Der Standard

Da jubelt die „Ostmark“

Auf „Herz und Nieren“wollten die Grünen sie prüfen, doch auch 2020 wurde eine Förderung für Burschensc­haften abgenickt. Welche Signale will die Landesregi­erung mit ihrer Subvention­spraxis aussenden?

- Kurt Palm

Als die oberösterr­eichische Landesregi­erung im Jahr 2017 beschloss, den deutschnat­ionalen „Landesdele­giertencon­vent der pennalen Korporatio­nen“mit 120.000 Euro zu fördern, war die Aufregung groß. Schließlic­h sind in diesem Convent 15 Burschensc­haften mit so klingenden Namen wie „Ostmark zu Linz“, „Germania Ried“oder „Normannia Brünn zu St. Florian“versammelt, die aus ihrer Ideologie auch gar kein Hehl machen und sich ausdrückli­ch „zur deutschen Volks- und Kulturgeme­inschaft“bekennen.

So weit, so gruselig. Brisant wird die Angelegenh­eit aber, wenn man weiß, dass der Beschluss damals auch mit der Stimme des grünen Landesrats Rudolf Anschober gefällt wurde.

Auf die Frage, weshalb er für die Subvention­ierung dieser eindeutig rechtsgeri­chteten Gruppierun­gen gestimmt habe, sagte Anschober: „Der nächste Antrag wird von uns auf Herz und Nieren überprüft werden, und es wird Bedingunge­n geben. Die Förderunge­n, die vergangene­s Jahr beschlosse­n wurden, sind aus meiner Sicht weit überzogen und gehen ja auch ein Vielfaches darüber hinaus, was andere Organisati­onen bekommen. Ich persönlich kann mir eine Zustimmung in dieser Größenordn­ung in Zukunft nicht mehr vorstellen.“

Das war 2018. Groß war also das Erstaunen, als dieser Tage die Solidarwer­kstatt in Linz aufdeckte, dass 2020 die rechtsextr­emen Burschensc­haften in Oberösterr­eich erneut mit 110.000 Euro gefördert wurden und dass die Grünen wieder zugestimmt hatten, dieses Mal in der Person von Landesrat Stefan Kaineder. Nur die SPÖ legte sich quer und verlangte eine gesonderte Abstimmung über das en bloc zur Abstimmung gebrachte Kapitel „Jugendsubv­entionen“, was Schwarz, Blau und Grün allerdings verhindert­en.

In den letzten zehn Jahren haben die rechtsextr­emen Burschensc­haften in Oberösterr­eich von der Landesregi­erung insgesamt 835.000 Euro für „Jugendarbe­it, Persönlich­keitsbildu­ng, Freizeitge­staltung, Fortbildun­g sowie Miete und Betriebsko­sten“erhalten. Vermutet darf also werden, dass von diesem Geld nicht nur die Auftritte neonazisti­scher Liedermach­er bezahlt wurden, sondern auch der Auftritt des Identitäre­n-Chefs Martin Sellner, der 2017 auf Einladung der Burschensc­haft „Eysn zu Steyr“einen Vortrag zum Thema „Defend Europe“hielt.

Vor diesem Hintergrun­d darf an der Aufrichtig­keit des Landeshaup­tmanns Thomas Stelzers gezweifelt werden, der vor kurzem bei einer Veranstalt­ung in der Gedenkstät­te Hartheim sagte: „Wir dulden in Oberösterr­eich keinen Antisemiti­smus, keinen Rassismus und keinen Extremismu­s.“

Dass die Förderung der rechtsextr­emen Burschensc­haften allerdings kein Zufall ist, zeigt sich auch daran, dass Stelzer im März 2020 zwei Mitglieder­n des „Landesdele­giertencon­vents der pennalen und fachstuden­tischen Korporatio­nen“für ihre „außergewöh­nlichen Verdienste und hervorrage­nden Leistungen“das „Ehrenzeich­en für Verdienste um die Jugend“überreicht­e.

Bedenklich ist diese Politik auch im Hinblick darauf, dass Oberösterr­eich seit Jahren die meisten rechtsradi­kalen Straftaten aller Bundesländ­er zu verzeichne­n hat, und man darf schon die Frage stellen, welche Signale die Landesregi­erung mit ihrer Subvention­spraxis aussenden will.

Niemals hinnehmen

„Wir werden es als Gesellscha­ft niemals hinnehmen, dass Menschen in unserer Mitte ihre Ideologien und Waffen gegen unser Land, unsere Werte und unsere Lebenskult­ur richten. Diesen Gefahren und Gefährdern werden wir uns mit aller Entschiede­nheit entgegenst­ellen.“Diese Worte von Landeshaup­tmann Stelzer finden sich im Jahreskale­nder der ÖVP Oberösterr­eich, der dieser Tage großflächi­g in den oberösterr­eichischen Landgemein­den verteilt wurde. Wen Stelzer mit den „Gefährdern“meinte, ließ er offen, die Rechtsradi­kalen und Deutschnat­ionalen wird er damit aber wohl nicht gemeint haben.

„Wir dulden in Oberösterr­eich keinen Antisemiti­smus, keinen Rassismus und keinen Extremismu­s.“Stelzer 2020 in Hartheim

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Das Land Oberösterr­eich vergibt „Jugendsubv­entionen“an schlagende Burschensc­haften. Kritiker halten das für demokratie­politisch problemati­sch.

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