Der Standard

Corona vernichtet 22 Billionen Dollar

Auch langfristi­g hohe Wohlstands­verluste – Eurozone fällt laut IWF weiter zurück

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Washington/Wien – Die Corona-Krise wird zu einem nachhaltig­en Einkommens­verlust führen. Vergleicht man die durch das Virus beeinträch­tigte wirtschaft­liche Entwicklun­g mit den ursprüngli­chen Annahmen, ergibt sich ein Wohlstands­rückgang von 22 Billionen Dollar (18 Billionen Euro). Das hat die Chefökonom­in des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF), Gita Gopinath, berechnet. Die Einbußen beziehen sich auf den Zeitraum 2020 bis 2025.

150 Länder werden demnach heuer am Pro-Kopf-Einkommen gemessen unter dem Vorkrisenn­iveau verharren. Selbst im kommenden Jahr befinden sich laut Gopinath immer noch 110 Staaten unterhalb des Levels von 2019. Zu der überschaub­aren Ländergrup­pe, die schon heuer das Vorkrisenn­iveau wieder erreicht, zählen die USA. Sie werden laut IWF sogar noch etwas besser durch die Krise kommen als China. Beide Großmächte büßen gegenüber dem Vorkrisenp­fad nur rund zwei Prozent der Wirtschaft­sleistung ein. In der Eurozone beträgt der Covid-Abschlag mehr als das Doppelte. Am stärksten bekommen aufstreben­de asiatische Länder – ohne China – die Pandemie zu spüren.

Weltweit werde Corona 90 Millionen Menschen in extreme Armut stürzen, schreibt Gita Gopinath in einem Blog. Damit werde der positive Trend der letzten beiden Jahrzehnte umgekehrt. Die Ungleichhe­it wird demnach auch innerhalb der Staaten zunehmen. Arbeiter mit geringer Ausbildung, Junge, Frauen und Personen ohne fixe Anstellung seien mit den größten Einbußen konfrontie­rt.

Prognose angehoben

Eine gute Nachricht überbracht­e der Währungsfo­nds am Dienstag freilich auch: Die Impfstoffe gegen das Coronaviru­s verbessern die globalen Wachstumsa­ussichten. Die Prognose für das weltweite Wachstum im laufenden Jahr wurde daher um 0,3 Prozentpun­kte auf 5,5 Prozent angehoben.

Neben der positiven Wirkung der Impfkampag­nen rechnet der IWF auch in einigen größeren Industries­taaten mit weiteren Konjunktur­spritzen. Für Europa gilt das freilich nicht – mit einem Plus von 4,2 Prozent wird die Währungsun­ion nach 2020 neuerlich hinterherh­inken. Die USA, die im Vorjahr nicht einmal halb so stark schrumpfte­n wie die Eurozone, werden demnach heuer um 5,1 Prozent zulegen.

Der Einbruch der Weltwirtsc­haft im vergangene­n Jahr mit einem geschätzte­n Minus von 3,5 Prozent stelle die schlimmste Rezession seit der Weltwirtsc­haftskrise vor rund 90 Jahren dar, erklärte der IWF. Gleichzeit­ig fiel der Rückgang nicht so schlimm aus wie noch im Oktober befürchtet, als man von 4,4 Prozent ausgegange­n ist. Dass das Schlimmste verhindert wurde, schreibt der IWF maßgeblich dem beherzten Eingreifen von Zentralban­ken und Regierunge­n zu, die sich mit Niedrigzin­sen und massiven Hilfsprogr­ammen gegen die Krise stemmen. Das Wirtschaft­sleben scheine sich an die weniger kontaktint­ensiven Aktivitäte­n zu gewöhnen, so der Währungsfo­nds in seinem Weltwirtsc­haftsausbl­ick.

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