Zillertal-Cluster blieb im Dunkeln
Die ersten Auffälligkeiten wurden schon Anfang Jänner entdeckt. Unklar bleibt, wieso diese Information nicht öffentlich wurde und warum der Skibetrieb trotz zahlreicher Infektionen unter Seilbahnern ungestört weiterlief.
Die Tiroler Gesundheitsbehörden suchen fieberhaft nach dem Ursprung und möglichen weiteren Fällen von Infektionen mit der südafrikanischen Coronavirus-Mutante B.1.351. Am Wochenende war nach einem Bericht des STANDARD bekannt geworden, dass diese ansteckendere Variante des Virus in einem Cluster, der vom Skigebiet Hochfügen im Zillertal ausgeht, nachgewiesen wurde. Anfang des Jahres wurden dort mehrere Mitarbeiter der Seilbahn sowie in der Folge auch einige von deren Angehörigen positiv getestet.
Nach Auskunft des Labors wurden diese PCR-Tests Anfang Jänner durchgeführt. Auffälligkeiten gab es dabei nicht. Nur wegen der zeitgleich entdeckten britschen Mutationsverdachtsfälle in Jochberg wurden diese entdeckt, weil man deshalb 1000 Stichproben aus dem Tiroler Unterland zur Sequenzierung nach Wien weitergeleitet hatte. Am 22. Jänner habe das Land Tirol dann erfahren, dass die Südafrika-Mutante in sieben Fällen nachgewiesen wurde.
Die Fälle betreffen die Bezirke Schwaz, Innsbruck-Land und Innsbruck. Weitere 21 Verdachtsfälle werden noch von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) ausgewertet. Der Zillertaler Cluster strahlte aber in ein Altenheim in Münster aus. Dort haben sich, acht Tage nach der ersten Teilimpfung, mindestens 16 Bewohner angesteckt. Ob auch die Mutante darunter ist, wird derzeit geprüft.
Seit Sonntag laufen im Bezirk kostenlose Massen-PCR-Tests, bis Montag wurden 1254 Tests ausgewertet, davon waren 25 Ergebnisse positiv. Dass bei den Seilbahnen Hochfügen seit November 16 Mitarbeiter positiv getestet wurden und der Skibetrieb dennoch weiterlaufen konnte, begründet das Land damit, dass bei jedem der Fälle das Contact-Tracing sowie die Absonderung der Kontaktpersonen durchgeführt wurden. Zudem seien den Seilbahnen „strenge Hygiene- und Sicherheitskonzepte“auferlegt worden, die „vorbildlich eingehalten und umgesetzt wurden“.
Spital prüft Patienten
Im Bezirkskrankenhaus Schwaz wird geprüft, ob Patienten, die wegen einer Covid-Infektion stationär aufgenommen wurden, die Mutante aufweisen. Sollten Fälle entdeckt werden, geht es darum, nachzuforschen, wo diese ihren Ursprung haben und durch welche Patienten die
Mutanten ins Spital gebracht wurden.
Noch ist unklar, wie die südafrikanische Mutante nach Tirol kam und wer Fall null war. Die Behörden versuchen zu eruieren, wo im fraglichen Zeitraum Personen, die aus Südafrika kamen, aufhältig waren. Denn offenbar besuchten trotz Lockdowns ausländische Urlauber das Zillertal zum Skifahren, wie am Wochenende bekannt wurde. Viele dieser Gäste kamen aus dem Raum München, wo sich britische und südafrikanische Virusmutation derzeit gemäß Medienberichten „rasant ausbreiten“. Auch ein Privatflug aus Kapstadt konnte am 9. Jänner – über den Umweg Paris, schließlich gilt in Österreich ein Landeverbot für Passagierflüge aus Südafrika – in Innsbruck landen.
Die Tiroler Behörden geben an, dass im Zillertal seit Öffnung der Skilifte „proaktiv und teilweise mehrmals täglich“die Einhaltung der Corona-Maßnahmen kontrolliert werde. Dabei seien bisher „keine nennenswerten Übertretungen“festgestellt worden.
Unklar bleibt, wann man die Öffentlichkeit über die Virusmutante informieren wollte. Das Land Tirol wusste spätestens seit Freitag davon, bestätigte die Nachricht aber erst Samstagmittag, nachdem
DER STANDARD darüber berichtet hatte.
Bei den Fällen der britischen Virusmutante in Jochberg, die ungefähr zeitgleich entdeckt wurden, informierten die Behörden schon, als es sich nur um Verdachtsfälle handelte. Sogar die Ski-Weltcup-Slalomrennen in Kitzbühel wurden kurzfristig abgesagt. Seitens der Ages blieb bislang unbeantwortet, wann man die Tiroler Behörden erstmals informiert hat.