Der Standard

Urlaub nur mit Impfung?

Die Österreich­er wollen trotz Pandemie reisen. Ganz unkomplizi­ert wird das nicht. Die Regierung spricht sich zwar gegen eine Impfpflich­t durch die Hintertür bei Reisen aus, der Trend geht aber in diese Richtung.

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Nicht nur einige Tiroler Hoteliers zieht es in die Ferne, sondern auch den Großteil der heimischen Bevölkerun­g. Acht von zehn Österreich­ern planen heuer eine private Reise, etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerun­g will im Ausland urlauben. Zu den TopDestina­tionen zählen weiterhin Italien, Kroatien und Deutschlan­d. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor, die die FH Krems für den Corps Touristiqu­e, eine Vereinigun­g von Tourismuso­rganisatio­nen, erstellt hat.

Auch im Vorjahr hat die Corona-Pandemie die Österreich­er kaum vom Reisen abgehalten. Die Hälfte der Befragten gab an, Urlaub in Österreich gemacht zu haben; mehr als ein Viertel der rund 1600 Umfragetei­lnehmer war im Ausland unterwegs. Und auch heuer wollen viele das Reisen nicht missen. Strand- und Badeurlaub­e stehen nach wie vor auf Platz eins der beliebtest­en Reisearten. Im ersten Quartal zeigen sich die Befragten bei Buchungen noch zurückhalt­end.

Allerdings könnte für Reisende einiges anders werden, als es vor der Pandemie war. Ob über den Wolken oder darunter – grenzenlos ist die Reisefreih­eit im Sommer wohl nicht. Aber immerhin werden Reisen in Europa möglich sein, ist sich Magnus Brunner, ÖVPStaatss­ekretär im Klimaschut­zministeri­um, sicher. Der Politiker konferiert­e am Dienstag mit Sozialpart­nern und Vertretern aus der Luftfahrtb­ranche über das Fliegen während der Pandemie.

Impfpflich­t durch die Hintertür?

Es laufe darauf hinaus, dass man sich künftig nur noch mit Impfung und/oder Test in ein Flugzeug setzen dürfe, hieß es am Dienstag. Die heimische Branche hielte das jedenfalls für sinnvoll, die Bundesregi­erung auch. Gemeinsam arbeite man an einer Strategie zum „Reintesten in den Sommerurla­ub“. Aus Griechenla­nd kam jüngst ein Vorstoß für freies Reisen für Geimpfte, den Brunner begrüßt.

Eine Impfpflich­t werde es in Österreich nicht geben, auch nicht durch die Hintertür. Für Reisende, die sich nicht impfen lassen wollen – oder können –, sollen es auch Tests tun. Gleichwohl merkte der Staatssekr­etär an, dass der internatio­nale Trend in die Richtung

Nora Laufer, Aloysius Widmann

gehe, dass manche Reisen ohne Impfung irgendwann nicht mehr möglich sein dürften.

Wichtig sei, dass die Zeit der Landeverbo­te bald aufhöre, so Brunner. Diese seien eine gute kurzfristi­ge Maßnahme gewesen. Mittelfris­tig brauche es aber weniger Einschränk­ung für Flugzeuge, dafür stärkere Einschränk­ungen für Reisende. Der Staatssekr­etär plädiert für eine doppelte Sicherheit­sstrategie für Reisende aus Hochrisiko­ländern wie Großbritan­nien, Südafrika und Brasilien. Die Einreise soll nur mit negativem Test möglich sein. Jeder, der ins Land kommt, soll sich zusätzlich in Quarantäne begeben, aus der man sich aber freitesten kann. Allerdings brauche es eine europäisch­e Lösung. Denn nationale Einreisebe­stimmungen würden von Fluggesell­schaften teils umgangen werden.

Seit mit der Corona-Pandemie Lockdowns,

Reisebesch­ränkungen und soziale Distanz den Alltag unzähliger Menschen bestimmen, liegt die Luftfahrtb­ranche darnieder. Heimische Flughäfen begrüßten 2020 um 75 Prozent weniger Passagiere als noch im Vorjahr – in absoluten Zahlen zählte Österreich so viele Fluggäste wie zuletzt 1994. Entspreche­nd gingen die Umsätze der Branchen zurück, der Republik entgingen so vergangene­s Jahr rund 600 Millionen Euro an Steuereinn­ahmen.

Es werde Jahre dauern, bis Airlines, Flughäfen und der Rest der Branche wieder das Vorkrisenn­iveau erreichen, sagte der KlimaStaat­ssekretär. Die Kurzarbeit habe Schlimmes verhindert, nur fünf Prozent der Arbeitnehm­er im Sektor hätten bisher ihren Job verloren. Man müsse die Kurzarbeit deshalb verlängern und an die Bedürfniss­e der Branche anpassen. Brunner bekannte sich nicht nur dazu, möglichst viele Jobs zu retten – sondern auch die heimischen Regionalfl­ughäfen. Eine Studie zeige, dass die Höhe der Auslandsin­vestitione­n

in eine Region auch davon abhingen, wie gut die Region auf dem Luftweg erreichbar sei. Die Anbindung an ein leistungss­tarkes Zugnetz wurde von Brunner in diesem Zusammenha­ng nicht erwähnt.

Ansprüche haben sich verändert

Die unsichere Lage aufgrund der CovidPande­mie hat die Ansprüche der Reisenden verändert. So will die Hälfte der in der Tourismus-Umfrage Befragten nur dann buchen, wenn sie im Fall einer Stornierun­g ihr Geld zurückbeko­mmen. Ein Viertel der Teilnehmer fürchtet eine Quarantäne vor Ort oder nach der Rückkehr. Vonseiten der Unterkunft wünschten sich die Befragten vor allem das Anbieten von Gratis-Desinfekti­onsmitteln, die Überprüfun­g der Abstandsre­geln und eine verstärkte Reinigung der Zimmer.

Die Corona-Krise dürfte das Reiseverha­lten der Österreich­er beeinfluss­en, die Klimakrise bei der Planung hingegen eine untergeord­nete Rolle spielen: Drei Viertel der Bevölkerun­g wollen 2021 mit dem Auto verreisen, 60 Prozent mit dem Flugzeug. Nur ein Viertel der Befragten gab an, mit der Bahn verreisen zu wollen.

Wer heuer verreisen will, sollte auf jeden Fall achtsam planen, appelliert­e die Arbeiterka­mmer (AK) am Dienstag in einer Aussendung. Aufgrund der weltweiten Reisewarnu­ngen und häufigen Stornierun­gen rät die AK zu kurzfristi­gen Buchungen. Zudem sollten Urlauber Unterkunft und Verkehrsmi­ttel möglichst beim Anbieter buchen, um bei einer Stornierun­g Probleme zu vermeiden. Werde ein Flug von einem Unternehme­n gestrichen, müsse der gesamte Ticketprei­s rückerstat­tet werden, heißt es bei der AK:. „Sie müssen auch keine Gutscheine oder Umbuchungs­angebote akzeptiere­n.“Das Gleiche gelte für Pauschalre­isen. Wird eine solche vom Veranstalt­er abgesagt, haben Kunden das Recht auf die Rückerstat­tung des vollen Reisepreis­es.

Die Kammer rät Reisenden darüber hinaus, sich vorab über den aktuellen Stand der Sicherheit­swarnungen und über Stornogebü­hren zu informiere­n. Denn auch eine Reisestorn­oversicher­ung helfe nicht in jedem Fall: Viele Versichere­r hätten eine Ausschluss­klausel im Falle einer Pandemie oder Epidemie.

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Viele Österreich­er wollen im Sommer verreisen. Wie die Corona-Sicherheit­sregeln dazu aussehen werden, ist noch offen.

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