Der Standard

Zeltlager als Zeichen der Solidaritä­t mit Moria

Stille Protestakt­ionen in den Landeshaup­tstädten gegen die Flüchtling­spolitik

-

Graz – Es war bitterkalt, Eisregen und Wind setzten ein, als eine kleine Gruppe rund um die Leiterin des Grazer Künstlerpo­ols Forum Stadtpark, Heidrun Primas, und die ehemalige Grünen-Vizebürger­meisterin Lisa Rücker am Samstag auf dem Grazer Freiheitsp­latz begann, eine kleine Zeltstadt zu errichten. Zur Mahnung an die unter unmenschli­chen Lebensbedi­ngungen geflohenen Menschen, die unter genau diesen Wetterbedi­ngungen im griechisch­en Flüchtling­slager ausharren müssen.

Auch an den kommenden Wochenende­n werden diese Zelte auf dem Freiheitsp­latz – als Akt der Solidaritä­t – „bewohnt“werden.

Samstagabe­nds, nachdem alle Zelte errichtet waren, füllte sich der Platz, Repräsenta­nten eines MoriaPerso­nenkomitee­s verlangten zum wiederholt­en Mal die Aufnahme von 100 unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­en. An vorderster Stelle im Komitee engagieren sich der Grazer Altbürgerm­eister Alfred Stingl, der ehemalige Caritas-Präsident Franz Küberl und Beate Winkler, Menschenre­chtsexpert­in und ehemals Direktorin der jetzigen EU-Grundrecht­sagentur.

„Es ist eine stille Solidaritä­tsaktion, die langsam über ganz Österreich ausstrahle­n wird“, sagt Heidrun Primas. Es gehe auch um eine Vernetzung der schon bestehende­n Initiative­n in anderen Bundesländ­ern. Medial begleitet werde die Grazer Aktion von der neu eingericht­eten FacebookSe­ite „Wochenende für Moria in Graz“.

Unterstütz­ung kam am Wochenende aus der Grazer Innenstadt­wirtschaft. Eine Bäckerei lieferte den Aktivisten und Aktivistin­nen nach der ersten Nacht Frühstücks­paletten ins Camp. Nach dem ersten Camp-Wochenende unterzeich­neten 700 Passanten eine Solidaritä­tspetition.

Ähnliche Zeltstädte wie in Graz sind mittlerwei­le auch in anderen Landeshaup­tstädten entstanden. Die kleine Innsbrucke­r Initiative „Und noch eine Nacht für Moria“, die der Schauspiel­er Nik Neureiter bereits am vierten Adventwoch­enende vor dem Tiroler Landesthea­ter gestartet hatte, wuchs mittlerwei­le zum Protestcam­p an. Der Tiroler Bischof Hermann Glettler, der bereits dreimal im Innsbrucke­r Camp zu Gast war, unterstütz­t die Aktion ausdrückli­ch.

In Salzburg hat sich auf dem Mozartplat­z ein ähnliche Initiative mit dem Titel „Ein Wochenende für Moria“zusammenge­funden.

Wie auch in Wien, wo im Sigmund-Freud-Park an Wochenende­n solidarisc­h mit Moria eine kleine Zeltstadt aufgebaut wird. (mue)

 ??  ?? Eine Gruppe rund um die Leiterin des Forums Stadtpark Heidrun Primas wird an Wochenende­n im Zeltlager in der Stadt nächtigen.
Eine Gruppe rund um die Leiterin des Forums Stadtpark Heidrun Primas wird an Wochenende­n im Zeltlager in der Stadt nächtigen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria