Getestet? Hereinspaziert in die Schule!
Die Volksschulen kehren wieder komplett in den Normalbetrieb zurück, die Unter- und Oberstufen starten im Schichtbetrieb
Es gab dann offenbar doch noch einiges an Gesprächsbedarf in der Regierung und mit den Landeshauptleuten, denn die für 16 Uhr angekündigte Präsentation der Post-Lockdown-Pläne rutschte am Montagnachmittag zuerst um eine Stunde nach hinten, und irgendwann hieß es aus dem Kanzleramt, dass es wohl erst gegen 18 Uhr so weit sein würde. Dann sollten die Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern und natürlich die Lehrerinnen und Lehrer erfahren, wie es für sie nach dem Lockdown-Ende am 8. Februar weitergehen soll.
A-Team und B-Team
Laut STANDARD-Informationen hat man sich darauf geeinigt, dass sich nach den Semesterferien zuerst die Tore der Volksschulen wieder für alle Kinder öffnen sollen. Die Jüngsten dürfen demnach geschlossen zuerst zurück in die Klassen zum „normalen“Präsenzunterricht.
Die Schülerinnen und Schüler in den Unter- und Oberstufen hingegen werden nach dem Lockdown nur noch einen Tag – am Freitag – Distance-Learning machen müssen, denn sie dürfen im Schichtbetrieb, aufgeteilt in zwei Gruppen, jeweils abwechselnd zwei Tage pro Woche in die Schule kommen. Gruppe A am Montag und Dienstag, Gruppe B am Mittwoch und Donnerstag, und in der Woche drauf andersrum.
Allerdings muss für den Schulbesuch vor Ort auch etwas getan werden: Es wird nämlich quasi „Eintrittstests“geben, die einen möglichst sicheren und engmaschig kontrollierten Schulbetrieb ermöglichen sollen. Nach der Devise „Montag und Mittwoch ist Testtag“werden alle Schülerinnen und Schüler zweimal wöchentlich mittels der schon jetzt eingesetzten „Nasenbohrertests“auf das Coronavirus getestet. Wer das nicht tut oder wessen Eltern das untersagen, wird zum Homeschooling abkommandiert. Das bedeutet allerdings etwas anderes als Distance-Learning, denn es soll keine quasi Liveübertragung des Unterrichts aus der Klasse via Videostream nach Hause geben. Wer daheim ist, bekommt Unterstützung beim Homeschooling, aber eben nicht das volle pädagogische Paket, das in Präsenz möglich ist.
Volksschulkinder dürfen unmaskiert bleiben, von der Unterstufe aufwärts gilt Maskenpflicht, Mundnasenschutz genügt, wenn alle Corona-Tests absolviert werden, wenn jedoch ältere Schüler aus der Oberstufe die Tests verweigern, müssen auch sie eine FFP2-Maske tragen.
Die Erwachsenen, also die Lehrerinnen und Lehrer, müssen ohnehin FFP2-Masken tragen, es sei denn, sie nehmen am wöchentlich verpflichtenden Berufsgruppentest teil, mit dem sie sich davon „freitesten“können. Wer negativ ist, darf mit einfacher Maske unterrichten. Das Bildungsministerium empfiehlt den Pädagogen allerdings, sich wie die Schüler auch zweimal zu testen – also ein weiteres Mal in der Schule mit den Antigen-Nasentests. Insgesamt wurden bereits 20 Millionen solcher Tests organisiert – für die 1,3 Millionen Schülerinnen und Schüler (inklusive Berufsschulen) sowie rund 130.000 Lehrerinnen und Lehrer.
Hintergrund für die komplette Öffnung der Volksschulen war übrigens, dass aus den bisherigen Rückmeldungen bzw. Betreuungszahlen im Lockdown absehbar war, dass bis zu zwei Drittel der Eltern ihre Kinder sowieso in die Schule schicken würden. Ein Schichtbetrieb für den kleinen Rest hätte weder inhaltlich noch organisatorisch Sinn gehabt.
Ruf nach noch mehr Tests
Ein systematisches Testkonzept (inklusive der bis Anfang März auf Eis gelegten „Gurgelstudie“) als Dreh- und Angelpunkt für eine vorsichtige, aber aus ihrer Sicht jetzt notwendige Öffnung der Schulen findet sich übrigens auch in einem Positionspapier, für das erstmals in Österreich kindermedizinische und naturwissenschaftliche Expertise fusioniert wurde. Das Ziel der Gruppe um den Mathematiker Norbert J. Mauser (Uni Wien) und den Leiter bzw. die Vizeleiterin der Kinderklinik I der Med-Uni Innsbruck, Thomas Müller und Daniela Karall, ist eindeutig: „Besser Schule mit Maßnahmen als weiterhin geschlossene Schulen“. Denn, so schreiben sie: „Selbst mit der aktuellen Inzidenz und der Präsenz neuer Virusmutationen ist dieser Schritt als Nutzen-Risiko-Abwägung angemessen, auch wenn Kinder und Jugendliche einen Anteil am Infektionsgeschehen haben und die Möglichkeit einer Ansteckung im Rahmen von Haushaltsclustern besteht.“
Anders als der Regierungsplan sieht dieses Expertenpapier noch engmaschigere Testreihen mittels Antigen-Nasentests vor: für das pädagogische Personal generell dreimal pro Woche, für Kindergartenund Volksschulkinder zweimal und ab der Unterstufe ebenfalls dreimal. Ausführliche Darstellung des Expertenpapiers: derStandard.at/Bildung