Der Standard

Soziale Keule

- Verena Kainrath

Haben Konsumente­n das Recht auf ein billiges Schnitzel? Auch wenn daran Tierleid klebt und es auf Kosten der Bauern produziert wird, die in der Landwirtsc­haft kein Fortkommen mehr sehen? Handel und Gastronomi­e stempeln Debatten über die Herkunft von Rohstoffen gern als Luxusprobl­em ab: Fleisch müsse für alle leistbar sein. Und keiner, der sich um drei Euro sein Menü im Möbelhaus holt, dürfe verurteilt werden. Es ist ein Wink mit der sozialen Keule, der Debatten über die Herkunft von Lebensmitt­eln und die Umstände ihrer Produktion vorschnell verstummen lässt.

Tatsächlic­h schlägt diese ins Leere. Es ist nicht Aufgabe der Landwirtsc­haft, den wirtschaft­lichen Lebensstan­dard der Österreich­er zu verbessern. Das ist der Job der Sozialpoli­tik.

Viele Konsumente­n wollen wissen, was ihnen aufgetisch­t wird, im Supermarkt wie beim Wirt ums Eck. Tausende Gastronome­n leben die Herkunftsk­ennzeichnu­ng, um die in der Politik so heftig gerungen wird, bereits seit Jahren vor und haben davon überwiegen­d profitiert. Spätestens Ende 2022 wird auch die EU ihre Mitgliedss­taaten zu mehr Transparen­z zwingen. Österreich kann also weiterhin unrühmlich nach Schlupflöc­hern suchen – oder als Vorreiter in die Offensive gehen.

Zu tun gibt es genug. Herkunft sagt wenig über Qualität aus. Die Standards gehören ebenso ausgebaut wie Kontrollen. Ohne diese sind alle politische­n Verspreche­n für die Würst’.

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