Der Cluster im Skigebiet
Sieben Fälle einer als gefährlich geltenden Mutation des Coronavirus wurden in Tirol nachgewiesen, das Skigebiet Hochfügen wurde vorsorglich gesperrt. Wissenschafter warnen vor einer Zweitinfektion.
Nach dem Bekanntwerden von vorerst sieben Fällen der südafrikanischen CoronavirusMutation in Tirol – fünf davon im Bezirk Schwaz und zwei in Innsbruck und Innsbruck-Land – haben am Sonntag im Bezirk Schwaz die vom Land angekündigten kostenlosen PCR-Testungen begonnen. Dafür wurden drei Screeningstraßen eingerichtet, in denen sich die Bevölkerung testen lassen kann.
Das Land hatte an alle Personen, die im Bezirk Schwaz wohnhaft sind oder sich dort etwa arbeitsbedingt vermehrt aufhalten, appelliert, sich als Vorsorgemaßnahme testen zu lassen. So könne man allfällige Coronavirus-Infektionen schnellstmöglich aufspüren und die Verbreitung des Virus unterbinden.
Wie Recherchen des STANDARD ergaben, wurde im Tiroler Zillertal bei mindestens fünf Covid-Infektionsfällen die südafrikanische Mutation B.1.351 nachgewiesen. Das war den Behörden schon seit mindestens Freitag bekannt. Die Fälle betreffen einen Cluster ausgehend vom Skigebiet Hochfügen im Bezirk Schwaz, wie der Bürgermeister der Gemeinde Fügen, Dominik Mainusch (ÖVP), bestätigt. Weitere 21 Verdachtsfälle werden aus den Gemeinden Fügen, Fügenberg, Uderns, Hippach und Mayrhofen abgeklärt. Betroffen sind offenbar
Seilbahnmitarbeiter sowie deren Angehörige.
Am Samstagabend gab das Land zudem bekannt, dass im Bezirk Innsbruck-Land sowie in der Stadt Innsbruck je ein weiterer Fall der südafrikanischen Mutation „retrospektiv“nachgewiesen werden konnte. Die Proben, aus denen diese beiden Fälle im Zuge stichprobenartiger Tests der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) nachgewiesen werden konnten, stammten von Personen, die zwischen 8. und 11. Jänner erkrankt waren. Zwischen den sieben Infizierten gab es „nach derzeitigem Erhebungsstand einen Zusammenhang“. Hinweise auf weitere Infektionen gebe es bislang nicht.
Das Skigebiet wurde inzwischen geschlossen. Alle Mitarbeiter wurden am Samstag erneut getestet. Alle Tests fielen negativ aus.
Unterschiedliche Daten
Die britische Regierung hat am Sonntag Aussagen des britischen Premierministers über eine mögliche höhere Sterblichkeit mit einer Coronavirus-Variante relativiert. Es sei „nicht wirklich sicher, wie tödlich“die Mutation B.1.1.7 ist, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock. Studien hätten unterschiedliche Daten ergeben. Das Risiko bestehe aber, dass mehr Menschen wegen der Variante sterben, da diese sich schneller übertrage.
Laut Experten könnte sich die südafrikanische Coronavirus-Variante 501Y.V2 womöglich stärker ausbreiten als die in Europa bisher hauptsächlich verbreitete Sars-CoV2-Variante. Zudem könnten Antikörpertherapien und Impfstoffe deutlich an Wirksamkeit gegen diesen Erregertyp einbüßen. Von diesen Ergebnissen berichten Wissenschafter in zwei Fachartikeln, die vor der Veröffentlichung noch nicht durch unabhängige Fachkollegen begutachtet wurden.
Die Forscher schreiben, dass die Mutationen auch dazu führen könnten, dass sich Covid-19-Genesene mit der neuen Variante ein zweites Mal anstecken. Die Coronavirus-Variante 501Y.V2, auch als B.1.351 bekannt, ist mittlerweile in zahlreichen Ländern nachgewiesen.