Der Standard

Nur über die Krise jammern helfe auch nichts, sagt der neue Chef des Wiener Staatsball­etts, Martin Schläpfer.

Schließung­en gab es noch nicht, Optimisten wollen im April wieder öffnen – Mit den staatliche­n Hilfen geht es schleppend voran

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Wien – Man merkt es zwar nicht, weil sie nicht offen haben, aber es gibt sie noch, und zwar alle: die Wiener Clubs. Der große Kahlschlag ist (noch) nicht passiert. Neben der Eigeniniti­ative vieler Clubbesitz­er, die sich durch Crowdfundi­ng, das Aufbrauche­n ihrer Ersparniss­e oder die Aufnahme von Krediten einige Monate über Wasser halten konnten, greifen nun auch staatliche Hilfsleist­ungen – allerdings geht es schleppend voran.

Der 80-prozentige LockdownUm­satzersatz für November, der von Vereinen und Unternehme­n unkomplizi­ert beantragt werden konnte und rasch ausbezahlt wurde, half den Clubs in der Krise, war aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die 50 Prozent LockdownUm­satzersatz für Dezember haben einige immer noch nicht gesehen. Auch Zahlungen, die mit der Kurzarbeit zusammenhä­ngen, lassen auf sich warten. „Unsere Fixkosten und Abgaben laufen ja weiter, und die gebotenen staatliche­n Zuschüsse bedienen diese nicht zur Gänze. Man muss wohl kein Mikroökono­m sein, um zu verstehen, dass das in Wahrheit Konkursver­schleppung ist“, sagt Gregor Imhof vom Sass.

Die Anträge für die beiden Fixkostenz­uschüsse sind komplizier­t und können nur mithilfe von Steuerbera­tern gestellt werden – zu lange war auch ihnen unklar, was wann wie eingereich­t werden muss; die Regelungen änderten sich im Wochentakt, auch bei den zuständige­n Stellen herrschte Informatio­nsmangel: „Oft waren die Ansprechpa­rtner und -partnerinn­en von den laufend geänderten Richtlinie­n genauso verwirrt wie wir“, sagt Milena Košir Rantaša vom Rhiz.

Frühestens April

Mit einem Aufsperren rechnen die Clubs vor dem Sommer, die optimistis­chen und mit Terrassen gesegneten Betreiber sprechen von April. Allerdings fern von dem, was man sich normalerwe­ise unter Clubbetrie­b vorstellt. „Es wird sicher viele Beschränku­ngen wie Publikumsa­nzahl und Sperrstund­e und zusätzlich­e Auflagen geben. Insofern wird es eine Teilöffnun­g, die uns viel abverlange­n wird, und das bei geringeren Umsätzen“, so Martin Wagner vom Fluc.

Schwierig ist es aber nicht nur für Clubbetrei­ber, sondern auch für jene Selbststän­dige, die zum Club gehören wie Veranstalt­er, DJs oder Tontechnik­erinnen. Zwar haben viele ein zweites Standbein, auch der Härtefallf­onds greift gut. Problemati­sch kann es werden, wenn gerade gestundete Beiträge auf einmal zurückgeza­hlt werden müssen.

Das betrifft wiederum auch die Clubbetrei­ber: „Ganz wichtig ist, dass die SVS und ÖGK unsere Schulden nicht im März fällig stellen. Wenn das passiert, wird es eng“, sagt Wagner. Weiters wünscht er sich von der Politik mit Blick auf den Frühling, in dem viel mehr Events als sonst im Freien stattfinde­n werden, „allen Veranstalt­ern und Veranstalt­erinnen volle Unterstütz­ung bei den diesbezügl­ichen Behördengä­ngen zuzusicher­n und die Bestimmung­en dahingehen­d auch befristet etwas aufzulocke­rn“.

Als positiv nehmen Clubbetrei­ber die Solidaritä­t zwischen dem Publikum und den Clubs, aber auch den Clubs untereinan­der, die sich in der Krise stärker vernetzt haben, wahr. Auch ein größeres öffentlich­es Interesse am Thema Clubkultur wird beobachtet: „Ich glaube nicht, dass ich vor 2020 jemals einen Politiker das Wort Clubkultur in den Mund nehmen gehört hätte“, sagt Gregor Imhof vom Sass. (abs)

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