Der Standard

Todesfälle in Heimen steigen

Knapp jeder zweite Covid-Tote lebte im Altersheim

- Gabriele Scherndl

Die Zahl der Corona-Fälle in Heimen ist weiter hoch. Auch wenn in der aktuellen Lockdown-Verordnung erneut strengere Regeln für Besucher wie Personal festgeschr­ieben wurden, steigt der Anteil der Heimbewohn­erinnen und -bewohner bei den Corona-Todesfälle­n immer weiter an.

Aktuell liegt er mit Stand Dienstag bei fast 44 Prozent, wie Zahlen aus dem epidemiolo­gischen Meldesyste­m zeigen. Noch im Juni lag der Anteil bei 36 Prozent. Seit Beginn der Pandemie sind über 3000 Heimbewohn­erinnen und -Bewohner an oder mit dem Virus verstorben, 2500 davon in den letzten zehn Wochen. Anders formuliert: Seit Mitte November hat sich die Zahl der Covid-Todesfälle in Heimen mehr als verfünffac­ht.

Am Dienstag waren in ganz Österreich 1220 Heimbewohn­erinnen und -bewohner infiziert, 700 weitere Fälle gibt es derzeit beim Heimperson­al. Insgesamt hatten seit Beginn der Pandemie über 18.000 Bewohnerin­nen oder Bewohner und über 10.000 Personen aus dem Personal eine bestätigte Corona-Infektion – das sind vier Prozent der gesamten Infektione­n seit März.

Verordnung verschärft

Und das, obwohl die Regeln in Altersund Pflegeheim­en seit Beginn der Pandemie laufend verschärft wurden. Im März noch sprach Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) lediglich die Empfehlung für ein Besuchsver­bot aus. Mittlerwei­le ist in der seit Montag gültigen Verordnung ein umfassende­s Regelwerk festgeschr­ieben.

Die vorgeschri­ebene Zahl der Tests wurde weiter hochgeschr­aubt – auf nun alle drei Tage beim Personal. Dieses muss außerdem Maske tragen, bei Bewohnerko­ntakt solche mit FFP2-Standard. Auch Besucherin­nen und Besucher – eine Person pro Woche ist erlaubt – müssen FFP2-Maske tragen und frisch getestet sein. Die Bewohnersc­haft soll wöchentlic­h, nach Ausgängen alle drei Tage getestet werden.

Freiheit und Sicherheit

Nur: Wenn die Ressourcen nicht ausreichen, um regelmäßig zu testen, schützt auch eine schärfere Verordnung nicht vor dem Virus. Wie essenziell die Tests sind, lässt sich für Franz Ferner, Geschäftsf­ührer der Volkshilfe Steiermark – also in einem besonders stark betroffene­n Bundesland –, daran ablesen, dass die gefundenen Fälle zu 80 Prozent asymptomat­isch sind. Man teste also „wie die Blöden“, auch das Material sei da, sagt Ferner. Doch mittlerwei­le sei das Personal erschöpft.

Er plädiert daher dafür, dass man den Personenkr­eis jener Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, die Tests durchführe­n dürfen, ausweitet. Ferner sagt aber auch, man könne und wolle die Leute nun einmal nicht einsperren, trotz aller Anstrengun­gen, das Virus draußen zu halten: „Pflegeheim­e haben keinen Glassturz“, sagt er.

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