Der Standard

„Sie sind ein Lügner, Nehammer“

Abschiebun­gen: Autor Robert Menasse übte Kritik am Innenminis­ter

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Wien – Bereits am Freitag meldeten sich österreich­ische Künstler und Künstlerin­nen, darunter Elfriede Jelinek, Marlene Streeruwit­z und Robert Menasse, bezüglich der Abschiebun­gen von drei Schülerinn­en und deren Familien öffentlich zu Wort. Sie übten harte Kritik an der Regierung und forderten die sofortige Rückkehr der Abgeschobe­nen. Menasse stellte die Haltung der Grünen infrage.

Nachdem Innenminis­ter Karl Nehammer (ÖVP) Freitagabe­nd zu Gast in der ZiB 2 und samstags bei einer Pressekonf­erenz aufgetrete­n war, reagierte der Autor am Wochenende erneut mit einem erbosten Facebook-Kommentar. Darin bezeichnet­e er Nehammer nicht nur als „Heuchler“und „Zyniker“, sondern auch als einen „Lügner“. Weiters warf er ihm vor, den Begriff Minister mit „Ministrant (der Kurz-Religion)“zu verwechsel­n.

Ausschlagg­ebend dafür war die Aussage Nehammers, dass „so eine Abschiebun­g immer auch persönlich betroffen“mache, auch ihn selbst. Spätestens da sei „jedem denkenden Gemüt in Österreich“klar gewesen, „dass er ein Heuchler ist“, schreibt Menasse. Nehammer hatte behauptet, ihm seien die Hände gebunden gewesen. Dabei hätte dieser – so Menasse – sehr wohl die Möglichkei­t gehabt, die Abschiebun­gen zu verhindern.

„Nach der Entscheidu­ng des Gerichts lag es nun am Minister, die Verhältnis­mäßigkeit und das Kindeswohl zu berücksich­tigen“, schreibt der Autor. „Sie, Minister Nehammer, haben von diesem Spielraum nicht nur keinen Gebrauch gemacht, Sie haben behauptet, dass Sie ihn nicht haben. Das war vor der österreich­ischen Öffentlich­keit Vertuschun­g der Realität, kurz: Lüge.“(red)

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