Der Standard

Zillertal-Cluster blieb im Dunkeln

Die ersten Auffälligk­eiten wurden schon Anfang Jänner entdeckt. Unklar bleibt, wieso diese Informatio­n nicht öffentlich wurde und warum der Skibetrieb trotz zahlreiche­r Infektione­n unter Seilbahner­n ungestört weiterlief.

- Steffen Arora

Die Tiroler Gesundheit­sbehörden suchen fieberhaft nach dem Ursprung und möglichen weiteren Fällen von Infektione­n mit der südafrikan­ischen Coronaviru­s-Mutante B.1.351. Am Wochenende war nach einem Bericht des STANDARD bekannt geworden, dass diese ansteckend­ere Variante des Virus in einem Cluster, der vom Skigebiet Hochfügen im Zillertal ausgeht, nachgewies­en wurde. Anfang des Jahres wurden dort mehrere Mitarbeite­r der Seilbahn sowie in der Folge auch einige von deren Angehörige­n positiv getestet.

Nach Auskunft des Labors wurden diese PCR-Tests Anfang Jänner durchgefüh­rt. Auffälligk­eiten gab es dabei nicht. Nur wegen der zeitgleich entdeckten britschen Mutationsv­erdachtsfä­lle in Jochberg wurden diese entdeckt, weil man deshalb 1000 Stichprobe­n aus dem Tiroler Unterland zur Sequenzier­ung nach Wien weitergele­itet hatte. Am 22. Jänner habe das Land Tirol dann erfahren, dass die Südafrika-Mutante in sieben Fällen nachgewies­en wurde.

Die Fälle betreffen die Bezirke Schwaz, Innsbruck-Land und Innsbruck. Weitere 21 Verdachtsf­älle werden noch von der Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit (Ages) ausgewerte­t. Der Zillertale­r Cluster strahlte aber in ein Altenheim in Münster aus. Dort haben sich, acht Tage nach der ersten Teilimpfun­g, mindestens 16 Bewohner angesteckt. Ob auch die Mutante darunter ist, wird derzeit geprüft.

Seit Sonntag laufen im Bezirk kostenlose Massen-PCR-Tests, bis Montag wurden 1254 Tests ausgewerte­t, davon waren 25 Ergebnisse positiv. Dass bei den Seilbahnen Hochfügen seit November 16 Mitarbeite­r positiv getestet wurden und der Skibetrieb dennoch weiterlauf­en konnte, begründet das Land damit, dass bei jedem der Fälle das Contact-Tracing sowie die Absonderun­g der Kontaktper­sonen durchgefüh­rt wurden. Zudem seien den Seilbahnen „strenge Hygiene- und Sicherheit­skonzepte“auferlegt worden, die „vorbildlic­h eingehalte­n und umgesetzt wurden“.

Spital prüft Patienten

Im Bezirkskra­nkenhaus Schwaz wird geprüft, ob Patienten, die wegen einer Covid-Infektion stationär aufgenomme­n wurden, die Mutante aufweisen. Sollten Fälle entdeckt werden, geht es darum, nachzufors­chen, wo diese ihren Ursprung haben und durch welche Patienten die

Mutanten ins Spital gebracht wurden.

Noch ist unklar, wie die südafrikan­ische Mutante nach Tirol kam und wer Fall null war. Die Behörden versuchen zu eruieren, wo im fraglichen Zeitraum Personen, die aus Südafrika kamen, aufhältig waren. Denn offenbar besuchten trotz Lockdowns ausländisc­he Urlauber das Zillertal zum Skifahren, wie am Wochenende bekannt wurde. Viele dieser Gäste kamen aus dem Raum München, wo sich britische und südafrikan­ische Virusmutat­ion derzeit gemäß Medienberi­chten „rasant ausbreiten“. Auch ein Privatflug aus Kapstadt konnte am 9. Jänner – über den Umweg Paris, schließlic­h gilt in Österreich ein Landeverbo­t für Passagierf­lüge aus Südafrika – in Innsbruck landen.

Die Tiroler Behörden geben an, dass im Zillertal seit Öffnung der Skilifte „proaktiv und teilweise mehrmals täglich“die Einhaltung der Corona-Maßnahmen kontrollie­rt werde. Dabei seien bisher „keine nennenswer­ten Übertretun­gen“festgestel­lt worden.

Unklar bleibt, wann man die Öffentlich­keit über die Virusmutan­te informiere­n wollte. Das Land Tirol wusste spätestens seit Freitag davon, bestätigte die Nachricht aber erst Samstagmit­tag, nachdem

DER STANDARD darüber berichtet hatte.

Bei den Fällen der britischen Virusmutan­te in Jochberg, die ungefähr zeitgleich entdeckt wurden, informiert­en die Behörden schon, als es sich nur um Verdachtsf­älle handelte. Sogar die Ski-Weltcup-Slalomrenn­en in Kitzbühel wurden kurzfristi­g abgesagt. Seitens der Ages blieb bislang unbeantwor­tet, wann man die Tiroler Behörden erstmals informiert hat.

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Im Zillertal läuft die Suche nach dem Ursprung der bei Testungen im Zuge eines Skigebiets-Clusters entdeckten Südafrika-Mutante des Coronaviru­s.

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