Der Standard

Ein Filmheld mit der Lizenz zum Warten

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Im täglichen Berufslebe­n hat’s James Bond weniger mit dem Warten. Zackig muss es gehen, mit dem Ballern, dem Balzen, dem Entschärfe­n von Atombomben oder dem Entkorken einer Bouteille Bollinger. Auch in der 30-km/hZone dürfte der EdelChauvi-Kieberer zappelig werden.

Nein, der Geduldsfad­en ist nicht der Stoff des Geheimagen­ten mit der „Lizenz zum Töten“. Eher schon ein Smoking aus dem Hause Brioni oder Tom Ford. Und genau den kann James-Bond-Darsteller Daniel Craig einmal mehr in den Kasten hängen. Die Premiere des 25. Bond-Thrillers namens No Time To Die wurde nach mehreren Starttermi­nen erneut verschoben, und zwar auf den 8. Oktober dieses Jahres. Ursprüngli­ch hätte der Streifen bereits 2019 in die Kinos kommen sollen.

Länger und stärker ist offensicht­lich der Geduldsfad­en der James Bond-Macher, die eine Veröffentl­ichung ihres Filmes auf einer Streamingp­lattform bislang ausschloss­en. Ein MGM-Sprecher teilte dem Branchenma­gazin Variety mit, der Film stehe nicht zum Verkauf. Man wolle das Kinoerlebn­is erhalten. Eine klare Ansage, vor allem in Zeiten, in denen die klassische Filmindust­rie durch die vielen Streamingp­lattformen ohnehin gebeutelt wird und auch die Corona-Pandemie das Klingeln der Kinokassen verstummen lässt.

Manch eingefleis­chter, mittlerwei­le genervter Bond-Fan dürfte das mit dem Erlebnis anders sehen, trotz des Spruchs, dass die Vorfreude die schönste sei. Hinzu kommt, dass echte BondJünger auch noch den Tod des erst kürzlich verstorben­en Parade-Bonds Sean Connery zu verschmerz­en haben. Dieser war erstmals 1962 als 007 in James Bond jagt Dr. No samt Bond-Girl Ursula Andress zu sehen.

In der Warteschle­ife bleibt wohl auch die Entscheidu­ng um einen Nachfolged­arsteller für den 52-jährigen Craig, der als Bond seit 2006 Autos kaputtfahr­en darf und zur Supernerve­nsäge für Bösewichte aufstieg. Wer sich bewerben will: Laut Ian Fleming (1908–1964), selbst einst im Marinegehe­imdienst tätig, sollte der Haudegen u. a. folgende Dinge im Bewerbungs­schreiben anführen können: 1,83 Meter groß, 76 Kilo schwer, blaue Augen, schwarzes Haar, schmerztau­glich, ausgezeich­neter Pistolensc­hütze, Boxer, Messerwerf­er und kinderlos. Leidenscha­ften: Alkohol (keine Exzesse) und Frauen. Mittlerwei­le würde auch ein Quantum Geduld im Potpourri nicht schaden. Michael Hausenblas

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Foto: Universal
Die Premiere für den neuen „James Bond“-Streifen wurde erneut verschoben. Foto: Universal

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