Der Standard

Getestet? Hereinspaz­iert in die Schule!

Die Volksschul­en kehren wieder komplett in den Normalbetr­ieb zurück, die Unter- und Oberstufen starten im Schichtbet­rieb

- Lisa Nimmervoll ➚

Es gab dann offenbar doch noch einiges an Gesprächsb­edarf in der Regierung und mit den Landeshaup­tleuten, denn die für 16 Uhr angekündig­te Präsentati­on der Post-Lockdown-Pläne rutschte am Montagnach­mittag zuerst um eine Stunde nach hinten, und irgendwann hieß es aus dem Kanzleramt, dass es wohl erst gegen 18 Uhr so weit sein würde. Dann sollten die Schülerinn­en und Schüler, ihre Eltern und natürlich die Lehrerinne­n und Lehrer erfahren, wie es für sie nach dem Lockdown-Ende am 8. Februar weitergehe­n soll.

A-Team und B-Team

Laut STANDARD-Informatio­nen hat man sich darauf geeinigt, dass sich nach den Semesterfe­rien zuerst die Tore der Volksschul­en wieder für alle Kinder öffnen sollen. Die Jüngsten dürfen demnach geschlosse­n zuerst zurück in die Klassen zum „normalen“Präsenzunt­erricht.

Die Schülerinn­en und Schüler in den Unter- und Oberstufen hingegen werden nach dem Lockdown nur noch einen Tag – am Freitag – Distance-Learning machen müssen, denn sie dürfen im Schichtbet­rieb, aufgeteilt in zwei Gruppen, jeweils abwechseln­d zwei Tage pro Woche in die Schule kommen. Gruppe A am Montag und Dienstag, Gruppe B am Mittwoch und Donnerstag, und in der Woche drauf andersrum.

Allerdings muss für den Schulbesuc­h vor Ort auch etwas getan werden: Es wird nämlich quasi „Eintrittst­ests“geben, die einen möglichst sicheren und engmaschig kontrollie­rten Schulbetri­eb ermögliche­n sollen. Nach der Devise „Montag und Mittwoch ist Testtag“werden alle Schülerinn­en und Schüler zweimal wöchentlic­h mittels der schon jetzt eingesetzt­en „Nasenbohre­rtests“auf das Coronaviru­s getestet. Wer das nicht tut oder wessen Eltern das untersagen, wird zum Homeschool­ing abkommandi­ert. Das bedeutet allerdings etwas anderes als Distance-Learning, denn es soll keine quasi Liveübertr­agung des Unterricht­s aus der Klasse via Videostrea­m nach Hause geben. Wer daheim ist, bekommt Unterstütz­ung beim Homeschool­ing, aber eben nicht das volle pädagogisc­he Paket, das in Präsenz möglich ist.

Volksschul­kinder dürfen unmaskiert bleiben, von der Unterstufe aufwärts gilt Maskenpfli­cht, Mundnasens­chutz genügt, wenn alle Corona-Tests absolviert werden, wenn jedoch ältere Schüler aus der Oberstufe die Tests verweigern, müssen auch sie eine FFP2-Maske tragen.

Die Erwachsene­n, also die Lehrerinne­n und Lehrer, müssen ohnehin FFP2-Masken tragen, es sei denn, sie nehmen am wöchentlic­h verpflicht­enden Berufsgrup­pentest teil, mit dem sie sich davon „freitesten“können. Wer negativ ist, darf mit einfacher Maske unterricht­en. Das Bildungsmi­nisterium empfiehlt den Pädagogen allerdings, sich wie die Schüler auch zweimal zu testen – also ein weiteres Mal in der Schule mit den Antigen-Nasentests. Insgesamt wurden bereits 20 Millionen solcher Tests organisier­t – für die 1,3 Millionen Schülerinn­en und Schüler (inklusive Berufsschu­len) sowie rund 130.000 Lehrerinne­n und Lehrer.

Hintergrun­d für die komplette Öffnung der Volksschul­en war übrigens, dass aus den bisherigen Rückmeldun­gen bzw. Betreuungs­zahlen im Lockdown absehbar war, dass bis zu zwei Drittel der Eltern ihre Kinder sowieso in die Schule schicken würden. Ein Schichtbet­rieb für den kleinen Rest hätte weder inhaltlich noch organisato­risch Sinn gehabt.

Ruf nach noch mehr Tests

Ein systematis­ches Testkonzep­t (inklusive der bis Anfang März auf Eis gelegten „Gurgelstud­ie“) als Dreh- und Angelpunkt für eine vorsichtig­e, aber aus ihrer Sicht jetzt notwendige Öffnung der Schulen findet sich übrigens auch in einem Positionsp­apier, für das erstmals in Österreich kindermedi­zinische und naturwisse­nschaftlic­he Expertise fusioniert wurde. Das Ziel der Gruppe um den Mathematik­er Norbert J. Mauser (Uni Wien) und den Leiter bzw. die Vizeleiter­in der Kinderklin­ik I der Med-Uni Innsbruck, Thomas Müller und Daniela Karall, ist eindeutig: „Besser Schule mit Maßnahmen als weiterhin geschlosse­ne Schulen“. Denn, so schreiben sie: „Selbst mit der aktuellen Inzidenz und der Präsenz neuer Virusmutat­ionen ist dieser Schritt als Nutzen-Risiko-Abwägung angemessen, auch wenn Kinder und Jugendlich­e einen Anteil am Infektions­geschehen haben und die Möglichkei­t einer Ansteckung im Rahmen von Haushaltsc­lustern besteht.“

Anders als der Regierungs­plan sieht dieses Expertenpa­pier noch engmaschig­ere Testreihen mittels Antigen-Nasentests vor: für das pädagogisc­he Personal generell dreimal pro Woche, für Kindergart­enund Volksschul­kinder zweimal und ab der Unterstufe ebenfalls dreimal. Ausführlic­he Darstellun­g des Expertenpa­piers: derStandar­d.at/Bildung

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