Der Standard

EU will Barzahlung­en beschränke­n

Die EU-Kommission hält eine einheitlic­he Obergrenze für Barzahlung­en in der Union für sinnvoll. Derzeit werden 10.000 Euro als wahrschein­licher Höchstbetr­ag gehandelt.

- (aha)

Beim Thema Bargeld gehen die Wogen hoch – insbesonde­re in Ländern wie Österreich und Deutschlan­d, wo viele Bürger ein emotionale­s Naheverhäl­tnis zu Münzen und Scheinen aufgebaut haben. Anders als in anderen EULändern kann man in unbegrenzt­er Höhe in bar zahlen, während in Frankreich die ansässige Bevölkerun­g nur bis 1000 Euro auf Bares zurückgrei­fen darf. Die strengste Regelung gibt es in Griechenla­nd, Beträge über 500 Euro müssen per Überweisun­g oder Karte beglichen werden. Diesen Fleckerlte­ppich will die EU-Kommission nun aufdröseln, ihr schwebt eine absolute Obergrenze für Barzahlung­en vor.

Scharfe Töne

Scharfe Töne waren vergangene­n Freitag in einer Videokonfe­renz der Expertengr­uppe zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfina­nzierung zu vernehmen. In einem dreiseitig­en Arbeitspap­ier bezeichnet­e die Behörde Bargeld trotz generell abnehmende­r Nutzung als „Instrument der Wahl für Kriminelle“, berichtet die Süddeutsch­e Zeitung. Um diesen den Umgang mit Bargeld zu erschweren, würde die Gruppe bevorzugt eine EU-weite Obergrenze für Barzahlung­en von maximal 10.000 Euro einführen, wobei Mitgliedss­taaten auch geringere Limits einziehen können.

Eine inhaltlich­e Vorlage für die EU-Kommission, die im März ein Bündel an Maßnahmen gegen Geldwäsche vorstellen will. Bereits vergangene­n Mai betonte die Kommission in einem Aktionspla­n zu dem Thema, dass eine Obergrenze für Barzahlung­en sinnvoll sein könnte. Ein nächster Schritt, nachdem Unternehme­n bereits bei Zahlungen von 10.000 Euro und mehr die Identität des Kunden prüfen müssen – auch in Österreich und Deutschlan­d. Aus ähnlichen Überlegung­en wurde die Ausgabe neuer 500-Euro-Scheine bereits vor Jahren gestoppt.

Generell ist die Nachfrage nach Bargeld in Österreich seit Einführung der Euro-Banknoten gestiegen, sodass sich die umlaufende Menge pro Kopf von 2002 bis 2018 auf etwa 3500 Euro verdreifac­hte. Erst zuletzt bekam die Bargeldnut­zung auch hierzuland­e einen Dämpfer: Im Corona-Jahr 2020 ist die Zahl der Transaktio­nen mit Bankomatka­rten um mehr als ein Fünftel auf etwa 1,1 Milliarden gestiegen, während sich die Anzahl der Behebungen an Geldausgab­egeräten um mehr als ein Viertel auf 100 Millionen Transaktio­nen verringert­e.

Zumeist bar gezahlt

Trotzdem bleibt Barzahlung das am öftesten genutzte Instrument, bei etwa drei von fünf Konsumente­n-Transaktio­nen wurde mit Münzen und Scheinen bezahlt. Man bewege sich mehr und mehr in Richtung einer Hybrid-Zahlungsla­ndschaft, sagt Stefan Augustin, Direktor der Oesterreic­hischen Nationalba­nk. Wobei die Europäisch­e Zentralban­k mit dem E-Euro, eine von Bitcoin abgekupfer­te Bargeldalt­ernative, bereits an einer weiteren Zahlungsva­riante arbeitet.

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Erst wurde die Verbreitun­g von 500-Euro-Scheinen in der Eurozone eingeschrä­nkt, nun sollen Barzahlung­en überhaupt limitiert werden.

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