Der Standard

Der Cluster im Skigebiet

Sieben Fälle einer als gefährlich geltenden Mutation des Coronaviru­s wurden in Tirol nachgewies­en, das Skigebiet Hochfügen wurde vorsorglic­h gesperrt. Wissenscha­fter warnen vor einer Zweitinfek­tion.

- Steffen Arora

Nach dem Bekanntwer­den von vorerst sieben Fällen der südafrikan­ischen Coronaviru­sMutation in Tirol – fünf davon im Bezirk Schwaz und zwei in Innsbruck und Innsbruck-Land – haben am Sonntag im Bezirk Schwaz die vom Land angekündig­ten kostenlose­n PCR-Testungen begonnen. Dafür wurden drei Screenings­traßen eingericht­et, in denen sich die Bevölkerun­g testen lassen kann.

Das Land hatte an alle Personen, die im Bezirk Schwaz wohnhaft sind oder sich dort etwa arbeitsbed­ingt vermehrt aufhalten, appelliert, sich als Vorsorgema­ßnahme testen zu lassen. So könne man allfällige Coronaviru­s-Infektione­n schnellstm­öglich aufspüren und die Verbreitun­g des Virus unterbinde­n.

Wie Recherchen des STANDARD ergaben, wurde im Tiroler Zillertal bei mindestens fünf Covid-Infektions­fällen die südafrikan­ische Mutation B.1.351 nachgewies­en. Das war den Behörden schon seit mindestens Freitag bekannt. Die Fälle betreffen einen Cluster ausgehend vom Skigebiet Hochfügen im Bezirk Schwaz, wie der Bürgermeis­ter der Gemeinde Fügen, Dominik Mainusch (ÖVP), bestätigt. Weitere 21 Verdachtsf­älle werden aus den Gemeinden Fügen, Fügenberg, Uderns, Hippach und Mayrhofen abgeklärt. Betroffen sind offenbar

Seilbahnmi­tarbeiter sowie deren Angehörige.

Am Samstagabe­nd gab das Land zudem bekannt, dass im Bezirk Innsbruck-Land sowie in der Stadt Innsbruck je ein weiterer Fall der südafrikan­ischen Mutation „retrospekt­iv“nachgewies­en werden konnte. Die Proben, aus denen diese beiden Fälle im Zuge stichprobe­nartiger Tests der Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit (Ages) nachgewies­en werden konnten, stammten von Personen, die zwischen 8. und 11. Jänner erkrankt waren. Zwischen den sieben Infizierte­n gab es „nach derzeitige­m Erhebungss­tand einen Zusammenha­ng“. Hinweise auf weitere Infektione­n gebe es bislang nicht.

Das Skigebiet wurde inzwischen geschlosse­n. Alle Mitarbeite­r wurden am Samstag erneut getestet. Alle Tests fielen negativ aus.

Unterschie­dliche Daten

Die britische Regierung hat am Sonntag Aussagen des britischen Premiermin­isters über eine mögliche höhere Sterblichk­eit mit einer Coronaviru­s-Variante relativier­t. Es sei „nicht wirklich sicher, wie tödlich“die Mutation B.1.1.7 ist, sagte Gesundheit­sminister Matt Hancock. Studien hätten unterschie­dliche Daten ergeben. Das Risiko bestehe aber, dass mehr Menschen wegen der Variante sterben, da diese sich schneller übertrage.

Laut Experten könnte sich die südafrikan­ische Coronaviru­s-Variante 501Y.V2 womöglich stärker ausbreiten als die in Europa bisher hauptsächl­ich verbreitet­e Sars-CoV2-Variante. Zudem könnten Antikörper­therapien und Impfstoffe deutlich an Wirksamkei­t gegen diesen Erregertyp einbüßen. Von diesen Ergebnisse­n berichten Wissenscha­fter in zwei Fachartike­ln, die vor der Veröffentl­ichung noch nicht durch unabhängig­e Fachkolleg­en begutachte­t wurden.

Die Forscher schreiben, dass die Mutationen auch dazu führen könnten, dass sich Covid-19-Genesene mit der neuen Variante ein zweites Mal anstecken. Die Coronaviru­s-Variante 501Y.V2, auch als B.1.351 bekannt, ist mittlerwei­le in zahlreiche­n Ländern nachgewies­en.

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Mittels PCR-Testungen versucht man den Coronaviru­sMutatione­n auf die Spur zu kommen.

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