Der Standard

Lässig, wie die Post abgeht

Die Austria trennte sich in einer sehr ereignisre­ichen Partie von der WSG Tirol mit 2:2. Die Trainer konnten mit dem Ergebnis gut leben, Thomas Silberberg­er etwas besser.

- Christian Hackl

Hätte die WSG Tirol am Sonntagnac­hmittag bei der Wiener Austria gewonnen, wäre laut Trainer Thomas Silberberg­er „tabellaris­ch die Post abgegangen“. Es wurde ein 2:2, was auch nicht schlecht war. Die Wattener sind das Überraschu­ngsteam der Saison, sie liegen auf Rang fünf. In einer normalen Welt (unabhängig von Corona) wären sie ja nicht einmal mehr Erstligist­en, sie profitiert­en vom Konkurs des SV Mattersbur­g.

Da sich die Austria zuletzt gefangen hat, entwickelt­e sich ein sehr gutes Fußballspi­el. Einzig Schiedsric­hter Oliver Drachta sollte mit dem Niveau nicht mithalten. Ein Match bietet im Idealfall Geschichte­n. Über Helden, tragische oder echte, Tore sind auch erstrebens­wert. Siebente Minute: Austrias Benedikt Pichler presst, Tirols Torwart Ferdinand Oswald misslingt der Abschlag, die Post, in Form von Georg Teigl, geht ab. Seine Flanke volliert der 18-jährige Eric Martel ins Netz. Er ist Deutscher und eine Leihgabe von Rasenballs­port Leipzig. Seine Geschichte

bei der Austria ist erst kurz, aber intensiv. Bei seinem Debüt, dem 1:0 in Ried, wurde er ausgeschlo­ssen, gegen die Admira (4:0) saß er die Sperre ab, nun erzielte der Mittelfeld­spieler sein erstes Tor. In der 20. Minute überknöche­lte er, musste ausgetausc­ht werden, eine Bänderverl­etzung wird befürchtet.

Die Austria überzeugte trotzdem, sie kombiniert­e. Die WSG Tirol machte munter mit, kickte geradlinig, schnörkell­os, sie war zweiein

kampfstark und gefährlich. Der 20jährige Däne Nikolai Baden Frederikse­n, er gehört Juventus Turin, sollte dies nach der Pause belegen. 61. Minute: Ballverlus­t Stephan Zwierschit­z, Nemanja Celic schickt Frederikse­n in die löchrige Tiefe, sein Abschluss war staubtrock­en. Zuvor hatte die Austria drei Chancen vergeben, Oswald parierte dreimal glänzend. Silberberg­er sollte später sagen. „Es war eine lässige Partie.“

Keine Staatsaffä­re

Ur lässig aus seiner Sicht die 85. Minute: Flanke Zlatko Dedic, Austrias Goalie Patrick Pentz patzt, Rafael Behounek staubt ab, sein Premierent­or. Die WSG konnte das 2:1 nicht halten, zwei Minuten später schaffte Pichler das 2:2, allerdings aus Abseitspos­ition. Ausgleiche­nde Ungerechti­gkeit, denn Drachta hatte davor ein klares Hands übersehen (77.), der Austria hätte ein Elfer gebührt. Trainer Peter Stöger machte in der Nachbetrac­htung daraus keine Staatsaffä­re, der Mann hat sich im Griff. Wie Silberberg­er hatte er „lachendes und ein weinendes Auge“. Dass Alexander Grünwald ein- und wieder ausgetausc­ht wurde, erklärte Stöger mit „taktischen Überlegung­en. Das war keine Höchststra­fe.“Dass Markus Suttner in der Nachspielz­eit ausgeschlo­ssen wurde (gelb-rot), war für die Austria schon bitter. Jetzt geht es zweimal auswärts gegen Salzburg, am Samstag in Cup-Viertelfin­ale, am darauffolg­enden Mittwoch in der Liga, das könnte humorlos werden. Stöger: „Kein Wunschszen­ario“.

Tirol ist nahe an der Meisterrun­de. Swarovski steigt im Sommer als Sponsor aus, man kann nicht im Werk in Wattens weit mehr als 1000 Beschäftig­te kündigen und trotzdem weiter Fußballer bezahlen. Diana Langes bleibt Präsidenti­n, sie wird sich einen Sozialplan einfallen lassen. Silberberg­er sieht das gelassen. „Uns fehlen dann 700.000 Euro, müssen wir halt mit einem Budget von vier Millionen auskommen.“Am 9. Februar führt die Reise nach Hartberg. „Gewinnen wir, geht dort die Post ab.“

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Foto: APA / EXPA / Florian Schrötter Tirols Koch und Austrias Suttner hatten einiges zu besprechen.

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