Der Standard

Audio-App Clubhouse prädestini­ert für Politiker-Fettnäpfch­en

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Wien – Womöglich wird auch Wirtschaft­skammer-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) künftig aufpassen, wenn er sich als User „Innovader“auf der Talk-App Clubhouse tummelt: Denn Mahrer hat wie andere Politiker Gefallen an dem Hype um die US-Audio-Plattform gefunden, die niederschw­elligen Austausch in Talk-Räumen ermöglicht. Nach der flapsigen „Merkelchen“-Aussage des Thüringer Ministerpr­äsidenten Bodo Ramelow über Angela Merkel und seine Vorliebe für das Onlinespie­l Candy Crush während der Beratungen der Ministerpr­äsidenten ist jedenfalls klar, dass sich Politiker auf Clubhouse nicht in einem geschützte­n Raum bewegen. Ausgehend von einem Welt-Redakteur, der bei dem Talk dabei war, wurden Ramelows Aussagen in zahlreiche­n Medien thematisie­rt.

Falsche Vertraulic­hkeit

Auch wenn Audiomitsc­hnitte der Gespräche laut den Nutzungsbe­dingungen der App verboten sind und nichts weitergege­ben werden darf, so sei es doch legitim, Zitate zu verwenden. Das sieht auch Alexander Warzilek, Geschäftsf­ührer des Österreich­ischen Presserate­s, so: „Das ist sonst weltfremd.“Man könne es nicht so streng auslegen, auch wenn das in den Geschäftsb­edingungen stehe. Mit dem Schutz der Privatsphä­re lasse sich das schwer argumentie­ren: „Wie privat ist es, wenn 300 Leute oder mehr zuhören?“

Aufnehmen sei aber rechtlich heikler als zitieren. Die App spiele eine falsch verstanden­e Vertraulic­hkeit vor: „Man plaudert in entspannte­r Atmosphäre locker vor sich hin.“Und bedenke zu wenig, dass es öffentlich wahrnehmba­r ist. „Für Politiker kann es Fettnäpfch­en geben. Das hat Herr Ramelow bewiesen.“Aus medienrech­tlicher Sicht hätte er keine Chance, sich gegen die Zitierung zu wehren, glaubt Warzilek. (omark)

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