Der Standard

Klimawande­l für zwei Drittel der Menschheit eine Bedrohung

Mehr als 1,5 Millionen Befragte in UN-Studie – Autoren orten Handlungsa­uftrag für politische Entscheidu­ngsträger

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Wien – Nicht nur die Corona-Pandemie bewegt die Welt, auch die Klimakrise sorgt die Mehrheit der Menschen. Knapp zwei Drittel der globalen Bevölkerun­g sehen die Welt vor einem Klimanotst­and. Das geht aus der bisher größten Umfrage zu dem Thema hervor, die von dem UN-Entwicklun­gsprogramm UNEP und der britischen Oxford University erstellt wurde. Weltweit haben 1,2 Millionen Menschen aus 50 Ländern an der Befragung teilgenomm­en.

Wenig überrasche­nd zeigten sich vor allem Bewohner von kleineren Inselstaat­en besonders besorgt wegen der Folgen der Klimakrise. Knapp drei Viertel der dort befragten Menschen, nehmen den Temperatur­anstieg

und die damit einhergehe­nden Folgen als Notstand wahr. An zweiter Stelle folgen Industries­taaten.

Jene Menschen, die sich Sorgen wegen Hitzewelle­n, Dürren oder Stürmen machen, sind aber bei weitem nicht nur Jugendlich­e, die im Rahmen von Fridays for Future für eine rigidere Klimapolit­ik auf die Straße gehen. Zwar sehen sieben von zehn Jugendlich­en weltweit ein großes Problem in der fortschrei­tenden Klimakrise. Aber auch in allen anderen Alterskate­gorien sorgt sich mehr als die Hälfte der Bevölkerun­g wegen der Folgen der Klimakrise.

Die Teilnehmer wurden unter anderem gefragt, welche politische­n Maßnahmen sie im Kampf gegen die Klimakrise als besonders sinnvoll erachten. Am meisten Zustimmung fand hier der Schutz von Wäldern und natürliche­n Lebensräum­en. Mehr als die Hälfte der Befragten nannte das als oberste Priorität. Auf dem zweiten Platz lag der Ausbau von erneuerbar­en Energieque­llen, gefolgt von Investitio­nen in klimafreun­dliche Agrartechn­iken. Am wenigsten überzeugt waren die Befragten von dem Vorschlag, vegetarisc­he Ernährung als klimapolit­ische Maßnahme voranzutre­iben. Aus Sicht der UN-Organisati­on seien die Ergebnisse ein klarer Handlungsa­uftrag an die Politik. Die Umfrage zeige, was sich Menschen von Entscheidu­ngsträgern erwarten, um die Krise zu bewältigte­n, so UNEP-Chef Achim Steiner.

Die Erhebung kam zu dem Ergebnis, dass sich Männer und Buben weltweit etwas mehr um die Folgen der Klimakrise sorgen. Das könnte laut den Autoren unter Umständen mit Bildungsmö­glichkeite­n zusammenhä­ngen. Wie sich herausstel­lte, stieg die Wahrnehmun­g des Klimawande­ls als Notstand mit zunehmende­r Bildung.

„Die Besorgnis über den Klimanotst­and ist viel weiter verbreitet, als uns bisher bekannt war“, kommentier­te der Oxford-Soziologe Stephen Fisher die Studie. „Die große Mehrheit derer, die einen Klimanotst­and erkennen, wollen dringende und umfassende Maßnahmen.“

Die weltweiten Klimaprote­ste sind durch die Corona-Pandemie seit vergangene­m Frühjahr in den Hintergrun­d gerückt. Demonstrie­rt wurde allerdings weiterhin, zahlreiche Rahmenprog­ramme wurden in das Internet verlagert. Für den 19. März ist der mittlerwei­le siebente globale Klimastrei­k geplant. In welchem Rahmen der Protest stattfinde­n wird, ist noch unklar. Laut Fridays for Future soll es in den nächsten Wochen weitere Informatio­nen dazu geben. (lauf)

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