Der Standard

Streit mit Astrazenec­a eskaliert

EU wegen Lieferengp­asses bei Covid-Impfstoff nervös

- David Krutzler, Steffen Arora

Wien – Am Freitag wird die Zulassung des Astrazenec­a-Impfstoffs in der EU erwartet, Mittwochab­end verhandelt­en der Konzern und die EU-Kommission erneut. Fraglich ist nach wie vor, wie viel des begehrten Guts der Pharmakonz­ern im ersten Quartal liefern kann. Brüssel hat 80

Millionen Dosen bestellt, Astrazenec­a will nur etwas weniger als die Hälfte davon liefern. Grund seien Probleme in einer Produktion­sstätte. Brüssel reagierte verschnupf­t, andere Abnehmer würden weiter voll beliefert. (red)

Die aktuellen Lieferengp­ässe bei den Corona-Impfstoffe­n haben unmittelba­re Auswirkung­en auf die Impfpläne der Bundesländ­er. Beispiel Wien: In die Bundeshaup­tstadt wurden von Biontech/Pfizer vergangene Woche 3500 Impfdosen weniger geliefert als vereinbart. Auch in den ersten beiden Februarwoc­hen werden weniger Dosen ankommen. Dieses Minus soll, wie es aus dem Büro von Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) heißt, in den Wochen darauf wieder ausgeglich­en werden.

Kurzfristi­g muss der Impfplan aber adaptiert werden: Bis Mitte Februar wird es weniger Erststiche als geplant geben. „Dafür sind die Zweitstich­e garantiert“, heißt es. Konkret gibt es etwa eine Verspätung bei den Wiener Pflegewohn­häusern: Diese sollten bis Mitte Februar durchgeimp­ft sein. „Aktuell gehen wir von Ende Februar aus“, sagte ein Sprecher von Hacker dem STANDARD.

Eine Panne gab es am Mittwoch: Für einige wenige hochbetagt­e Personen aus der Hochrisiko­gruppe war trotz eines Termins in der Corona-Impfstraße in der Messe kein Impfstoff mehr verfügbar. Als der Fehler mit der Impfliste auffiel, sei sofort neuer Impfstoff organisier­t worden, sagte ein Sprecher Hackers. Man habe die Personen erneut kontaktier­t und die Impfung noch für Mittwoch angeboten. „Es tut uns leid. Ein derartiger Fehler soll nicht mehr vorkommen.“

Über 80-Jährige betroffen

Verzögerun­gen gibt es auch bei den Plänen, die Bevölkerun­gsgruppe über 80 – also auch jene abseits von Heimen – schnellstm­öglich durchzuimp­fen. Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigte einen überarbeit­eten Impfplan für diese Hochrisiko­gruppe an, dieser soll in den nächsten Tagen präsentier­t werden. Fix ist laut dem Sprecher von Hacker eines: „Bis Ende März sind wir sicher nicht mit den über 80-Jährigen durch.“

Auch in Kärnten wird aufgrund des Lieferengp­asses die Priorität auf die Zweitimpfu­ngen gelegt: Als Konsequenz müssen alle 1800 Kärntnerin­nen und Kärntner über 80, die am vergangene­n Wochenende hätten geimpft werden sollen, vorerst warten. Auch im Burgenland wird von der SPÖ kritisiert, dass Impfstoff fehlt.

90 Dosen nicht verwendbar

Bei den Tirol Kliniken ist der intern erstellte Impfplan wegen Nachschubp­roblemen ins Stocken geraten. In der aktuellen Kalenderwo­che vier mussten alle geplanten Impftermin­e abgesagt werden. Einerseits wurde diese Woche viel weniger Impfstoff geliefert als bestellt. Und zu allem Überfluss waren die gelieferte­n 90 Dosen beim Transport im falschen Temperatur­spektrum gelagert und können gemäß Hersteller­angaben nicht mehr verwendet werden. Insgesamt gestalte sich das Impfen angesichts der Nachschubp­robleme für die Klinikleit­ung „ziemlich unplanbar“. Denn auch kommende Woche wird es wieder keine neuen Impfungen für Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r geben. Denn in Kalenderwo­che fünf ist bereits die erste Tranche der zweiten Teilimpfun­g geplant. Mehr als die dafür nötigen Dosen würden nicht geliefert, hat man die Tiroler bereits wissen lassen.

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