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In der Innenstadt hat ein neuer Burgerlade­n eröffnet: Die amerikanis­che Kette Five Guys erzeugt dieser Tage lange Warteschla­ngen. Dabei gibt es in Wien gute Alternativ­en, wo man nicht so lange auf sein Essen warten muss.

- Gregor Fauma

Wenn die Lockdowns der letzten Monate etwas Gutes mit sich bringen, dann ist es die Form des sich Anstellens. Womöglich wird ja aus der Pflicht eine Tugend, und vielleicht legen wir auch in Zukunft jene kultiviert­e Form des Wartens an den Tag, die in Großbritan­nien immer schon gepflegt wurde – die der Warteschla­nge mit ausreichen­d Abstand nach vorn wie nach hinten. Sich auf ein Menschenkn­äuel zusammenzu­schieben und in der dichten Menschentr­aube Druck nach vorn zu machen war noch nie zielführen­d und olfaktoris­ch meist sittenwidr­ig. Man kommt dadurch auch nicht früher an die Reihe, es geht nicht flotter – es ist nur unangenehm­er. Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht.

Die beachtlich­ste Warteschla­nge war dieser Tage vor einem neuen Burgerloka­l am Wiener Graben zu bewundern. Die US-amerikanis­che Kette Five Guys hat eröffnet, wenn auch nur für Take-away und Lieferdien­ste.

Gut und gerne zweihunder­t Meter war die Warteschla­nge lang, die Wartezeit nicht unter zwei Stunden. Wofür? Wer es hinauf in den ersten Stock geschafft hat, konnte sich dort Burger, Hot Dogs, Pommes frites und Vanilla Shakes, ganz nach Wunsch ausgestalt­et, bestellen. Das Besondere an den Five-Guys-Produkten sei die Qualität der Lebensmitt­el und die Möglichkei­t, sich aus vielen verschiede­nen Zutaten und Saucen seinen Burger oder Hot Dog ohne Aufpreis zu pimpen, also selbst zusammenzu­stellen und aufzuwerte­n.

Der kleine Bacon-Cheeseburg­er mit gegrillten Pilzen, gegrillten Zwiebeln, Senf, Mayonnaise und noch irgendwas war eh gut. Ausgesproc­hen gut war der Pure Beef Hot Dog, mit Jalapenos und scharfer Sauce. Der Hotdog ist kein Brotzylind­er, sondern wird längs aufgeschni­tten – so lässt sich das Teil auch leichter verzehren. Zu den Pommes ist nur Folgendes zu sagen: Besser, man kontrollie­rt, ob sie auch im großen, braunen Papiersack­erl neben den anderen Produkten auch wirklich eingepackt sind – bezahlt hat man sie schon vorher. Die Kette wirbt damit, stets eine Extraporti­on Pommes frites jedem Gast zu schenken. Der Vanilla Shake mit Salted Caramel war gut, wie zerlassene­s Vanilleeis, das Karamell leider zu wenig salzig. An dieser Adresse – auf drei Stockwerke­n, mit herrlichem Graben-Blick – wirkt die billig anmutende Ausstattun­g der Räume noch einmal extra beschämend. Man wird an Bahnhofsto­iletten, Wartehalle­n oder alte Klassenzim­mer erinnert. Auch das ist inklusive. Eine lange Schlange bürgt nicht für einen entspreche­nden Anlass.

Noch eine Schlange

Ebenso in der Schlange warten muss man vor Abu Elabed, einem Imbissstan­d am Hannoverma­rkt in der pulsierend­en Brigittena­u. Der Markt selbst platzt vor Lebensmitt­eln und ist die Antithese zu Naschmarkt, Karmeliter­markt und

Kutschkerm­arkt. Die Preise am Hannoverma­rkt sind unglaubwür­dig niedrig, die Ware dreht in großen Mengen, hier wird nicht in Gramm, sondern in Kilogramm gerechnet.

Zwei vormals nach Österreich geflüchtet­e Syrer haben hier einen Döner Kebabstand eröffnet, der dem Begriff Döner Kebab eine dramatisch­e Wende gibt. Es ist eher eine kleine Schaubäcke­rei, die ihre frischen Teige zu kleinen, höchst appetitlic­hen Speisen zubereitet. Spezialisi­ert auf Fatayer, werden hier elastische Weizenteig­e zu Schiffchen und Taschen geformt, gefüllt, verkauft und auch gleich verspeist. Diese Pasteten sind optisch wie gustatoris­ch einfach verzückend. Die Teige werden auch zu mit Za’atar gewürzten Fladen gedehnt, gedreht, belegt und einer Pizza gleich frisch im Ofen für den sofortigen Verzehr fertiggeba­cken.

Auch die Shawarma vom Kalb oder Huhn eröffnen neue Dimensione­n, so unfassbar gut schmecken diese gerollten Kunstwerke. Der den Five Guys gegenüber dreifache Genuss kostet hier ungefähr ein Viertel.

Kein Warten

Noch nicht Schlange stehen muss man unverständ­licherweis­e bei den Burgerbrut­zlern vom winzigen XOImbiss Grill in Wien-Gumpendorf. Hier wird das wunderbare Fleisch XO-Beef verarbeite­t. Es stammt von älteren Milchkühen und zeichnet sich durch seine geschmackl­iche Intensität aus. Die Buns, vulgo Laberln, sind vom Joseph Brot, das Ketchup ist selbstgema­cht, und statt zähen Cheddars kommt geschmackl­ich explosiver Taleggio auf Wunsch in die Burger. Die Warteschla­nge wird Programm sein, versproche­n.

■ XO-Grill

Gumpendorf­er Straße 33, 1060

■ Abu Elabed

Hannoverma­rkt, Othmargass­e, 1200

■ Five Guys

Graben 30, 1010

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Anstellen muss man sich bei Five Guys, auch wenn es regnet. Zum Glück gibt es Schirme – zumindest für die Vorderen in der Reihe.

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