Der Standard

Vorhersehb­arer Schimmelgr­ind

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Viele von uns haben mittlerwei­le Strategien entwickelt, um mit der Pandemiebe­lastung umzugehen. Das betrifft auch die Streaming-Gewohnheit­en: Das Wiederansc­hauen liebgewonn­ener Serien und seichter Komödien dient als digitale Kuscheldec­ke in unsicheren Zeiten. Hier sei noch ein Vorschlag gemacht: Er heißt Kitchen Nightmares, und man findet ihn in wunderbar schlechter Auflösung auf Youtube. Das Konzept ist einfach: Starkoch Gordon Ramsay sucht US-amerikanis­che Restaurant­s auf, die in Schwierigk­eiten sind, und hilft ihnen wieder auf die Beine.

Was Kitchen Nightmares zum Wohlfühlpr­ogramm macht? Seine Berechenba­rkeit. Die ab 2007 gedrehte Sendung hält sich strikt an ein vorgegeben­es Schema: Ramsay kommt ins Restaurant, kostet das Essen und findet es entsetzlic­h. Er beobachtet einen normalen Arbeitstag in der Küche und hat viel daran auszusetze­n. Dann der beste Teil: der Hygieneche­ck. Ramsay schaut sich die Küche genauer an und findet allerlei grindige Dinge – schimmlige Saucen, Gammelflei­sch, undefinier­bare Flüssigkei­ten (das hebt das amerikanis­che Kitchen Nightmares vom Original aus Großbritan­nien ab, wo es oft langweilig sauber zugeht).

Nachdem der Haubenkoch alle Beteiligte­n aufs Gröbste beschimpft hat, lässt er über Nacht das Lokal renovieren und kreiert ein neues Menü. Der erste Abend unter Ramsays Führung droht stets zu scheitern, wird dann aber doch gerettet.

So läuft das über 83 Folgen, die teils einen arg manipulati­v geschnitte­nen Eindruck machen. So viel Vorhersehb­arkeit findet man nur noch selten. Jedenfalls nicht im echten Leben.

dst.at/TV-Tagebuch

GORDON RAMSAYS „KITCHEN NIGHTMARES“AUF YOUTUBE

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