„Es ist eh Zeit geworden“: Breite Zustimmung für FFP2-Masken-Pflicht
Kurzfristige Engpässe in den Supermärkten – Für Volksvertreter im Hohen Haus ist FFP2-Schutz noch kein Thema
Das Ende der Stoffmaske bedeutet den Anfang der FFP2-Maske. Seit gestern, Montag, ist das blütenweiße „Kapperl fürs Papperl“in Österreich die neue Zutrittsvoraussetzung für Geschäfte und öffentliche Verkehrsmittel. Ebenso geht auf Märkten, bei Dienstleistern wie KfzWerkstätten sowie in Ordinationen und Verwaltungsgebäuden ohne Schutzklasse zwei nichts mehr – was die Österreicher offensichtlich überwiegend so hinnehmen.
In der Wiener Innenstadt etwa wurde die FFP2-Masken-Pflicht, wie ein STANDARD-Lokalaugenschein am Montag zeigte, bereits am ersten Tag überraschend ernst genommen. In der Straßenbahnlinie 2 trugen im frühen Berufsverkehr alle den dichten weißen Mund-Nasen-Schutz. Selbst an den Stationen am Ring warteten die Öffi-Fahrer in spe schon mit den neu verordneten Masken verhüllt. „Ist eh Zeit geworden, dass das kommt“, sagt eine Frau mit Einkaufstaschen beim Stubentor.
Distanzprobleme
Die Sechshauserstraße führt durch Rudolfsheim-Fünfhaus, den 15. Wiener Gemeindebezirk – nirgendwo sonst in Österreich hat die Bevölkerung ein geringeres Durchschnittseinkommen. Beim dortigen Spar ist die Schlange am Montagvormittag ungewöhnliche zehn Meter lang, das liegt vor allem an den energischen Aufforderungen der Kassiererin, die die routinemäßig näher zusammenstehenden Kunden auf die neue Regel einzuschwören: „Zwei Meter, bitte.“Die FFP2-Masken-Pflicht macht hingegen offensichtlich keine Probleme, Nachschub ist an der Kasse erhältlich.
Auch bei einem Spar-Markt im Salzburger Stadtteil Maxglan läuft die Maskenausgabe reibungslos. Eine Mitarbeiterin sitzt beim Eingang und verteilt die einzeln verpackten FFP2-Masken an die Kunden, bevor sie das Geschäft betreten. „Was? Und was mach ich jetzt mit der?“, fragt ein Jugendlicher und zeigt verständnislos auf die Stoffmaske in seiner Hand. „Wegschmeißen?“Die Mitarbeiterin antwortet gelassen: Die FFP2-Masken seien jetzt Pflicht. Viele andere Kunden sind besser vorbereitet und kommen bereits mit FFP2-Maske in den Supermarkt.
In Oberösterreich gibt es beim Tragen der FFP2-Masken auch kein Stadt-Land-Gefälle. Ob am Ennser Stadtplatz oder in der Linzer Innenstadt, das „Must-have“an diesem sonnig-kalten Wintermorgen ist die FFP2-Maske. Kaum jemand betritt etwa Lebensmittelgeschäfte ohne den vorgeschriebenen Mundschutz. Die Dame an der Kassa muss dennoch auffallend oft zur AusgabeZange greifen: „Die Kunden kommen mit einer FFP2-Maske, fragen aber dennoch, ob sie noch eine gratis haben können.“
Keine Pflicht im Parlament
Offiziell verbuchte man bei den großen Supermarktketten kurzfristige Engpässe. „Die Verfügbarkeit ist in den Filialen aktuell aufgrund der sehr hohen Nachfrage unterschiedlich, es gibt jedoch laufende Nachlieferungen und Zuteilungen an die Filialen“, erklärte Rewe-Pressesprecher Paul Pöttschacher.
Im Hohen Haus gilt weiterhin nur eine Empfehlung für Abgeordnete, Bundesräte und Regierungsmitglieder, Maske zu tragen, wie man dem STANDARD in der Parlamentsdirektion bestätigt. Planmäßig steht die nächste Parlamentssitzung zwar erst im Februar an, doch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat schon im Herbst zu einer etwaigen Maskenpflicht für Abgeordnete auf das freie Mandat verwiesen – bei einer strengen formalen Regelung bliebe die Frage der Durchsetzbarkeit.
Der Verfassungsjurist Heinz Mayer widerspricht vehement: Das freie Mandat verbiete, „dass ein Abgeordneter rechtlich bindende Aufträge erhält“– also dass er etwa auf Geheiß oder gegen Geld bestimmten Gesetzen zustimmen müsse. Über die Hausordnung könne der Nationalratspräsident also sehr wohl nun auch eine FFP2-Masken-Pflicht für das Parlament anordnen, ebenso sei es ja auch möglich, einen Mandatar des Saales zu verweisen, der randaliere. (ta, mika, mro, ruep, nw)