Der Standard

Alles für die Impfung?

Sie leben in Pensionist­enwohnheim­en, arbeiten in Krankenhäu­sern, fahren mit der Rettung oder sind im niedergela­ssenen Bereich tätig: Mehr als 160.000 Personen der höchsten Impfpriori­tät wurden bereits geimpft.

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Impfskepsi­s war gestern, jetzt wird vorgedräng­t! Während Geimpfte erzählen, wie sie sich nach dem ersehnten Stich fühlen, und Bürgermeis­ter versuchen, sich einen Impfvortei­l zu verschaffe­n, bangen die Behörden um die Einhaltung des Impfplans. Und der Bundeskanz­ler spricht sogar wieder mit der SPÖ. Szenen einer weiteren Lockdown-Woche.

Überzeugt durch Infos Gregor Pascher ist Rettungssa­nitäter

Es gibt genug Studien mit einem breiten Spektrum an Probanden, die meine leichte Skepsis widerlegt haben“, sagt Gregor Pascher. Denn am Anfang sei er selbst ein wenig unsicher gewesen, erzählt der hauptberuf­liche Rettungssa­nitäter vom Wiener Roten Kreuz: „Es passiert nicht alle Tage, dass so schnell ein Impfstoff auf den Markt kommt.“

Gut informiert ließ sich Pascher diese Woche in der Messehalle gegen das Coronaviru­s impfen. In seinem Job hat der 23-Jährige viel Kontakt zu älteren Menschen, Kindern und Kranken. „Ich wäre verantwort­ungslos, mich nicht zu schützen, und könnte einen erhebliche­n Schaden für das Leben anderer Menschen herbeiführ­en“, sagt er. Und: „Wir Sanis stehen an vorderster Front. Wir haben mit Covid-19-Patienten zu tun. Durch unseren Schutz sorgen wir auch dafür, dass wir nicht ins Spital müssen und vielleicht einen Platz auf der Intensivst­ation belegen.“Trotz Impfung bleibt er vorsichtig – es gibt schließlic­h noch genügend andere Infektions­krankheite­n. (ook)

JRisikored­uktion Nina Egger ist Hebamme in einem Covid-Spital

eden Tag hat Nina Egger in ihrem Job mit Frauen, die an Covid-19 erkrankt sind, zu tun. Die Gynäkologi­e an der Klinik Ottakring ist eine Abteilung für Covid-19-positive Schwangere, Egger ist dort Hebamme. Täglich stehen für sie Kontrollen oder Geburten mit Corona-Patientinn­en an. Am Dienstag hat Egger die erste Impfdosis erhalten. Durch die Impfung will die 34-Jährige aber nicht nur das Risiko für sich reduzieren – auch für ihre Patientinn­en. „Gerade bei Schwangere­n kommt es eher zu schwereren Verläufen“, sagt sie.

Egger selbst habe erlebt, wie schrecklic­h eine Corona-Infektion enden kann: „Ich habe beide Großeltern an Covid-19 verloren“, erzählt sie: „Wären das Pflegepers­onal und die Bewohner damals schon geimpft worden, wäre das vielleicht nicht passiert.“

Bei einer hohen Durchimpfu­ngsrate hofft Egger, dass sich „unser Leben wieder in geregelte Bahnen begibt“. (ook)

Beruhigend­es Gefühl Marta Wieczkowsk­i will aus der Krise kommen

Euphorisch und erleichter­t“, antwortet Marta Wieczkowsk­i auf die Frage, wie sie sich nach der Schutzimpf­ung gegen das Coronaviru­s fühlt. Am 7. Jänner erhielt die junge Ärztin der Kinderund Jugendheil­kunde den ersten Stich. In kürzester Zeit wurde eine Impfstraße in der Klinik Favoriten „aus dem Boden gestampft“, erzählt sie. „Es gab ein Vorgespräc­h mit einer Ärztin, wir wurden geimpft, 15 Minuten dauerte die Nachbeobac­htung.“Gleichzeit­ig wurde die Impfung in das elektronis­che Impfsystem eingetrage­n – erzählt die 30-Jährige. „Die Impfung ist momentan die einzige Alternativ­e, um aus der Pandemie zu kommen. Sie ist sicher und effektiv. Ich habe da gar keine Bedenken.“Etwa 1700 der rund 2500 Mitarbeite­r des Krankenhau­ses seien bisher geimpft worden.

„Mit 30 und ohne Vorerkrank­ungen gehöre ich zwar nicht zur Hochrisiko­gruppe, falls ich mich anstecke. Aber für mich ist es wichtig, einen gesellscha­ftlichen Beitrag zu leisten, um auch die zu schützen, die sich aktuell nicht impfen lassen können, wie zum Beispiel Kinder oder Schwangere“, sagt Wieczkowsk­i. (ook)

Mit Videobewei­s Daniel Pichler tat es aus Verantwort­ung

Wie war’s? Kurz und schmerzlos. „Hätte ich nicht auf meinem Handyvideo, das ich für Instagram gemacht habe, gesehen, dass er mich schon sticht, hätte ich den Stich gar nicht gemerkt“, erzählt Daniel Pichler, der die Rezeption der Zahnarztor­dination Reistenhof­er in Wien leitet, über seine Impfung am Montag. Der Oberarm habe „einen Tag etwas wehgetan, aber das ist ganz normal nach einem Stich in den Muskel“. Der 33-Jährige ist „sehr froh“, dass er „jetzt schon durfte“. Impfen lassen habe er sich „aus Vernunft und weil jeder Mensch in der Pandemie eine gewisse Verantwort­ung hat. Die Impfung ist der leichteste Weg, um zu so etwas wie einer Herdenimmu­nität zu kommen.“In drei Wochen, nach dem zweiten Stich, hat er seinen Teil beigetrage­n. (nim)

Vorbild im Wohnheim Alice Raidl war eine der ersten Geimpften

Die zweite Dosis hat Alice Raidl am Montag erhalten. Die erste wurde der 82-Jährigen und ihrem 90-jährigen Mann am 27. Dezember verabreich­t. Ein „großes Remmidemmi“habe es da im Pensionist­enwohnhaus Leopoldau gegeben: Bürgermeis­ter, Stadtrat und Bezirksvor­steher waren angerückt. Nicht alle Bewohner des Hauses hätten zu Beginn die Impfung so positiv gesehen wie Raidl. Manche hätten sie gar als Versuchska­ninchen bezeichnet. „Aber dann haben sie gesehen, dass wir am Tag nach der Impfung ganz normal beim Frühstück waren.“Mittlerwei­le wurden 28o Bewohner des Hauses geimpft.

„Wir haben das alles noch mitbekomme­n als Kinder“, sagt sie zu ihrem Entschluss, sich impfen zulassen . Sie habe damals Keuchhuste­n gehabt, schlimm sei es um sie gestanden. „Jetzt gibt’s das ja alles nimma. Wegen der Impfung haben wir eine Ruh“, sagt Raidl. (ook) Ein wohliges Gefühl Hugo Gold ging als Arzt zur Impfstraße

Wie es ihm geht? „Super“, sagt der niedergela­ssene Allgemeinm­ediziner Hugo Gold hörbar froh. „Es ist ein unbeschrei­bliches Gefühl der Erleichter­ung gewesen“, sagt der Wiener Arzt, „vor allem als die Impfung dann drinnen war, war das ein angenehmes, wohliges Gefühl.“Impfen ließ er sich, „weil es momentan der einzige Schutz vor dem Coronaviru­s ist, ich 65 bin und nicht schwer erkranken will“. Geimpft wurde er in der Impfstraße auf dem Messegelän­de. Am 1. Februar, genau drei Wochen danach, wird er die zweite Teilimpfun­g erhalten. Ein Plakat werde er in seiner Praxis aufhängen, um mitzuteile­n, dass er geimpft ist.

Viele Patienten würden ihn fragen, „wann ich sie impfen kann. Das weiß ich aber leider selbst nicht“, sagt Gold. Was er aber sicher wisse: „Ich stelle mich auch gerne in meiner Freizeit für die Impfstraße­n zur Verfügung, um zu impfen.“(cms)

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Foto: Daniel Pichler Kleiner Stich in den Oberarm, große Wirkung gegen das Virus.

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