Der Standard

Regierung lässt in Volksschul­en wieder Präsenzunt­erricht zu

Schichtbet­rieb für Unter- und Oberstufen Lockerunge­n auch im Handel geplant

-

Wien

– Nach langwierig­en Gesprächen mit den Landeshaup­tleuten, der Opposition sowie Expertinne­n und Experten präsentier­te die Regierung am späten Montagnach­mittag den weiteren Weg durch die Corona-Pandemie. Vor allem das Thema Schule war wie schon bei früheren Lockdown-Enden ein besonders heikler Punkt. Die Einigung sah dann so aus: Die Volksschul­en sollen als erste Schulform ab 8. Februar wieder komplett geöffnet werden und Präsenzunt­erricht für alle Kinder anbieten. Die Unterstufe­n und Oberstufen werden hingegen im Schichtbet­rieb geführt.

Voraussetz­ung für den Schulbesuc­h vor Ort ist für alle Schultypen, dass die Schülerinn­en und Schüler an den Corona-Tests, die einen möglichst sicheren Schulbetri­eb ermögliche­n sollen, teilnehmen. „Am Präsenzunt­erricht kann nur teilnehmen, wer sich testen lässt“, hieß es dazu. Wer den Test verweigert, muss ins Homeschool­ing. Laut STANDARD-Informatio­nen sollen alle Schüler zwei Mal pro Woche (Montag und Mittwoch) mit den bereits jetzt verwendete­n Antigen-Nasentests getestet werden.

Auch der Handel darf die Geschäfte unter strengeren Auflagen aufmachen. Es gilt eine FFP2-Maskenpfli­cht für Kunden, außerdem müssen pro Kunden 20 Quadratmet­er im Laden zur Verfügung stehen.

Gute Nachrichte­n auch für Museen, Galerien, Tiergärten etc. Sie dürfen mit den gleichen Einschränk­ungen wie der Handel öffnen.

Sogenannte körpernahe Dienstleis­tungen (z. B. von Friseuren) können, so der Kunde oder die Kundin einen negativen Test, der nicht älter als 48 Stunden ist, vorweist, wieder in Anspruch genommen werden.

Die Ausgangsbe­schränkung­en bleiben zwischen 20 und 6 Uhr aufrecht, untertags dürfen sich demnächst zwei Haushalte treffen.

Höhere Strafen

Verschärfu­ngen gibt es übrigens auch: Die Organstraf­mandate bei Verstößen gegen die Covid-Maßnahmen (FFP2-Maskenpfli­cht und Zwei-Meter-Mindestabs­tand) werden erhöht. Außerdem werden strengere Grenzregel­ungen für die Einreise aus dem Ausland kommen.

Die Lockerunge­n des Lockdowns sind vorgesehen, obwohl das Ziel von rund 700 Fällen pro Tag trotz der diversen Einschränk­ungen bei weitem nicht erreicht wurde. (red)

Herunterge­lassene Rollbalken, da und dort verstaubte Auslagen. Darin Saisonware wie Winterjack­en und -stiefeln, für die sich heuer im schlimmste­n Fall keine Abnehmer mehr finden werden, Sportartik­el wie Skier, auf die man dank des abgeblasen­en Skiurlaubs heuer wohl gut verzichten kann, mit Rabattmark­erln, eindeutig aus der Vorweihnac­htszeit, und verschämte­n Aufklebern mit dem Hinweis an die Kunden, dass man gerne online bestellen und vor Ort abholen möge. Nur leider ist ebenda zu.

Die gewöhnlich blitzblank polierten und nach allen Regeln der Kunst verführeri­sch gestaltete­n Aushängesc­hilder des heimischen stationäre­n Handels abseits der Lebensmitt­elund Drogerieke­tten zeigen deutliche Spuren der mehrwöchig­en Corona-Vergangenh­eit. Der Handel zählt neben der Gastronomi­e und der Hotellerie zu den besonders gebeutelte­n Branchen in der Pandemie. Das lässt sich mittlerwei­le ganz gut an zahlreiche­n kleineren und größeren Anzeichen in den Einkaufsst­raßen und -zentren Österreich­s ablesen.

Seit fünf Wochen haben die Geschäfte geschlosse­n. Doch nun darf mit Montag, dem 8. Februar, wieder geöffnet werden. Vorsichtig, maßvoll, mit klaren Regeln, die Landeshaup­tleute

Regina Bruckner

machten unisono klar, dass sie Bilder wie jene vor Weihnachte­n, mit langen Schlangen vor Geschäften und Miniabstän­den bei den Kassen, nicht wieder sehen wollen.

Die FFP2-Maske, die mittlerwei­le schon im Lebensmitt­elhandel erprobt werden konnte, bleibt Pflicht. Dazu kommt eine Beschränku­ng der Kundenzahl in Geschäftsl­okalen. Das ist aus früheren Öffnungssc­hritten bekannt. Im Mai des Vorjahres war ein Kunde pro zehn Quadratmet­er erlaubt. Die Handelsver­treter sprachen sich für 16 Quadratmet­er pro Kunde aus, am Ende wurden 20 Quadratmet­er daraus. So oder so bedeutet das: Ist der Andrang zu groß, heißt es draußen warten.

Gebeutelte Betriebe

Handelsver­treter drängen seit Wochen auf eine Öffnung. Nach Weihnachte­n, 18. Jänner, 24. Jänner, der wiederholt­e Ruf nach Aufsperren verhallte angesichts der hohen Infektions­zahlen bislang ungehört. Der Handelsver­band und Kammerfunk­tionäre verwiesen in regelmäßig­en Appellen an die Regierung auf die Vielzahl der gebeutelte­n Betriebe, die wohl nicht mehr lange durchhalte­n würden. Mit ihnen seien tausende Arbeitsplä­tze bedroht. Zudem sei man gut gerüstet – mit Abstandsre­geln

und Masken, ohnedies sei der Handel kein Corona-Hotspot, hielte sich der Kunde dort im Schnitt doch nur 13 Minuten auf, hieß es wiederholt. Auch die Bevölkerun­g wisse man auf seiner Seite, führte der Handelsver­band jüngst eine Market-Umfrage ins Treffen, in der sich eine deutliche Mehrheit von 72 Prozent für rasche Lockerunge­n im Handel und bei persönlich­en Dienstleis­tungen ab 8. Februar ausgesproc­hen hätte.

Was Letztere betrifft: Auch für sie gibt es nun nach Wochen des Wartens grünes Licht. Nicht nur Friseure, sondern auch Fußpfleger oder Tätowierer dürfen ab Montag wieder am Mann oder an der Frau tätig sein. Voraussetz­ung dafür ist allerdings neben der Maskenpfli­cht zusätzlich ein Test, dieser darf nicht älter als 48 Stunden sein.

Für manche könnte die Öffnung zu spät kommen. Auch wenn mit einer Insolvenzw­elle erst gerechnet wird und Möbelhändl­er, Baumärkte und Elektronik­fachhandel gut durch die Krise kommen, ausgeräumt­e Gassenloka­le mit dem Hinweis „Geschäftsr­aum zu vermieten“mehren sich. Die Traditions­unternehme­r Hans und Georg Bundy melden für ihre zehn Style-in-Standorte Insolvenz an, man will sie umkrempeln und weitermach­en.

 ??  ?? Ein geschlosse­nes Geschäft in Wien. Solche und ähnlich triste Bilder finden sich in ganz Österreich.
Ein geschlosse­nes Geschäft in Wien. Solche und ähnlich triste Bilder finden sich in ganz Österreich.

Newspapers in German

Newspapers from Austria