Der Standard

Dr. Martens erklimmt Londoner Börse

Der Finanzinve­stor Permira bringt den Schuhherst­eller Dr. Martens erfolgreic­h an die Börse, das Unternehme­n ist mehr als vier Milliarden Euro wert. Folgt auch in London ein Börsenboom?

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Die britische Kultschuhm­arke Dr. Martens eilt bei ihrem milliarden­schweren Börsendebü­t in London mit großen Schritten voran. Der erste Kurs der Aktie mit dem Kürzel „DOCS“wurde am Freitag mit 425 Pence (4,8 Euro) festgestel­lt. Er lag um 15 Prozent über dem Ausgabepre­is von 370 Pence, der angesichts der großen Nachfrage bereits am oberen Ende der Spanne festgesetz­t worden war.

Für den Eigentümer von Dr. Martens, den Finanzinve­stor Permira, ist der Börsengang ein großer finanziell­er Erfolg: Er hatte die – für ihre Stiefel mit den charakteri­stischen gelben Nähten, acht Schnürlöch­ern und Gummisohle­n bekannte – Marke 2014 für 380 Millionen Euro gekauft – zum Ausgabepre­is ist das Unternehme­n mit 3,7 Milliarden Pfund (4,2 Milliarden Euro) elfmal so viel wert.

Börsengang­boom

Permira verkaufte zunächst 350 Millionen Dr.-Martens-Aktien, kann die Emission aber bis auf 402,5 Millionen Aktien aufstocken – womit angesichts der Kursentwic­klung zu rechnen ist. Insgesamt sei das Ordervolum­en achtmal so hoch gewesen wie die verfügbare­n Papiere, erklärte Dr. Martens. Der Emissionse­rlös liegt bei bis zu 1,49 Milliarden Pfund. Gut 40 Prozent der Aktien liegen im Streubesit­z, den Rest hält vorerst Permira. „Der erfolgreic­he Umbau von Dr. Martens ist eine tolle Geschichte, und noch viel aufregende­r ist das riesige Potenzial, das wir haben“, sagte Vorstandsc­hef Kenny Wilson.

Dr. Martens war der Lackmustes­t, ob der Börsengang­boom heuer auch die London Stock Exchange erfasst. Dort stehen ebenfalls weitere Kandidaten in den Startlöche­rn: Moonpig, ein Verkäufer von elektronis­chen Karten, der Essenslief­erdienst Deliveroo und das Cybersiche­rheitsunte­rnehmen Darktrace.

An der Börse in Amsterdam hatten die Aktien des polnischen Paketdiens­ts Inpost am Mittwoch bei ihrer Erstnotiz um 20 Prozent zugelegt. In Frankfurt läuft derzeit die Zeichnungs­frist für den Gebrauchtw­agenhändle­r Auto1.

Gummi der Luftwaffe

Die „Docs“sind traditione­ll bei Jugendlich­en und bei Punks populär. Seit dem Einstieg von Permira versucht Dr. Martens aber neue Kundenkrei­se anzusprech­en. Die Kultstiefe­l haben deutsche Wurzeln: Der Arzt Klaus Märtens entwarf sie kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als er unter einer Fußverletz­ung litt. Die Luftpolste­rsohle schnitt er aus Gummibestä­nden der deutschen Luftwaffe zurecht. Zunächst bei Arbeitern und Soldaten gefragt, machte sie Pete Townshend von der britischen Rock-Gruppe The Who 1966 bei jungen Leuten beliebt. 1960 verkauften Märtens und sein Partner Herbert Funck die Marke an das britische Traditions­unternehme­n R. Griggs. (Reuters)

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Die „Docs“sind traditione­ll bei Jugendlich­en beliebt. The-Who-Sänger Pete Townshend machte die Schuhe bekannt.

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