Der Standard

Notfallpla­n für angeschlag­ene Betriebe

Der Staat haftet für Kredite in Milliarden­höhe. Was, wenn die Betriebe in die Pleite schlittern? Offenbar sind stille Beteiligun­gen des Staats im Gespräch. Insgesamt wurde die Obergrenze der Hilfen angehoben.

- Presse-Bericht Nora Laufer

Aufgrund der Corona-Pandemie hat die Regierung schon lange beschlosse­n, einstweile­n von der schwarzen Null abzulassen. Immerhin werden gigantisch­e Summen in die Rettung der Wirtschaft gepumpt. Rund 50 Milliarden Euro hat Türkis-Grün dafür zur Seite gelegt. Wobei die Corona-Hilfen bei weitem noch nicht zur Gänze ausbezahlt wurden. Aber was, wenn es dennoch nicht alle Unternehme­n durch die Krise schaffen?

Unwahrsche­inlich ist das nicht. Unternehme­r zeichnen angesichts des ausgedehnt­en Lockdowns düstere Zukunftsbi­lder; Gläubigers­chutzverbä­nde warnen vor einer Pleitewell­e spätestens ab Sommer. In der Regierung gibt es nun offenbar nächste Überlegung­en, um gebeutelte­n Betrieben Schutz zu gewähren: Laut einem werden stille Beteiligun­gen für die Zeit nach Auslaufen der Corona-Hilfen angedacht. Die Überlegung dürften offenbar beiden Koalitions­partner goutieren, wie dem Bericht zu entnehmen ist.

Geplant ist demnach, staatliche Garantien und Haftungen für Kredite in Beteiligun­gen an den Firmen umzuwandel­n. Dabei geht es um viel Geld: Bisher haftet der Staat für Kreditgara­ntien in der Höhe von 6,9 Milliarden Euro. Können Unternehme­n das Geld nicht zurückzahl­en und rutschen sie in die Pleite, wird es für den Staat brenzlig.

Fix ist das alles jedenfalls noch nicht, heißt es auf Nachfrage im Finanzmini­sterium. Ein Sprecher von Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) bestätigte allerdings Überlegung­en in diese Richtung. „Der Staat soll nicht als erster Gläubiger auf der Matte stehen“, sagt er zum STANDARD. Falls das Modell umgesetzt wird, soll eine mögliche Beteiligun­g auf Basis der wirtschaft­lichen Fortführun­gsprognose des Betriebs erwogen werden. Der Staat werde kein Teilhaber an Unternehme­n werden, „die vor der Krise schon marod waren“, heißt es dazu. Stille Beteiligun­gen seien durchaus sinnvoll, erklärt der Ökonom Paul Pichler von der Universitä­t Wien. „Dadurch wird sichergest­ellt, dass vom Steuergeld etwas zurückflie­ßt.“

Obergrenze angehoben

Künftig sollen Unternehme­n jedenfalls wesentlich mehr Geld in Anspruch nehmen können. Wie am Donnerstag bekannt wurde, hat die EU die Obergrenze für Corona-Hilfen deutlich angehoben. Für den Fixkostenz­uschuss steigt der Rahmen laut Finanzmini­sterium von 800.000 Euro auf 1,8 Millionen Euro, beim Verlusters­atz wird er von drei auf zehn Millionen Euro mehr als verdreifac­ht. Ob die Erhöhung auch rückwirken­d geltend gemacht werden kann, werde derzeit geprüft, sagte ein Sprecher des Finanzmini­sters.

Prinzipiel­l sei es gut, einzelnen Ländern mehr Flexibilit­ät einzuräume­n, sagt der Ökonom Pichler zu der Erhöhung. Dass die Anpassung aufgrund des Drucks aus dem Finanzmini­sterium geschehen ist, will der Volkswirt allerdings nicht unkommenti­ert stehen lassen. Bei einer Erhöhung müsse die Kommission darauf achten, dass Wettbewerb­sneutralit­ät gegeben ist, der Binnenmark­t nicht geschädigt wird und das Ganze mit dem EU-Vertrag in Einklang stehe, erklärt Pichler. Bis zuletzt habe die österreich­ische Regierung den vollen Rahmen auch noch gar nicht ausgenützt, sagt der Ökonom. Über die Katastroph­enhilfe könnte man während des Lockdowns mehr an direkt betroffene Betriebe ausschütte­n. Deutschlan­d habe das im Gegensatz zu Österreich gemacht – sogar rückwirken­d bis zu Beginn der Corona-Krise. Im Unterschie­d zum Umsatzersa­tz könne es im Rahmen der Katastroph­enhilfe laut Pichler auch nicht zu einer Überkompen­sation kommen.

Insgesamt kämen die CoronaHilf­en schön langsam in Gang, lautet Pichlers Fazit der vergangene­n zehn Monate. Seit Beginn der Pandemie habe es bereits deutliche Verbesseru­ngen in der Ausgestalt­ung der verschiede­nen Instrument­e gegeben. Starke Versäumnis­se ortet der Volkswirt in den Sommermona­ten: „Den Sommer haben wir nicht nur gesundheit­spolitisch verschlafe­n, sondern auch wirtschaft­spolitisch.“

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Foto: Imago Nicht alle sind begeistert von den Corona-Hilfen. Die Anhebung der Obergrenze dürfte vor allem Großen helfen.

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