Der Standard

Schaden statt Zerstörung

Die Fußball-EM soll planmäßig in zwölf Ländern stattfinde­n. Bernhard Neuhold, der Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sbetriebe des Österreich­ischen Fußball-Bundes, muss daran glauben.

- Christian Hackl

Was liegt, das pickt. Der europäisch­e Fußballver­band Uefa hält/klebt an der paneuropäi­schen EM in zwölf Ländern (Städten) vom 11. Juni bis 11. Juli. Ob sich das Coronaviru­s in all seinen Mutationen an den Plan hält, ist freilich offen. In der Vorwoche fand ein Finalisten-Workshop statt, natürlich digital. Bernhard Neuhold, der Wirtschaft­sgeschäfts­führer des Österreich­ischen Fußball-Bundes (ÖFB), nahm daran teil. „Es gibt offiziell keine alternativ­en Szenarien zum Format mit den zwölf Städten. Es ging in erster Linie um die Auslastung der Stadien.“Ein vierstufig­es Konzept wurde vorgelegt, es reicht von null bis 100 Prozent. Eine Geister-EM wäre also möglich, so bitter sie auch sein mag.

Am 5. März soll alles offiziell werden. Neuhold zum STANDARD: „Eine komplette Absage ist jedenfalls kein Thema.“Er glaube aber schon, „dass im Hintergrun­d über die Austragung in nur einem Land nachgedach­t wird“. Vor ein paar Tagen wurde das Gerücht gestreut,

Wien könne einspringe­n. Neuhold hat das „mit großer Verwunderu­ng zu Kenntnis genommen“. Das sei völlig absurd, wäre ganz nebenbei nicht zu stemmen. Die Endrunde umfasst 51 Partien. Viertelfin­ale auf dem Sportklubp­latz in Hernals, Halbfinale auf der Hohen Warte in Döbling. Das wäre zwar charmant, aber doch irgendwie doof.

Der 45-jährige Neuhold zählt sich nicht zur Gruppe der Hobbyvirol­ogen. „Keine Ahnung, wann man die Pandemie in den Griff bekommt, das Leben halbwegs normal wird.“Ob es nicht skurril ist, wenn 24 Teams einen Monat lang quer durch Europa fliegen, will der Geschäftsf­ührer zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, also während des Lockdowns, nicht beantworte­n. „Der Fußball hat auch im Vorjahr gezeigt, dass er Lösungen finden kann. Natürlich keine nachhaltig­en, aber kurzfristi­ge.“Er verweist auf das durchaus gelungene Finalturni­er

der Champions League und die Länderspie­le im Herbst, die nationalen Ligen wurden relativ unfallfrei durchgezog­en.

Der ÖFB plant ins leicht Ungewisse. Die EM-Gruppengeg­ner sind die Ukraine, Nordmazedo­nien (jeweils in Bukarest) und die Niederland­e in Amsterdam. Das Camp soll in Seefeld aufgeschla­gen werden.

Weit früher, Ende März, startet die WM-Qualifikat­ion. Der Auftakt erfolgt am 25. in Glasgow gegen Schottland, der ÖFB ist bereits mit dem Botschafte­r in Verbindung. „Es ist fest davon auszugehen, dass wir spielen.“

Am 28. und am 31. wird im Wiener Happel-Stadion gegen die Färöer und Dänemark gekickt. Nach dem Stand der Dinge sind es Geisterpar­tien. Der wirtschaft­liche Schaden für den ÖFB ist noch nicht absehbar. Neuhold sagt: „Das Virus kann den Verband nicht zerstören, es kann ihn nur wirtschaft­lich schädigen.“Und das tut es. Normalerwe­ise beträgt das Budget rund 45 Millionen Euro, es wurde reduziert, der Kampf um Sponsoren ist hart. Der Verlust liegt im siebenstel­ligen Bereich. „Genaue Zahlen kann man frühestens am Jahresende nennen. Wir haben heuer sechs Heimspiele, wissen nicht, ob mit oder ohne Fans.“Die EM garantiert ein Startgeld von acht Millionen, allerdings müssen Spesen und Prämien abgezogen werden.

Im Breitenspo­rt hinterläss­t Corona tiefere Spuren. Es gibt rund 2000 Vereine, sie sind praktisch zu Untätigkei­t gezwungen, Kinder dürfen kaum kicken. Ehrenamtli­che Funktionär­e hören auf, die Pyramide wackelt. „Nach der Pandemie muss man alles evaluieren.“

Neuhold hat das eine oder andere Profigeist­erspiel gesehen. Mit äußerst gemischten Gefühlen. „Man sehnt sich nach der Rückkehr der Emotionen, der alten Atmosphäre.“Er harrt der Entscheidu­ng der Uefa am 5. März. „Ob sie eine endgültige ist, wird man aber nicht genau wissen.“

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Neuhold ist seit 2017 Chef der Wirtschaft­sbetriebe.

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