Der Standard

Wackere Seitenblic­ker

- Petra Stuiber

„SEITENBLIC­KE“AUF ORF 2

Journalism­us ist ein toughes Geschäft, wie Sie, liebe Leserin, Sie, lieber Leser, natürlich wissen: Wir Journalist­innen und Journalist­en sind immer auf der Jagd nach der heißesten Story – für Sie, what else! Zwischen uns herrscht täglich, stündlich, minütlich gnadenlose Konkurrenz – und wir gönnen den „Kollegen“von Konkurrenz­medien nicht den kleinsten Erfolg. Genau so geht’s zu, wie wir das auch aus „Journalist­enfilmen“aus Hollywood kennen.

Selten, aber doch schleicht sich aber auch Mitgefühl und Sympathie füreinande­r in unser Denken und Fühlen. Aktuell

ist mein persönlich­es Mitgefühls­herzkammer­l von den ORF-Seitenblic­ken besetzt. Die Kollegen dort haben eigentlich seit Monaten nichts zu berichten. Ist ja nichts. Nirgendwo. Das hindert sie freilich nicht daran, wacker jeden Abend Beiträge zu zaubern.

Man nehme exemplaris­ch das Kitzbühel-Rennwochen­ende. Normalerwe­ise ein Hochamt der Society-Berichters­tattung. Und jetzt? Das Nichts nichtet. Trotzdem lassen sich die Seitenblic­ker und -innen nicht entmutigen. Sie liefern täglich Beiträge aus Kitz: Was macht die Rosi jetzt? Oder: Was macht der Stanglwirt? Aber auch: Womit beschäftig­t sich die ehemalige Kommissari­n von Soko Kitzbühel? Die Antworten sind beruhigend: Die Rosi singt viel, denn das befreit die Seele. Beim Stanglwirt­en ist man gerührt, weil die zwangsweis­e ausbleiben­den Promis wenigstens Insta-Videos mit Weißwürste­n senden. Und die Ex-Kommissari­n freut sich auf neue Rollenange­bote.

Nichts davon ist wichtig, aber es beruhigt zu sehen: Auch „Promis“und deren Gastgebern ist fad im Kopf.

➚ dst.at/TV-Tagebuch

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