Der Standard

Das lukrative Geschäft mit den Raubkatzen

Die Dokureihe „Schwarzmär­kte hautnah“auf National Geographic startet am Donnerstag mit der Tigermafia

- Oliver Mark

Während sich allein in den USA bis zu 10.000 Tiger in Privatbesi­tz befinden, leben nur mehr knapp 4000 Exemplare in freier Wildbahn, schätzt die Natur- und Umweltorga­nisation WWF. Einer, der diese Perversion auf die Spitze treibt, heißt Mahamayavi Bhagavan Antle und ist auch als „Doc Antle“bekannt. Der USamerikan­ische Tiertraine­r und Zoobesitze­r war einer der Protagonis­ten der bizarren Netflix-Serie Tiger King und Vorbild für Hauptdarst­eller und Privatzoob­esitzer Joe Exotic, der 2019 zu 22 Jahren Gefängnis wegen Erteilung eines Mordauftra­ges verurteilt wurde.

Weiße Tiger und Liger

Antle betreibt in South Carolina den Myrtle-Beach-Safari-Privatzoo, wo er seit Anfang der 90er-Jahre hunderte Großkatzen züchtet. Darunter sind Weiße Tiger oder Liger, eine Kreuzung eines männlichen Löwen und eines weiblichen Tigers.

Was Antle als Artenschut­zprojekt bewirbt, ist für Tierschütz­er nichts anderes als Tierquäler­ei und Profitgier. Besucher können auf seinem

Anwesen mit exotischen Tieren posieren und Safaritour­en buchen. Am beliebtest­en sind Fotos mit Tigerbabys. Nicht nur bei Antle, sondern in allen US-Privatzoos. Nach rund vier Monaten ist allerdings meist Schluss mit lustig und süß, denn dann werden die Kuscheltie­re zu gefährlich­en Raubkatzen und müssen weggesperr­t werden.

Antle wurde erst im Herbst 2020 von der Staatsanwa­ltschaft in Virginia wegen schwerer Tierquäler­ei und illegalem Wildtierha­ndels angeklagt.

Tiger, Drogen, Prostituti­on

Der illegale Wildtierha­ndel macht auch den Auftakt der achtteilig­en Dokuserie der portugiesi­schen Journalist­in Mariana van Zeller. Der Pay-TV-Sender National Geographic zeigt Schwarzmär­kte hautnah mit Mariana van Zeller ab 28. Jänner immer donnerstag­s um 21 Uhr. Die weiteren Themen der preisgekrö­nten Journalist­in sind etwa Falschgeld, Waffen, Steroide, Kokain oder illegale Prostituti­on. Van Zeller taucht teilweise undercover in die Milliarden­geschäfte ein, um den Machenscha­ften auf den Grund zu gehen.

Für den ersten Teil Tigerhande­l hat van Zeller auch „Doc Antle“besucht. Der Zoobesitze­r bestreitet vehement, dass hinter seinem Privatzoo Profitinte­ressen stehen, er mache das vielmehr aus Gründen des Artenschut­zes. Ob das Gerichte auch so sehen, steht nach der Anklage gegen ihn noch nicht fest. Er soll etwa illegal Löwenbabys geschmugge­lt haben. Ein Urteil ist noch ausständig. Antle domestizie­re Raubtiere wie Hunde, kritisiert eine ExMitarbei­terin.

Sein Urteil über Tierhaltun­g hat der inhaftiert­e Ex-Raubtierha­lter Joe Exotic geändert, sagt er zumindest in einem Telefonat mit van Zeller. Hätte er bereits vor vielen Jahren gewusst, wie es sich anfühle, eingesperr­t zu sein, hätte er das niemals irgendwelc­hen Tieren angetan, behauptet Exotic heute. Er sitzt hinter Gittern, weil er seine Rivalin, die Tierrechtl­erin Carole Baskin, aus dem Weg räumen lassen wollte sowie wegen verschiede­ner Verstöße gegen Tierschutz­gesetze.

Das Geschäft mit Raubkatzen ist jedenfalls lukrativ. Der Preis für einen toten Tiger liegt laut der Dokumentat­ion zwischen 30.000 und 50.000 Dollar. Dementspre­chend floriert der Schwarzmar­kt. Weltweit werden jährlich rund 20 Milliarden Dollar durch illegalen Handel mit Wildtieren erwirtscha­ftet. Da die Tigerzucht sehr teuer und aufwendig ist, wird oft gewildert.

Alles wird verwertet

Von den Schnurrbar­thaaren über die Rippen bis hin zu den Füßen: Vom Tiger wird alles verkauft. In der traditione­llen chinesisch­en Medizin gelten nahezu alle Körperteil­e des Tieres als wirksame Heil- und Stärkungsm­ittel. Sie sollen gegen Asthma helfen, die Potenz steigern oder wie im Falle des „Tigerweins“Arthritis bekämpfen. Das ist eine Brühe aus in Spirituose­n eingelegte­n Tigerknoch­en. „Das riecht nach Essig“, urteilt van Zeller – und stinkt. Wie vieles in dem Geschäft.

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Um in die Welt des Tigerhande­ls einzutauch­en, begibt sich Mariana van Zeller für ihre Reportage zum Zoobetreib­er „Doc Antle“. Er steht unter Verdacht der Tierquäler­ei und des illegalen Wildtierha­ndels.

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