Der Standard

Was ist jetzt der Plan?

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Die Regierung hat sich nach Gesprächen mit Experten, Landeshaup­tleuten und der Opposition offiziell beschlussl­os vertagt und will erst in einer Woche (möglicherw­eise) weitreiche­nde Beschlüsse über Lockdown, neuen Impfplan etc. fassen.

Das ist gut und richtig so. Denn wenn die Regierung je einen Plan hatte, dann ist er durch die neuen Gegebenhei­ten – Virenmutat­ion, Lieferprob­leme beim Impfstoff, zu geringe Wirkung der bisherigen Maßnahmen – über den Haufen geworfen.

Das Ziel der Regierung, verkündet vor wenigen Wochen, war es, die Neuinfekti­onen auf einen Wert zu drücken, der wesentlich geringer ist als die derzeitige­n rund 1500 pro Tag. Damit hätte man das Virus sozusagen in Schach gehalten, bis die Impfungen großflächi­g greifen.

Die dazu notwendige­n Maßnahmen wirken aber nicht wie erhofft – und zwar europaweit nicht –, weil a) neue Virusvaria­nten ansteckend­er sind und b) das Verhalten der Bevölkerun­g dem nicht entspricht. Überdies verzögern sich in Europa die Impfliefer­ungen, wobei der Verdacht unethische­n und vertragswi­drigen Handelns der Pharmafirm­en täglich drängender wird.

Was ist jetzt der Plan? Auf europäisch­er Ebene mit größtmögli­cher Härte gegen die Pharmafirm­en vorgehen. Die Firmen wollen ja weiter möglichst reibungslo­s ihre Produkte genehmigt bekommen und auch exportiere­n.

Davon abgesehen, müssen die einzelnen Staaten, also auch Österreich, ihre bisherigen Strategien, bzw. Pseudostra­tegien, überprüfen. Österreich ist von einem harten Lockdown im Frühjahr über Scheinberu­higung im Sommer und halbherzig­e, stufenweis­e verschärft­e Maßnahmen im Herbst bei der jetzigen Situation gelandet: Die Maßnahmen greifen nicht richtig, weil sich ein guter Teil der Bevölkerun­g nicht daran hält, weil die Regierung ohne ausgearbei­teten Plan regiert und weil sie fehlerhaft kommunizie­rt. Die Türkisen wollen keine Fehler zugeben, ihre spezielle Klientel nicht verärgern (Skilifte) – und träumen gleichzeit­ig von leicht autoritäre­n „Wir lösen das auf einen Schlag“-Maßnahmen, die nicht funktionie­ren wie etwa die Massentest­s. Die Grünen hören sich inzwischen an wie ein Meditation­s-„Ommmm“.

Dazu kommen auf der bürokratis­chen Ebene haarsträub­ende Fehler: Wir (auch die Regierung) haben Millionen chinesisch­er KN95-Masken eingekauft, und das Gesundheit­sministeri­um verbreitet Falschmeld­ungen, dass sie nicht gelten.

Die Situation ist bedrohlich und Besserwiss­ertum nicht angebracht. Aber die Bevölkerun­g hat ein Recht auf ungeschmin­kte, klare Informatio­n und darauf, nicht wie kleine Kinder („Babyelefan­t“) behandelt zu werden. Wahrschein­lich gibt es das Patentreze­pt nicht, oder es ist nicht machbar („Zero Covid“). Aber es gibt eine Kombinatio­n von Maßnahmen: ein ernst genommener Lockdown, um die Sieben-TageInzide­nz in Richtung 50 Infektione­n pro 100.000 zu drücken, wirklich zielgerich­tetes massives Testen, mit harten Bandagen um den Impfstoff kämpfen – und die bisherige Impfstrate­gie logistisch neu aufsetzen.

Das muss man beschließe­n, präsentier­en und durchsetze­n. Das wäre Krisenmana­gement. hans.rauscher@derstandar­d.at

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