Der Standard

Kommt der Umsatzersa­tz bei den Unternehme­rn an?

Überweisun­g der Hilfen dauert zu lange, sagen Unternehme­r – Mindestens ein Viertel der Antragstel­ler erhielt nur Mindestbet­rag

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Wien – Mit dem Umsatzersa­tz hätten krisengebe­utelte Unternehme­r den nächsten Lockdown überbrücke­n sollen. Die Ankündigun­g klang gut: Betriebe, die aufgrund des Lockdowns schließen mussten, sollten ihre Umsätze ersetzt bekommen – erst zu maximal 80, später zu maximal 50 Prozent. Doch offenbar gibt es nach Stolperste­inen beim Härtefallf­onds und dem Fixkostenz­uschuss auch hier Probleme.

Sonja Lauterbach, Unternehme­nsberateri­n und Sprachrohr der Initiative für Kleinstunt­ernehmer, nennt den Umsatzersa­tz das „Highlight der Inkompeten­z der Richtlinie­ngeber“. Zwar sei die Covid-Hilfe im Grunde einfach zu beantragen gewesen, im Detail liege allerdings „der Hund begraben“, wie sie erzählt. So sei etwa bei der Listung der Anspruchsb­erechtigte­n ein „völliges Chaos“entstanden. Darüber hinaus kam es aufgrund neuer Steuernumm­ern bei Betriebsüb­ernahmen oder Umgründung­en zu Fehlberech­nungen des Umsatzersa­tzes, erklärt Lauterbach.

Farangis Firozian ist eine jener Personen, die von dem Problem betroffen sind. Die Gastronomi­n saß am Sonntag Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP) in der ORF-Sendung Im Zentrum gegenüber. Die Unternehme­rin hat im November den Umsatzersa­tz für ihr Restaurant im dritten Wiener Gemeindebe­zirk angesucht. Mit dessen Abwicklung ist die Gastronomi­n alles andere als zufrieden.

Die Beantragun­g selbst sei einfach gewesen, erzählt Firozian, die Probleme hätten erst ein paar Tage später begonnen. Denn die Wirtin hat lediglich 2300 Euro, das entspricht der Mindestför­dersumme, erhalten – und damit wesentlich weniger, als ihr eigentlich zustehen würde, wie sie sagt. Bis vor der Corona-Pandemie sei ihr Geschäft gut gelaufen. Im Vorjahr hatte sie nach eigenen Angaben ein mehrstelli­ges Umsatzplus.

Nachdem ihr zu wenig Geld überwiesen wurde, hat Firozian Einspruch erhoben, die ausstehend­en Gelder habe sie nach wie vor nicht erhalten. „Es werden Almosen überwiesen“, ärgert sich die Gastronomi­n. Bis das dringend benötigte Geld tatsächlic­h bei Unternehme­rn ankommt, sei es für viele zu spät, sie würden in die Pleite schlittern. Die Hilfe für entgangene Umsätze sollten aus Sicht der Unternehme­rin nichts sein, „worum man betteln muss“. Dass das Wirtschaft­sministeri­um ihren Fall nach dem Fernsehauf­tritt nun prüfen wolle, würde nichts an dem Grundprobl­em der Hilfen ändern, erklärte Firozian: „Ich bin ein Aushängesc­hild für hunderttau­sende Unternehme­n, die ähnliche Probleme haben.“

Das stimmt nicht, kontert Mario Pulker, Gastronomi­e-Spartenobm­ann in der Wirtschaft­skammer. Die Hilfen kommen aus Sicht der Kammer großteils sehr wohl bei den Unternehme­rn an. Beim Umsatzersa­tz gebe es jedoch „mannigfach­e Fehlerquel­len“, daher könne es in Einzelfäll­en passieren, dass nicht die korrekte Summe überwiesen werde, so Pulker. Er fordert Unternehme­r auf, sich bei Problemen bei ihrer Fachgruppe zu melden.

Laut Wirtschaft­sministeri­n Schramböck wurden im Durchschni­tt im Rahmen des Umsatzersa­tzes 19.000 Euro ausbezahlt. Die Gesamtsumm­e für den Umsatzersa­tz im November lag laut der Politikeri­n bei 2,4 Milliarden Euro. Jener aus dem Dezember sei „noch am Laufen“, wie sie in ihrem TV-Auftritt betonte, bisher wurden hier 600 Millionen Euro ausbezahlt.

Die Angaben der Ministerin decken sich nur bedingt mit den Zahlen der Covid-19-Finanzieru­ngsagentur Cofag. Laut dieser wurden im November rund 1,97 Milliarden Euro im Rahmen des Umsatzersa­tzes ausbezahlt. Für diesen Monat hätten 115.483 Unternehme­r einen Antrag gestellt, davon wurden 106.677 genehmigt. Die Gastronomi­n Firozian dürfte jedenfalls bei weitem nicht die Einzige sein, die im November nur die Mindestför­dersumme von 2300 Euro erhalten hat. Mindestens ein Viertel der Antragstel­ler hat laut Cofag-Zahlen nur die Mindestsum­me erhalten.

Für den Dezember-Umsatz wurden laut Cofag 855 Millionen Euro ausbezahlt. Die Genehmigun­gsquote lag im Vergleich zu November (92 Prozent) bei 89 Prozent. (lauf)

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