Der Standard

Härte gegen Menschen

- Michael Völker

Es sind nicht nur Fälle. Es geht um Menschen, und es sind Kinder, die hier betroffen sind. Österreich schiebt wieder fleißig Menschen ab, bei denen die Behörden davon ausgehen, dass sie nicht hierhergeh­ören. Nicht in diese Gemeinde, in der sie leben, nicht in diese Schule, die sie seit Jahren besuchen. Es sind Kinder, die hier geboren sind, die ihr Leben hier verbracht haben, die nun von einem Großaufgeb­ot der Polizei zu Hause abgeholt werden, um abgeschobe­n zu werden – in ein Land, das sie nicht kennen.

Es sind rechtlich komplizier­te Fälle, die viele Instanzen durchlaufe­n haben. Nach den Buchstaben des Gesetzes sind die Abschiebun­gen zulässig. Lehrer, Bürger, Mitschüler, Nachbarn, Pfarrer, Politiker setzen sich für diese Familien ein, ersuchen um ein humanitäre­s Bleiberech­t. Die Behörde setzt aber auf einen harten Kurs: weg mit ihnen. Was man sich bei Terroriste­n oder Drogenhänd­lern wünschen würde, wird hier bei braven und bestens integriert­en Familien exekutiert.

Viele Menschen, die das mitbekomme­n, stellen sich die Frage: Wozu sind die Grünen in der Regierung? Flüchtling­e aus den Schreckens­lagern auf Lesbos nehmen wir keine auf, weil die ÖVP dagegen ist. Und jetzt schieben wir bestens integriert­e Menschen ab, weil die Politik Härte demonstrie­ren will. Wenn die FPÖ noch in der Regierung wäre, würde es nicht anders laufen. Es wäre an der Zeit, dass die Grünen ihr Selbstbild und ihre Rolle in der Regierung kritisch hinterfrag­en.

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