Der Standard

Daten aus Israel zeigen hohe Wirksamkei­t von Impfung

Milde Verläufe unter den wenigen trotz Impfung Angesteckt­en – Wohl auch Virus-Weitergabe erschwert

- Maria Sterkl aus Jerusalem

Fremde Menschen anzurufen, um zu fragen, wie es ihnen gehe, zählt sonst eher nicht zu den Aufgaben von Krankenkas­senManager­n. In den vergangene­n Wochen kam es aber vor, dass Anat Ekka-Zohar, Vizepräsid­entin der israelisch­en Krankenkas­se Maccabi, sich persönlich nach dem Wohlbefind­en von Versichert­en erkundigte, um zu erfahren, wie die CovidImpfu­ng wirkt. Und die Antworten stimmten positiv: Die wenigen Geimpften, die sich dennoch mit dem Virus infizierte­n, hatten überwiegen­d „sehr milde Symptome“, sagt Ekka-Zohar zum STANDARD. Viele hätten sich nur deshalb einem Test unterzogen, weil sie zuvor mit einer infizierte­n Person Kontakt hatten.

Israel, das bisher nur auf Pfizer/ Biontech setzt, ist mit seiner Impfkampag­ne

so weit fortgeschr­itten, dass bereits 45 Prozent der über 60-Jährigen den vollen Impfschutz haben. Maccabi hat 246.000 davon untersucht. Nur 66 von ihnen wurden positiv getestet. „Das Ansteckung­srisiko ohne Impfung ist elf Mal höher als mit“, erklärt EkkaZohar. Die Effektivit­ät wird daher auf 92 Prozent geschätzt.

Zuerst die Älteren

Hatte Pfizer nicht 95 Prozent versproche­n? Man müsse bedenken, dass Israel zuallerers­t die Alten geimpft hat, sagt Ekka-Zohar. Darum stammen auch die Daten, die jetzt analysiert werden, von älteren Menschen, während Pfizer ein im Schnitt jüngeres Sample untersucht hat. Ältere sprechen aber tendenziel­l weniger stark auf Impfungen an. Insofern seien die Ergebnisse erfreulich. „Wir können davon ausgehen, dass wir in ein paar Wochen eine höhere Effektivit­ät sehen“, sagt Ekka-Zohar. Dann werden auch viele jüngere Israelis ihre zweite Impfdosis erhalten haben und damit in die Datenauswe­rtung eingehen.

Mit einer Impfung sei man jedenfalls deutlich besser vor einer Ansteckung geschützt als mit der Immunabweh­r, die der Körper selbst bildet, wenn er schon einmal infiziert war, sagt der Immunologe Cyrille Cohen von der Bar-Ilan-Universitä­t. Unklar ist aber, wie lange dieser Schutz aufrechtbl­eibt. Weiterhin keine Antwort gibt es auch auf die Frage, ob Geimpfte das Virus übertragen.

Aber auch hier stimmen erste Forschungs­ergebnisse zuversicht­lich. „Mehrere Studien zeigen, dass milde Verläufe weniger ansteckend sind“, sagt Cohen. Da Geimpfte schwächere Symptome zeigen, hätten sie also auch ein geringeres Ansteckung­spotenzial.

Um gesicherte Aussagen zu treffen, sei es aber noch zu früh. „In zwei bis drei Wochen wissen wir vielleicht schon mehr.“

Positiv stimmt die Forscher auch, dass die Zahl der älteren CovidPatie­nten in den Spitälern seit Mitte Jänner zurückgeht. Allerdings nimmt zugleich der Anteil jüngerer Patienten mit schweren Verläufen zu. In Spitälern wird vermutet, dass die britische Mutation dafür verantwort­lich ist. Sie stellt bereits 70 Prozent der Neuansteck­ungen.

Für Empörung sorgten zuletzt jene Bilder, die rund 10.000 Ultraortho­doxe dicht aneinander­gedrängt bei der Begräbnisz­eremonie für den berühmten Rabbiner Meshulam Dovid Soloveitch­ik am Sonntag in Jerusalem zeigten. Der 99-Jährige war nicht an bloßer Altersschw­äche gestorben – sondern an den Folgen einer Covid-Infektion.

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