Kein Herz für Junge
Im Osten Österreichs beginnen die Semesterferien, und für viele junge Menschen wird das kaum einen Unterschied machen: Vom Distance-Learning zum Distance-Chilling – vom Schreibtisch zum Sofa, mehr geht gerade nicht im dritten Lockdown. Dort können sie dann eine Woche lang darüber nachdenken, was diese Regierung in einem Jahr CoronaPandemie eigentlich für sie getan hat.
Die Bilanz könnte, höflich formuliert, ernüchternd ausfallen. Die Regierung Kurz zeigte bis dato wenig Empathie für die Anliegen und Interessen junger Menschen in diesem Land.
Besonders augenscheinlich zeigt sich das gerade an den gnadenlos durchgezogenen Abschiebungen dreier Teenager, die in Österreich geboren und aufgewachsen und hier sozialisiert worden sind. Diese Mädchen könnten und müssten Teil der Zukunft Österreichs sein. Das haben die vielen jungen Leute verstanden, die für ihren Verbleib aus humanitären Gründen demonstriert haben – und die vielen, die sich auf anderen Wegen solidarisierten. Nicht verstanden hat das der türkise Teil der Regierung, der stur auf Härte in Asyl- und Bleiberechtsfragen besteht. Das ist umso verstörender, als es sich bei Sebastian Kurz um den jüngsten Bundeskanzler der Zweiten Republik handelt – und um ihn herum agiert das mit wenigen Ausnahmen jüngste Regierungsteam.
Eine gewisse türkise Herzlosigkeit gegenüber Jungen zeigt sich auch in der Pandemiebekämpfung. Viel mehr als das Drängen auf Schulschließungen war aus dem Kanzleramt nicht zu vernehmen. Wo blieben Aktionspläne, um konkret Kinder und Jugendliche in dieser schwierigen Phase besser zu unterstützen? Wann werden sie geimpft? Kein Ton bisher dazu. Stattdessen wurden junge Leute zeitweise als „Superspreader“gebrandmarkt, die Polizei machte im Sommer eine Aktion scharf gegen Jugendliche am Wiener Donaukanal.
Kinder- und Jugendpsychiater warnen vor einer Zunahme der psychischen Erkrankungen bei ganz jungen Menschen – auch bei solchen, die bisher als psychisch stabil galten. Kostenlose Psychotherapie auf Krankenschein für alle Kinder und Jugendlichen wäre das Mindeste in dieser prekären Situation.
Kurz und sein junges Team setzen andere Prioritäten. Die Bedürfnisse und Wünsche junger Menschen sind von nachrangiger Bedeutung.
Frostige Aussichten für Österreichs Jugend.