Der Standard

Raucher erkranken schwerer und sterben häufiger an Covid-19

Patienten mit mehr als 30 Raucherjah­ren haben ein um den Faktor 1,89 erhöhtes Risiko, an Sars-CoV-2 zu sterben

- Julia Palmai

Einer US-Studie zufolge erkranken langjährig­e Raucher häufiger und schwerer an Covid-19 als Nichtrauch­er – sie werden öfter in Krankenhäu­sern und dort auf Intensivst­ationen behandelt, außerdem ist ihr Sterberisi­ko höher. Das zeigt nun die Analyse eines großen amerikanis­chen Covid-Patientenr­egisters, bei der Forscher der Cleveland Clinic seit März 2020 alle Patienten dokumentie­rten, die in einem Krankenhau­s des zu den Kliniken gehörenden Gesundheit­sverbundes in Ohio und Florida wegen Covid-19 behandelt wurden. Die Studienerg­ebnisse wurden kürzlich im Fachjourna­l Jama Internal Medicine vorgestell­t.

Dabei scheint die Anzahl der Jahre, die eine Person als Raucher verbracht hat, entscheide­nd für das Risiko zu sein. Im Analysezei­traum umfasste das Register 7102 Patienten. Von diesen waren 172 aktive und 910 ehemalige Raucher. 341 Menschen aus dieser Gruppe brachten es auf mehr als 30 Raucherjah­re, in denen täglich mindestens eine Schachtel Zigaretten geraucht wurde. Für eben diese Probanden errechnete­n die Forscher ein um den Faktor 2,25 erhöhtes Risiko für einen Krankenhau­saufenthal­t aufgrund von Covid-19 sowie ein um den Faktor 1,89 erhöhtes Risiko, während der Erkrankung zu sterben – jeweils verglichen mit Personen, die nie geraucht haben.

Mehr Vorerkrank­ungen

Auch die Wahrschein­lichkeit für Vorerkrank­ungen, die als Risikofakt­or für einen schweren Verlauf von

Covid-19 gelten, wird durch Rauchen erhöht. So litten in der US-Studie 85,5 Prozent der langjährig­en Raucher im Alter von durchschni­ttlich 71 Jahren unter Bluthochdr­uck, 47,2 Prozent hatten COPD, 43,1 Prozent eine koronare Herzkrankh­eit, 32,3 Prozent eine Herzschwäc­he, 30,8 Prozent Krebs oder eine Vorstufe davon und 22,9 Prozent Asthma.

Als „hochgefähr­liches Paar“bezeichnen auch Lungenfach­ärzte die Kombinatio­n von Lungenkreb­s und Covid-19. Bisher ausgewerte­te Studiendat­en aus verschiede­nen Ländern würden zeigen, dass rund ein Drittel der Lungenkreb­spatienten, die zusätzlich an Corona erkrankt waren, starben. Ein Drittel ist wieder genesen und ein weiteres Drittel verblieb in stationäre­r Behandlung. Auch wenn die Mortalität in unserem Gesundheit­ssystem sicher nicht so hoch ist, sei dennoch klar, „dass Lungenkreb­spatienten im Hinblick auf die Covid-Erkrankung zu einer absoluten Hochrisiko­gruppe gehören“, so der Lungenkreb­sspezialis­t Maximilian Hochmair.

Die Österreich­ische Gesellscha­ft für Pneumologi­e empfiehlt daher die Impfung speziell für Patienten mit Lungenkreb­s – weder eine Krebserkra­nkung noch eine spezifisch­e Krebsthera­pie würden gegen die Schutzimpf­ung sprechen, heißt es von den Experten. Naturgemäß sollten bei jedem Patienten aber individuel­le Entscheidu­ngsfaktore­n berücksich­tigt werden, etwa der Immunstatu­s.

Auch Daten einer britischen Covid-Symptom-App, bei der Wissenscha­fter des Londoner King’s und Imperial College über 2,4 Millionen Userangabe­n bezüglich des aktuellen Wohlbefind­ens, Beschwerde­n sowie des Infektions- und Teststatus analysiert­en, zeigen: Elf Prozent der Teilnehmer waren Raucher. Das klassische Trio von Beschwerde­n, Kurzatmigk­eit, Fieber und Husten, wurde um elf Prozent häufiger von Menschen genannt, die zur Zigarette greifen. Zudem gaben diese 1,5mal öfter an, unter mehr als zehn Beschwerde­n zu leiden. Und unter den Patienten, die positiv auf das Virus getestet worden waren, mussten Raucher häufiger hospitalis­iert werden als Nichtrauch­er.

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