Der Standard

Slogan und Profit

- Michael Möseneder

Schau auf dich, schau auf mich“lautet der Slogan der Corona-Kampagne von Rotem Kreuz und Bundesregi­erung. Der Satz soll an das Solidaritä­tsgefühl appelliere­n und die Bereitscha­ft zur gemeinscha­ftlichen Anstrengun­g bei der Eindämmung der Pandemie stärken. Aber da Menschen so sind, wie sie sind, verstehen viele offenbar nur den Satzteil vor dem Beistrich. Etwa bei den FFP2-Masken.

Für die musste man im Wortsinn Apothekenp­reise zahlen. Bis zu sieben Euro gab man in den Arzneivers­chleißstel­len aus. Mit dem Vertrieb über Drogerie- und Supermarkt­ketten wurden die Masken günstiger. Aber noch in der Vorwoche wurde der Schutz dort um zwei Euro pro Stück angepriese­n.

Das ist insofern bemerkensw­ert, als die Konzerne nach der Ankündigun­g der Maskenpfli­cht versprache­n, sie zum Selbstkost­enpreis abzugeben und sie plötzlich um 59 Cent zu haben waren. Wochenlang machten also auch sie schöne Gewinne. Am Wochenende preschte Rewe vor und kündigte an, sie vorerst überhaupt kostenlos zu verteilen.

Der rasante Preisverfa­ll von sieben auf null Euro hängt nicht nur mit Angebot und Nachfrage zusammen, sondern auch mit dem Willen, zum Wohle der Allgemeinh­eit auf Profit zu verzichten. Der Selbstkost­enpreis wäre angemessen, noch besser wäre es, wenn die Regierung diesen abgelten würde. Aber die hat ja ihr Verspreche­n vom 1. Dezember, allen über 65-Jährigen zehn FFP2-Masken zu schicken, noch immer nicht erfüllt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria