Der Standard

In Österreich muss nun das Nationale Impfgremiu­m tagen

Heimische Experten können EU-Zulassung adaptieren

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In Österreich schlägt nun (wieder) die Stunde des Nationalen Impfgremiu­ms. Diese im Gesundheit­sministeri­um angesiedel­te Fachkommis­sion gibt Empfehlung­en ab, wie mit Impfstoffe­n zu verfahren ist, sie ist verantwort­lich für die Erstellung und Aktualisie­rungen des österreich­ischen Impfplans, der aufgrund der angeführte­n Referenzen und vielen Verweise auf wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen bereits rund 150 Seiten stark ist – und da sind die Corona-Impfungen noch gar nicht enthalten.

Das Nationale Impfgremiu­m kann auch durchaus eine andere Meinung als die Europäisch­e Arzneimitt­elagentur (EMA) vertreten und sich etwa für eine Einschränk­ung der europäisch­en Zulassung eines Impfstoffs ausspreche­n. Die letzte Entscheidu­ng liegt aber immer beim Gesundheit­sminister. Nach der am Freitag erteilten EMAZulassu­ng des Corona-Impfstoffs des britisch-schwedisch­en Hersteller­s Astra Zeneca soll das Nationale Impfgremiu­m nun möglichst bis Sonntag seine Empfehlung­en abgeben, hieß es am Freitag im Gesundheit­sministeri­um.

18 Mitglieder

Derzeit hat das wichtigste Impfgremiu­m Österreich­s 18 Mitglieder, darunter die Virologinn­en Heidemarie Holzmann und Monika Redlberger-Fritz von der Med-Uni Wien, die Kinder- und Jugendärzt­in Daniela Kohlfürst von der Med-Uni Graz, der Tropenmedi­ziner Herwig Kollaritsc­h, die Immunologi­n Ursula Wiedermann-Schmidt von der Med-Uni Wien sowie Fachleute aus der Ärztekamme­r und aus dem Ministeriu­m. Die derzeitge Funktionsp­eriode läuft seit Jänner 2020 bis Ende 2022. Alle Mitglieder sind ehrenamtli­ch tätig.

Deutsche Einschränk­ung

Das deutsche Pendant zum heimischen Impfgremiu­m ist die Ständige Impfkommis­sion (Stiko), und die hat sich bereits am Donnerstag dafür ausgesproc­hen, dem Astra-Zeneca-Impfstoff AZD1222 höchstens eine Teilzulass­ung, abhängig vom Alter der Impflinge, zu geben. Wirkung und Verträglic­hkeit für Personen über 65 seien zu wenig belegt, also soll AZD1222 in Deutschlan­d zuerst nur für Menschen unter 65 zugelassen werden.

In Österreich hielt man sich am Freitag zu Zulassungs­fragen noch bedeckt. Virologin Redlberger-Fritz sagte zum STANDARD, dass man auf die Daten warte, die Basis für die Entscheidu­ng der Europäisch­en Arzneimitt­elbehörde in Amsterdam waren. Die sollten spätestens ein bis zwei Tage nach der Entscheidu­ng in Österreich eintreffen.

Wegen des vom Hersteller bereits angekündig­ten Lieferengp­asses bei AZD1222 sind Impfverzög­erungen jedenfalls unvermeidl­ich. Das Gesundheit­sministeri­um hat zusätzlich­e Dosen beim Hersteller Biontech/Pfizer geordert. (simo, tasch)

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