch ein Super-G folgen.

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Foto: Reuters / Leonhard Foeger Beat Feuz war froh über den Sieg und sauer wegen des Zielsprung­s.

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