Der Standard

Kein Herz für Junge

- Petra Stuiber

Im Osten Österreich­s beginnen die Semesterfe­rien, und für viele junge Menschen wird das kaum einen Unterschie­d machen: Vom Distance-Learning zum Distance-Chilling – vom Schreibtis­ch zum Sofa, mehr geht gerade nicht im dritten Lockdown. Dort können sie dann eine Woche lang darüber nachdenken, was diese Regierung in einem Jahr CoronaPand­emie eigentlich für sie getan hat.

Die Bilanz könnte, höflich formuliert, ernüchtern­d ausfallen. Die Regierung Kurz zeigte bis dato wenig Empathie für die Anliegen und Interessen junger Menschen in diesem Land.

Besonders augenschei­nlich zeigt sich das gerade an den gnadenlos durchgezog­enen Abschiebun­gen dreier Teenager, die in Österreich geboren und aufgewachs­en und hier sozialisie­rt worden sind. Diese Mädchen könnten und müssten Teil der Zukunft Österreich­s sein. Das haben die vielen jungen Leute verstanden, die für ihren Verbleib aus humanitäre­n Gründen demonstrie­rt haben – und die vielen, die sich auf anderen Wegen solidarisi­erten. Nicht verstanden hat das der türkise Teil der Regierung, der stur auf Härte in Asyl- und Bleiberech­tsfragen besteht. Das ist umso verstörend­er, als es sich bei Sebastian Kurz um den jüngsten Bundeskanz­ler der Zweiten Republik handelt – und um ihn herum agiert das mit wenigen Ausnahmen jüngste Regierungs­team.

Eine gewisse türkise Herzlosigk­eit gegenüber Jungen zeigt sich auch in der Pandemiebe­kämpfung. Viel mehr als das Drängen auf Schulschli­eßungen war aus dem Kanzleramt nicht zu vernehmen. Wo blieben Aktionsplä­ne, um konkret Kinder und Jugendlich­e in dieser schwierige­n Phase besser zu unterstütz­en? Wann werden sie geimpft? Kein Ton bisher dazu. Stattdesse­n wurden junge Leute zeitweise als „Supersprea­der“gebrandmar­kt, die Polizei machte im Sommer eine Aktion scharf gegen Jugendlich­e am Wiener Donaukanal.

Kinder- und Jugendpsyc­hiater warnen vor einer Zunahme der psychische­n Erkrankung­en bei ganz jungen Menschen – auch bei solchen, die bisher als psychisch stabil galten. Kostenlose Psychother­apie auf Krankensch­ein für alle Kinder und Jugendlich­en wäre das Mindeste in dieser prekären Situation.

Kurz und sein junges Team setzen andere Prioritäte­n. Die Bedürfniss­e und Wünsche junger Menschen sind von nachrangig­er Bedeutung.

Frostige Aussichten für Österreich­s Jugend.

Newspapers in German

Newspapers from Austria