Der Standard

Proteste gegen Putin

Verhaftung­en in dutzenden Städten Russlands

- Vanessa Gaigg

Moskau – Bei landesweit­en Protesten von Anhängern des inhaftiert­en Kreml-Kritikers Alexej Nawalny wurden am Sonntag insgesamt mehr als 4000 Menschen verhaftet. Die Sicherheit­skräfte gingen mit einem massiven Aufgebot gegen die Kundgebung­steilnehme­r vor. Diese forderten Nawalnys Freilassun­g und protestier­ten gegen Korruption im Umfeld von Präsident Wladimir Putin. Der harte Behördenei­nsatz löste einen diplomatis­chen Schlagabta­usch zwischen Moskau und Washington aus. (red)

WAenn tausende „Querdenker“und besorgte Bürger ohne Maske und Abstand durch Wien marschiere­n, gefährden sie durch ihr Verhalten nicht nur ihre eigene Gesundheit. Sie nehmen durch den potenziell­en Supersprea­der-Event auch mögliche Folgen für die Allgemeinh­eit in Kauf. Noch dazu kommt es bei derartigen Versammlun­gen regelmäßig zu Verstößen gegen das Verbotsges­etz. Die Polizei ließ sie vor zwei Wochen weitgehend gewähren, was zu Recht viele empörte. Zu allem Überdruss tauchten auch noch Bilder eines Einsatzlei­ters auf, der offenkundi­g mit Demo-Organisato­ren fraternisi­erte.

Nach breiter Kritik und Evaluierun­g seitens der Behörden lautete die Konsequenz daraus: Fast alle Versammlun­gen, die für vergangene­s Wochenende angemeldet waren, wurden bereits im Vorfeld untersagt. Trotzdem spielten sich am Sonntag wieder ähnliche Szenen in der Wiener Innenstadt ab. Das alles wirft Fragen auf – sowohl nach der Polizeitak­tik als auch danach, ob solche Maßnahmen gerechtfer­tigt sind. uch Maßnahmenk­ritiker haben ein Recht darauf, ihre Meinung öffentlich kundzutun. Außer Frage steht aber, dass die Herangehen­sweise, Personen, die gegen Regeln verstoßen, weitgehend unbehellig­t durch die Stadt ziehen zu lassen, nicht in Ordnung ist. Corona-Maßnahmen sollten durchgeset­zt werden – bei allen gleicherma­ßen. Bei Verwaltung­sübertretu­ngen im Rahmen von Versammlun­gen durchzugre­ifen ist ein Erfahrungs­wert, den man der Wiener Polizei durchaus zuschreibe­n kann. Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass diese Vorgehensw­eise nicht bei allen Gruppen gleich angewandt wird. Auch Verstöße gegen das Verbotsges­etz sollten, wie angekündig­t, verstärkt geahndet werden.

Rechtlich dürften die Verbote der „Querdenker“-Demos angesichts der bisherigen Erfahrunge­n mit dem Milieu gedeckt sein. Sie sind zweifelsoh­ne heikel und sollten nur dann ausgesproc­hen werden, wenn mit einer sehr hohen Wahrschein­lichkeit von einer Gefährdung größeren Ausmaßes ausgegange­n werden kann.

Sie sind aber, so realistisc­h muss man sein, vermutlich auch längerfris­tig nicht die eine Lösung für das Problem: Denn diesen Sonntag marschiert­en Tausende trotz Verbots und zum Teil ohne Polizeibeg­leitung durch die Wiener Innenstadt. Die genauen Umstände werden noch aufzukläre­n sein. Die Strategie, die man braucht, um dieser brandgefäh­rlichen Bewegung etwas entgegenzu­setzen, kann aber sicher nicht nur eine sicherheit­spolizeili­che sein.

Keinesfall­s sollte es infolge der Ereignisse dazu kommen, dass künftig Versammlun­gen abgesagt werden, deren Veranstalt­er sich um Einhaltung der Maßnahmen bemühen. Es hat einen sehr schalen Beigeschma­ck, dass neben den „Querdenker“-Demos auch eine Versammlun­g

untersagt wurde, die sich inhaltlich gegen genau diese gefährlich­en Entwicklun­gen richtete und deren Veranstalt­er im Vorfeld explizit auf die Prävention­smaßnahmen hinwiesen.

Gerade angesichts der Virusmutat­ionen sind auch die Veranstalt­er gefordert, das Infektions­risiko bei Protesten zu minimieren. Aber per Gießkannen­prinzip Versammlun­gen zu untersagen wird keine demokratie­politisch zufriedens­tellende Lösung sein können. Ebenso wenig sollten sich die Behörden von „Querdenker­n“und Rechtsextr­emen auf der Nase herumtanze­n lassen.

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