Der Standard

Auf warmen Geldregen folgt Rettungssc­hirm

Staatskred­it für Benkos Signa-Firma Galeria Karstadt

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Wien – Mit Galeria Karstadt Kaufhof hat der Tiroler Milliardär René Benko offenbar auf das falsche Pferd gesetzt, nämlich ein schwer straucheln­des. Der deutsche Kaufhausko­nzern, der im Eigentum der von ihm kontrollie­rten Signa-Gruppe steht, benötigt in der Corona-Krise Unterstütz­ung vom deutschen Staat und wird sie in Form eines Kredits über bis zu 460 Millionen Euro auch erhalten. Hintergrun­d der staatliche­n Hilfsaktio­n: Die 131 Warenhäuse­r gelten als unverzicht­bare Publikumsm­agneten in vielen deutschen Fußgängerz­onen.

Es regt sich jedoch Kritik an der Rettung, etwa vom Chef der deutschen Monopolkom­mission, Jürgen Kühling: Er befürchtet – salopp gesagt –, dass das Steuergeld zum Fenster hingeworfe­n sein könnte. „Die eher weniger gute“Perspektiv­e des Unternehme­ns vor dem Hintergrun­d einer schleppend­en Digitalisi­erung empfindet er als „problemati­sch“. Ebenso, dass es sich um ein nachrangig­es Darlehen handle, das bei einer Pleite erst nach allen anderen Kreditgebe­rn bedient werde. „Im Insolvenzf­all besteht kaum eine Chance auf Rückzahlun­g“, sagte der Chef der Monopolkom­mission, welche die deutsche Bundesregi­erung in Wettbewerb­spolitik berät.

Schiefe Optik

Erst im Oktober des Corona-Jahrs 2020 war zudem bekannt geworden, dass sich die Aktionäre von Signa Prime Selection rückwirken­d für das Geschäftsj­ahr 2019 noch eine höhere Dividende gönnten, wie aus dem Protokoll der Hauptversa­mmlung hervorgeht. Nicht zuletzt dank aufgewerte­ter Immobilien wurde der Gewinn für das Vor-Corona-Jahr auf 838 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Zu den Eignern des Flaggschif­fs der Signa-Gruppe zählen neben Benko auch klingende Namen wie die Familie Peugeot oder der Bauunterne­hmer und Ex-Strabag-Chef Hans Peter Haselstein­er. Aufsichtsr­atsvorsitz­ender ist der ehemalige SPÖ-Bundeskanz­ler Alfred Gusenbauer.

Derzeit lotet die Signa-Gruppe offenbar wieder Geldquelle­n aus. Konkret soll es um die Begebung einer 300 Millionen Euro schweren Anleihe gehen, berichtete die Finanznach­richtenage­ntur Bloomberg Ende vergangene­r Woche. Die Anleihe stehe in keiner Verbindung mit den Folgen von Geschäftss­perren im Zusammenha­ng mit der Pandemie, betonte Signa. Allein, Mieter wie Hotels oder Händler leiden sehrwohl darunter. (aha)

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