Todesfälle in Heimen steigen
Knapp jeder zweite Covid-Tote lebte im Altersheim
Die Zahl der Corona-Fälle in Heimen ist weiter hoch. Auch wenn in der aktuellen Lockdown-Verordnung erneut strengere Regeln für Besucher wie Personal festgeschrieben wurden, steigt der Anteil der Heimbewohnerinnen und -bewohner bei den Corona-Todesfällen immer weiter an.
Aktuell liegt er mit Stand Dienstag bei fast 44 Prozent, wie Zahlen aus dem epidemiologischen Meldesystem zeigen. Noch im Juni lag der Anteil bei 36 Prozent. Seit Beginn der Pandemie sind über 3000 Heimbewohnerinnen und -Bewohner an oder mit dem Virus verstorben, 2500 davon in den letzten zehn Wochen. Anders formuliert: Seit Mitte November hat sich die Zahl der Covid-Todesfälle in Heimen mehr als verfünffacht.
Am Dienstag waren in ganz Österreich 1220 Heimbewohnerinnen und -bewohner infiziert, 700 weitere Fälle gibt es derzeit beim Heimpersonal. Insgesamt hatten seit Beginn der Pandemie über 18.000 Bewohnerinnen oder Bewohner und über 10.000 Personen aus dem Personal eine bestätigte Corona-Infektion – das sind vier Prozent der gesamten Infektionen seit März.
Verordnung verschärft
Und das, obwohl die Regeln in Altersund Pflegeheimen seit Beginn der Pandemie laufend verschärft wurden. Im März noch sprach Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) lediglich die Empfehlung für ein Besuchsverbot aus. Mittlerweile ist in der seit Montag gültigen Verordnung ein umfassendes Regelwerk festgeschrieben.
Die vorgeschriebene Zahl der Tests wurde weiter hochgeschraubt – auf nun alle drei Tage beim Personal. Dieses muss außerdem Maske tragen, bei Bewohnerkontakt solche mit FFP2-Standard. Auch Besucherinnen und Besucher – eine Person pro Woche ist erlaubt – müssen FFP2-Maske tragen und frisch getestet sein. Die Bewohnerschaft soll wöchentlich, nach Ausgängen alle drei Tage getestet werden.
Freiheit und Sicherheit
Nur: Wenn die Ressourcen nicht ausreichen, um regelmäßig zu testen, schützt auch eine schärfere Verordnung nicht vor dem Virus. Wie essenziell die Tests sind, lässt sich für Franz Ferner, Geschäftsführer der Volkshilfe Steiermark – also in einem besonders stark betroffenen Bundesland –, daran ablesen, dass die gefundenen Fälle zu 80 Prozent asymptomatisch sind. Man teste also „wie die Blöden“, auch das Material sei da, sagt Ferner. Doch mittlerweile sei das Personal erschöpft.
Er plädiert daher dafür, dass man den Personenkreis jener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Tests durchführen dürfen, ausweitet. Ferner sagt aber auch, man könne und wolle die Leute nun einmal nicht einsperren, trotz aller Anstrengungen, das Virus draußen zu halten: „Pflegeheime haben keinen Glassturz“, sagt er.